Emmi Engelbrecht und Rolf Stuke haben es sich bequem gemacht. Auf ihren Stühlen sitzen sie vor dem gemeinsamen Wohnmobil – und genießen die malerische Aussicht auf den Bodensee. „Wir sind schon ein paar Tage unterwegs, waren in Radolfzell und in Bregenz“, erzählt Stuke. Auch Meersburg, die Reichenau und Konstanz haben sich die beiden angesehen. An diesem Montag gehören sie zu den allerersten, die auf dem Campingplatz Schloß Kirchberg in Immenstaad übernachten werden. Heute ist Saisonauftakt – die Camper sind wieder da!

Emmi Engelbrecht und Rolf Stuke haben es sich bequem gemacht und genießen ihren Urlaub.
Emmi Engelbrecht und Rolf Stuke haben es sich bequem gemacht und genießen ihren Urlaub. | Bild: Benjamin Schmidt

Gewerbetreibende freuen sich auf die Saison

Auf die Bodenseegäste bereiten sich allerorts Touristiker vor. Ute Stegmann, Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee-Tourismus (DBT), präsentierte am Montagmittag, kurz bevor die Camper am See ankamen, die Aussicht für das Jahr 2023. Und diese lautet: Der Tourismus hat sich wieder erholt. Stegmann: „Die 15 Orte, von denen wir die Zahlen gemeldet bekommen, haben uns für das vergangene Jahr gemeldet: Sie liegen nur noch ein Prozent unter dem Niveau von 2019.“ Anders formuliert: Die Krisenjahre der Coronazeit sind zunächst mal vorbei. Aufatmen am See.

Ute Stegmann ist Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus Gesellschaft.
Ute Stegmann ist Geschäftsführerin der Deutschen Bodensee Tourismus Gesellschaft. | Bild: Benjamin Schmidt (Archiv)

Auf eine gute Saison freuen sich auch Katrin und Thorsten Tusch. Die beiden leiten in diesem Jahr erstmals den Betrieb auf dem Campingplatz Schloß Kirchberg. „Wir kommen ursprünglich aus Kassel“, erzählt Katrin Tusch. Ganz neu im Geschäft sind die gelernte Friseurin und der Heizungsbauer allerdings nicht: Im Vorjahr haben sie sich um die Camper am Brombachsee gekümmert. Das Leben auf dem Platz? Damit erfüllen die beiden sich einen Traum.

Katrin und Thorsten Tusch kümmern sich im Jahr 2023 um die Camper auf dem Platz Schloß Kirchberg.
Katrin und Thorsten Tusch kümmern sich im Jahr 2023 um die Camper auf dem Platz Schloß Kirchberg. | Bild: Benjamin Schmidt

Dass die Saison am Bodensee ziemlich gut werden könnte – wenn das Wetter mitspielt – zeigt auch der Blick auf die Buchungsanfragen an Katrin und Thorsten Tusch. Von Gründonnerstag bis Ostern sind bereits alle 333 Plätze ausgebucht, die Pfingstferien sowieso. „Im Juli sind noch ein paar Plätze frei“, sagt Katrin Tusch. Bald wird es also schwer, ganz spontan am Bodensee zu campen. Die fünf Gäste, die sich am ersten Tag der Saison eingefunden haben, sind ganz spontan vorbeigekommen.

So wie Günther Beining und Nancy Zuang: Die beiden sind mit einem Mietcamper unterwegs, kommen ursprünglich aus Palzem an der Mosel. „Heute ist der erste Tag hier?“, fragt Günther Beining. „Das wusste ich gar nicht“, fährt er fort und lacht. Die beiden sind schon seit Mittwoch unterwegs, haben sich Heidelberg, Bamberg, Wirsberg und das Kloster Andechs angeschaut. Ihr Favorit am Bodensee ist übrigens Immenstaad. „Da ist nicht ganz so viel los wie zum Beispiel in Meersburg“, findet Nancy Zuang. Die beiden sitzen, wie ihre Nachbarn auch, in der Nachmittagssonne und genießen die Aussicht.

Nancy Zuang und Günther Beining genießen die Sonne und trinken Limonade.
Nancy Zuang und Günther Beining genießen die Sonne und trinken Limonade. | Bild: Benjamin Schmidt

Genau für solche Bodensee-Erlebnisse wollen Ute Stegmann und ihre Kolleginnen von der DBT werben. Stolz sind sie auch auf den Titel, den das Schwäbische Meer Anfang des Jahres errungen hat: Bei der CMT, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit in Stuttgart, wurde der Bodensee als schönster See des Deutschlands gekürt. Aber auch darüber hinaus haben sie sich ins Zeug gelegt, um die Werbetrommel zu rühren.

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So soll etwa ein Blütenbarometer auf ihrer Internetseite Lust auf schöne Knospen und Bodensee-Pflanzen machen. Und digital affine Gäste sollen sich zudem bald über eine digitalisierte Version der Echt-Bodensee-Card freuen, an der sich seit diesem Jahr auch die Stadt Friedrichshafen beteiligt. Für die Gästekarte, mit der etwa der Öffentliche Nahverkehr genutzt werden kann, soll es bald eine App geben, die sich Touristen aufs Handy laden können. Auch Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen soll das Produkt enthalten. „Ende März, Anfang April soll die App starten“, so Stegmann.

So lässt es sich aushalten: Emmi Engelbrecht und Rolf Stuke genießen auf dem Campingplatz Schloß Kirchberg die Aussicht auf den Bodensee.
So lässt es sich aushalten: Emmi Engelbrecht und Rolf Stuke genießen auf dem Campingplatz Schloß Kirchberg die Aussicht auf den Bodensee. | Bild: Benjamin Schmidt

Billig war die Angelegenheit allerdings nicht: In Summe kostete die Lösung 308.000 Euro, das Land Baden-Württemberg beteiligte sich mit 50 Prozent Förderung. Den Rest trugen laut Ute Stegmann die insgesamt 29 Gemeinden in der Region der DBT sowie im Landkreis Konstanz. Denn auch auf der anderen Seeseite soll dieselbe Technologie verwendet werden – damit die Karten künftig mal jeweils auf der anderen Seeseite anerkannt werden.

All das ist für die Camper am See vorerst egal. Sie genießen das Wetter, trinken einen Schluck Limonade oder Kaffee und seufzen. Vor einer kalten Nacht fürchten sie sich übrigens nicht: Rolf Stuke: „Ich habe eine Fußbodenheizung bei mir im Wohnmobil.“ Die kälteste Nacht habe er mal gemütlich bei Minus 22 Grad verbracht. Doch auch weniger gut ausgerüstete Gäste werden sich bald wieder am Bodensee treffen.