Thomas Vetter freut sich. Das ist auch deutlich zu erkennen, obwohl er eine Maske trägt. „Ich habe es schon viel versucht, einen Impftermin zu bekommen“, sagt Vetter. Doch beim Impfzentrum hat es nicht funktioniert, auch sonst nicht. „Ich bin echt froh darüber, dass es hier klappt.“

„Hier“, das ist das Ravensburger Unternehmen Vetter Pharma. Thomas Vetter – nicht verwandt mit der Firmengründer-Familie – gehört zu den 1200 Beschäftigen des Pharmadienstleisters, die aktuell durch die Betriebsärzte geimpft werden. Möglich macht das ein Modellprojekt des Landes.

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Vetter-Impfzentrum auf 400 Quadratmetern

Wo sonst die Konferenzzone im neuen Unternehmenssitz, den Vetter im vergangenen Jahr bezogen hat, zu finden ist, wurde das Impfzentrum eingerichtet. „Wir haben das innerhalb kurzer Zeit aufgebaut“, sagt Betriebsärztin Sibylle Lohrmann. Seither können auf zwei Impfstraßen im Zweischichtverfahren zwischen 120 und 130 Menschen pro Tag geimpft werden. Neben den Medizinern, die bei Vetter als Betriebsärzte arbeiten – zweieinhalb Stellen sind das – wurde auch noch Unterstützung von außen geholt: Zwei weitere Ärzte und die Johanniter helfen mit, die Mitarbeiter zu impfen. 20 Mitarbeiter werden dafür eingesetzt, dass alles reibungslos funktioniert.

Marisa Panebianco nimmt die Anmeldung der impfberechtigten Mitarbeiter entgegen.
Marisa Panebianco nimmt die Anmeldung der impfberechtigten Mitarbeiter entgegen. | Bild: Jakober, Stephanie

Herdenimmunität soll bei Vetter bald erreicht werden

„Aktuell sind 20 Prozent der Mitarbeiter geimpft und 5 Prozent sogar schon durchgeimpft“, sagt Henryk Badack, Senior Vice President Technischer Service. Peter Sölkner, einer der beiden Geschäftsführer ergänzt: „Wir werden die Herdenimmunität schnell erreichen: 1000 Mitarbeiter waren schon geimpft und nun kommen durch das Modellprojekt weitere 1200 hinzu.“

Peter Sölkner, Vetter-Geschäftsführer
Peter Sölkner, Vetter-Geschäftsführer | Bild: Jakober, Stephanie

Zusätzlich seien die Mitarbeiter dadurch, dass sie bei einem Unternehmen der kritischen Infrastruktur arbeiten, auch in der Prio-3-Gruppe und somit mittlerweile grundsätzlich impfberechtigt. Das heißt aber nicht, dass bei Vetter all diejenigen geimpft werden, die sich am schnellsten melden. Die Mitarbeiter wurden durchaus priorisiert: Wer in der Produktion arbeitet, der hat Vorrang – schließlich gehören diese Mitarbeiter auch zu den 30 Prozent, die nicht im Homeoffice arbeiten können. „Nur so kann man Gerechtigkeit schaffen und macht das Ganze auch nachvollziehbar für der Belegschaft“, sagt Sölkner.

Schon vor einem Jahr waren im Unternehmen PCR-Tests möglich

Die Frage zu Beginn der Pandemie, ob man einfach das Unternehmen für eine gewisse Zeit schließen könnte, war schnell beantwortet: „Man muss sehen, wer am Ende der Kette steht“, erklärt Sölkner. Das sind beispielsweise Krebspatienten oder auch jüngste Patienten, die an der seltenen Kinder-Alzheimer erkrankt sind. Und so fing Vetter früh an, die Mitarbeiter zu testen.

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Vor einem Jahr schon waren im Unternehmen PCR-Tests möglich, aktuell werden 96 Stück pro Woche gemacht. Zwei Selbsttests pro Woche kann sich jeder Mitarbeiter am Empfang abholen. Und prinzipiell habe ein Pharmadienstleister schon in der Natur der Sache extrem hohe Hygienestandards und die Mitarbeiter seien entsprechend sensibilisiert. „Unser Vorgehen hat uns durch die erste, zweite und dritte Welle geholfen und dafür gesorgt, dass wir unsere Kunden immer zu 100 Prozent beliefern konnte“, sagt der zweite Geschäftsführer Thomas Otto und fügt hinzu: „Unsere Mitarbeiter fühlen sich bei der Arbeit meist sicherer als im privaten Umfeld.“

Thomas Otto, Vetter-Geschäftsführer
Thomas Otto, Vetter-Geschäftsführer | Bild: Jakober, Stephanie

Impfvorteil durch Betriebsärzte?

„Das Vertrauen der Mitarbeiter in die Betriebsärzte ist recht groß“, erklärt Henryk Badack. „Die Mitarbeiter sind froh, dass wir so etwas anbieten und ich bekomme auch täglich viele Anrufe, dass sich jemand impfen lassen möchte“, erklärt die Betriebsärztin. Entsprechend hoch sei auch die Impfbereitschaft: „Wir gehen von einer Impfquote von weit über 80, 90 Prozent aus“, Otto.

Zwischen Anmeldung und Impfen gibt es einen großzügigen Wartebereich, in dem die Mindestabstände locker eingehalten werden können.
Zwischen Anmeldung und Impfen gibt es einen großzügigen Wartebereich, in dem die Mindestabstände locker eingehalten werden können. | Bild: Jakober, Stephanie

„Wir haben kein Impfchaos, sondern einen Impfstoffmangel“, sagt Gesundheitsminister Manfred Lucha, der sich vor Ort anschaut, wie das Ravensburger Modellprojekt in der Realität funktioniert. „Ich bin schwer beeindruckt, aber ich habe auch nichts anderes erwartet“, sagt Lucha. Die Infrastruktur fürs Impfen sei ja auch nicht das Problem. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Allein der Impfstoff fehlt.“

Das ist das begehrter Stück: eine Dosis des Impfstoffs Moderna.
Das ist das begehrter Stück: eine Dosis des Impfstoffs Moderna. | Bild: Jakober, Stephanie
Ein Blick ins Impfzentrum des Ravensburger Unternehmens Vetter Pharma: Betriebsärztin Sibylle Lohrmann, Geschäftsführer Peter Sölkner, ...
Ein Blick ins Impfzentrum des Ravensburger Unternehmens Vetter Pharma: Betriebsärztin Sibylle Lohrmann, Geschäftsführer Peter Sölkner, Gesundheitsminister Manfred Lucha, Beiratsvorsitzender Udo J. Vetter, Geschäftsführer Thomas Otto und Henryk Badack, Senior Vice President Technischer Service. | Bild: Jakober, Stephanie

Auch Udo J. Vetter, Beiratsvorsitzender und Mitglied der Inhaberfamilie, sieht das Problem nicht in der Infrastruktur. Durch die Schwangerschaft seiner Tochter habe er sich früher impfen lassen können. Der erste Termin fand im Kreisimpfzentrum in Friedrichshafen statt, der zweite beim Hausarzt. „Und auf allen Ebenen hat es funktioniert“, sagt Vetter.

Udo J. Vetter, Beiratsvorsitzender und Mitglied der Inhaberfamilie
Udo J. Vetter, Beiratsvorsitzender und Mitglied der Inhaberfamilie | Bild: Jakober, Stephanie
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