Über Nacht ist es entstanden: Auf einem der alten Bäume an der Ravensburger Stadtmauer thront ein Baumhaus. Auf Paletten liegen Isomatten und Decken, eine Plane schützt es gegen den Regen. In den Ästen hängen Plakate mit Aufschriften wie „Wald statt Asphalt“ oder „Verkehrswende jetzt!“

Den Bau haben verschiedene Gruppen unterstützt, von Fridays for Future (FFF) über Parents for Future bis zu Reclaim the Streets. Professionell gesichert klettert Samuel Bosch am Stamm herunter. „Wir wollen mit der Aktion daran erinnern, dass vor genau fünf Jahren das Klimaschutzabkommen von Paris das 1,5-Grad-Ziel beschlossen hat“, sagt er. Außerdem geht es den Jugendlichen um Solidarität mit den Aktivisten im Dannenröder Forst, um Klimagerechtigkeit und um den Schutz der Wälder in der Region.
„Auch hier sind Wälder bedroht, der Weingartenwald durch den Bau der B 31-neu und der Altdorfer Wald durch den Kiesabbau“, sagt Bosch. Zwei Mitglieder von Fridays for Future Bodensee sind am Samstag in Ravensburg, um die Baumbesetzung zu unterstützen. Für Aktionen zum Schutz der Wälder vor Ort planen die Jugendlichen in Zukunft mehr gemeinsame Aktionen.

„Wir vernetzen uns gerade. Es ist mit der Verkehrswende nicht zu vereinbaren, Wälder zu roden, um Autobahnen zu bauen. Wälder sind wichtig als CO2-Speicher“, sagt Jonathan Oremek aus Oberteuringen. Statt den Autoverkehr weiter attraktiv zu machen, solle der Verkehr mit Bussen und Bahnen verbessert werden.
Ausbau der Bodenseegürtelbahn statt der Bundesstraße
„Vor Ort geht es gerade um den Weingartenwald. Dort soll die B 31-neu gebaut werden. Stattdessen sollte man lieber die Bodenseegürtelbahn ausbauen“, ergänzt Elgin Raupach aus Friedrichshafen. Zusammen mit den anderen FFF-Gruppen am Bodensee planen sie auch dort aktiv zu werden. Auch die Situation des Seewalds, dessen Teilrodung für eine Betriebserweiterung zunächst verschoben wurde, würden sie weiter beobachten.
Samuel Bosch zieht eine weiter Tasche mit Decken den Baum hoch. „Wir werden hier dauerhaft bleiben, wir orientieren uns an den Klimacamps in Hamburg, Nürnberg und Augsburg„, sagt er. Allerdings wird die Baumbesetzung am Nachmittag von der Polizei beendet.