Die Schalterhalle am Bodensee-Airport füllt sich nach und nach. Fluggäste reihen sich in die Schlange am Wizz-Air-Schalter ein. Beim Lufthansa-Check-in nebenan geben Passagiere gerade ihr Gepäck für den Flieger nach Frankfurt auf, machen sich dann mit ihrem Handgepäck auf den Weg zur Sicherheitskontrolle.

Drei Linienmaschinen starten an diesem Nachmittag noch von Friedrichshafen aus – nach Frankfurt, in die nordmazedonische Hauptstadt Skopje und nach Tuzla, eine Industriestadt im Nordosten von Bosnien und Herzegowina. Am Abend wird außerdem ein weiterer Flieger aus Frankfurt erwartet. Das sind mehr Verbindungen als an anderen Tagen im Winterhalbjahr, an denen es von Friedrichshafen lediglich Flüge nach Frankfurt gibt.

Während die Passagiere nach dem Security-Check in der Wartehalle auf ihren Flieger warten, legt hinter den Kulissen ihr Gepäck den Weg vom Check-in zum Flugzeug zurück. Am Abflugschalter erhalten die Gepäckstücke eine weiße Papierschlaufe, den sogenannten Baggage Tag, auf dem Daten wie Reiseziel, Fluggesellschaft und Flugnummer hinterlegt sind.

Auf der Gepäckförderanlage durchlaufen die eingecheckten Koffer und Taschen zunächst eine Sicherheitsstelle. „Mithilfe eines Scanners werden alle Gepäckstücke durchleuchtet“, erklärt David Kärmer, der als Head of Operational Services für die Abläufe in der Gepäckabfertigung, aber auch auf dem Flughafen-Vorfeld und in der Werkstatt verantwortlich ist.

Auffälligkeiten im Gepäck
Falls die Mitarbeiter, die den Scanner bedienen, Auffälligkeiten feststellen oder Gegenstände nicht eindeutig identifizieren können, werde das Gepäckstück auf ein anderes Band in Richtung Nachkontrolle umgeleitet. „Dann wird der Koffer in Anwesenheit des Passagiers geöffnet und nochmal kontrolliert. „Ist alles okay, geht es zurück in den Gepäckkreislauf“, sagt David Krämer.

Dann werden Koffer, Reisetaschen und Co. je nach Zielflughafen auf verschiedene Wägen gehoben und zu den Flugzeugen transportiert. „Momentan sind vor allem Dienstag und Samstag passagierreiche Tage“, sagt David Krämer und fügt hinzu: „Daher haben wir heute etwas mehr Gepäck.“ Samstags, wenn die englischen Skitouristen an- oder abreisen, seien schon mal ganze Wintersportausrüstungen dabei. „Im Vergleich zur Hauptreisezeit in den Sommermonaten ist das aber noch nichts“, betont er.

Jetzt ist Warten angesagt
Zurück im Wartebereich: Passagiere rollen ihre Handgepäckskoffer in Richtung Zoll, telefonieren, trinken einen Kaffee, lesen oder dösen vor sich hin. Auch Ingrid Wilke und Paul Flechsenhar warten auf ihren Flieger, über Frankfurt geht es für die beiden nach Hamburg. „Wir sind schon fast Vielflieger“, sagt Ingrid Wilke schmunzelnd. Sie ist gebürtige Hamburgerin, er kommt aus Langenargen. „Wir verbringen die Zeit abwechselnd am Bodensee und im Norden. In der Regel sind wir häufiger in Hamburg, besonders im Sommer aber gern hier.“

„Ein Traum“ seien die Direktflüge zwischen Hamburg und dem Bodensee gewesen, die die dänische Regional-Airline Sun Air vor einigen Jahren angeboten hatte. „Da sind wir um sieben los und um halb neun haben wir schon in Hamburg gefrühstückt“, sagt Ingrid Wilke. Im Februar 2020 war die Direktverbindung eingestellt worden, weil die Nachfrage nach Angaben der Airline weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Ein Jahr später wurden auch die Flüge nach Düsseldorf und Toulouse eingestellt, die Airline meldete Insolvenz an.
Inzwischen sind die Maschinen aus Frankfurt und Tuzla in Friedrichshafen gelandet und rollen fast zeitgleich aufs Vorfeld. Der Flieger aus Skopje wird mit etwas Verspätung ebenfalls in Kürze erwartet. „Jetzt geht‘s ab“, freut sich David Krämer. Die Kollegen des Bodenverkehrsdienstes stehen schon bereit. Mit den sogenannten Winkkellen – bei Dunkelheit mit Leuchtstäben – wird den Piloten der Weg zur Parkposition gewiesen.
„Sehen Sie das Licht da oben?“, fragt David Krämer und zeigt auf die Maschine, „so lange das blinkt, darf sich das Bodenpersonal dem Flieger noch nicht nähern.“ Dann kann‘s losgehen, Bremsklötze müssen unter die Reifen gelegt, das Flugzeug mit der externen Stromversorgung verbunden werden. „Ein Mitarbeiter stellt Pylonen rund um die Maschinen auf, dann wird die Treppe rangefahren, damit die Passagiere gleich aussteigen können“, erläutert Krämer die weiteren Arbeitsschritte.

Auch die Lufthansa-Maschine ist inzwischen geparkt, die Passagiere sind ausgestiegen und das Gepäck wird zur Ausgabe befördert. „Die Arbeitsschritte sind eigentlich bei jeder Maschine nahezu identisch“, sagt der Chef der Truppe. Manche Maschinen müssten betankt werden, andere nicht. Im Schnitt vergehen zwischen Landung der Maschine in Friedrichshafen und dem Abflug rund 35 bis 40 Minuten.
Digitales Pad für den Lademeister
„Wir können jetzt auch schon wieder beladen“, sagt David Krämer. Sein Kollege Dragan Mitrovic legt bereits ein Gepäckstück nach dem anderen aufs Band, das diese in den Gepäckraum des Flugzeugs befördert. Beim Beladen sei die Gewichtsverteilung entscheidend. „Der Lademeister bekommt auf seinem digitalen Pad sämtliche Daten angezeigt – unter anderem wie viel Kilo Gepäck eingeladen und wie sie auf die verschiedenen Sektoren verteilt werden müssen.“

Anders als bei großen Flughäfen wie Frankfurt oder München seien seine Mitarbeiter nicht nur für eine Sparte zuständig. „Da wir ein kleiner Flughafen sind, übernehmen wir vom Be- und Entladen bis zum Einweisen verschiedene Aufgaben.“ Beim Weltwirtschaftsforum hätten sie aufgrund des hohen Flugaufkommens und der winterlichen Temperaturen „wie die Weltmeister enteist“, erzählt er. Die allermeisten vom Vorfeld-Team sind außerdem in der Flughafenfeuerwehr.
Inzwischen sind die Passagiere für den Flug nach Frankfurt mit dem Bus zum Flieger gebracht worden und eingestiegen, das Gepäck ist verstaut, dann kann es gleich losgehen. „Mein Kollege Thomas Störr übernimmt hier jetzt das Bodencockpit, er ist also über das Headset mit dem Piloten verbunden und gibt ihm durch, wenn alles verladen und verschlossen ist“, sagt Krämer. Mit dem Daumen hoch bekommt er dann auch optisch das Signal, dass alles bereit ist.

Das Vorfeld-Team sei für den Bereich bis zur weißen Linie zuständig, betont Krämer und zeigt auf den Bereich hinter den geparkten Fliegern, danach übernimmt der Tower. Auch bei der Wizz-Air-Maschine sind die Kollegen soweit. Dann rollen die Maschinen zur Startbahn und heben in Richtung Frankfurt und Tuzla ab.
Während sich das Vorfeld leert, kündigt sich das verspätete Flugzeug aus Skopje an. Sobald die Turbinen abgeschaltet sind, beginnt das Prozedere für den Trupp von Neuem: Keile unterlegen, Stromversorgung herstellen, Pylonen aufstellen, Treppe anfahren, Flugzeug auftanken, Gepäck transportieren....