Ein Auto mitsamt Bootstrailer und Boot versank im Sommer 2020 am BMK-Hafen in Langenargen im Bodensee. Der Fahrer sei beim Auswassern des Bootes aus dem Auto gestiegen, um etwas am Bootstrailer zu überprüfen. Das gab die Wasserschutzpolizei Göppingen damals bekannt. Auto samt Bootstrailer kamen daraufhin auf der schrägen Slipanlage ins Rollen und versanken komplett im Wasser.
Für die Bergung des Autos mit Trailer und Boot waren die Feuerwehr und Rettungskräfte der DLRG zuständig. Mithilfe von Hebesäcken und Seilwinden wurden die Gefährte aus dem Bodensee gezogen. Die Bergungsaktion dauerte etwa drei Stunden.
Neues Hebesystem seit Saison 2021 im Einsatz
Vorfälle wie der in Langenargen brachten die DLRG Bodenseekreis dazu, im Frühjahr 2021 ein spezielles Druckluft-Hebesystem anzuschaffen. Damit gelingen Bergungsaktionen von Schiffen und Autos im See „für Einsatzkräfte weitaus sicherer“, sagt Wolfgang Nickl. Der 60-Jährige ist Mitglied der DLRG Meckenbeuren – und außerdem regelmäßig als Rettungstaucher am Bodensee im Einsatz. Nickl ist für das neue Hebesystem zuständig, das in seiner Anschaffung etwa 8500 Euro gekostet hat.
Neben dem 60-Jährigen können momentan sechs weitere DLRG-Einsatzkräfte im Landkreis das Hebesystem bedienen. Sie alle haben im Vorfeld eine Einweisung von Wolfgang Nickl bekommen. Und auch der SÜDKURIER darf eine Trockenübung in der Garage am Bahnhofsplatz in Meckenbeuren verfolgen, wo das Gerät untergebracht ist.
Drei Hebekissen können ein Gewicht von 2 Tonnen tragen
Wie Wolfgang Nickl erklärt, besteht das Druckluft-Hebesystem aus drei aufblasbaren Kissen, drei Druckluftschläuchen, einem Druckminderer und Verteiler, mehreren Seilen und Karabinern sowie mindestens einer Pressluftflasche. Letztere liefert die nötige Luft für das System. „Druckminderer sorgen dafür, dass der Druck aus der Flasche optimal verteilt wird“, erläutert Nickl.

Die Luft wird über den Druckverteiler und einen Schlauch in das jeweilige Kissen gepumpt. Sind alle drei Kissen aufgepumpt, kann das System eine Last von etwa 2 Tonnen tragen. Der DLRGler erklärt: „Wir arbeiten immer mit mehreren Hebekissen, damit das Boot oder Auto gesichert an die Wasseroberfläche transportiert werden kann und keine Gefahr für die Einsatztaucher besteht.“

Die Luftzufuhr könne ständig vom Taucher unter Wasser kontrolliert und dosiert werden, betont Nickl. Um das zu bergende Gefährt mithilfe der Hebekissen dann aus dem Wasser zu ziehen, kommen stabile Bänder zum Einsatz, die mit „Schäkeln“ – ähnlich wie Karabiner – am Kissen befestigt werden.

System seit Anschaffung schon zwei Mal im Einsatz
Seit der Anschaffung im Frühjahr 2021 war das Druckluft-Hebesystem schon zwei Mal im Einsatz. Bei einem Vorfall musste ein Segelboot bei Langenargen in etwa sechs Meter Wassertiefe geborgen werden. Es war zuvor mitten auf dem Bodensee gekentert und dann von anderen Schiffen Richtung Hafen geschleppt worden. „Die Aktion war für uns nicht gerade einfach, wir hatten starken Wellengang“, berichtet Wolfgang Nickl. Etwa fünf bis sechs Stunden waren die Helfer im Einsatz.

Doch mithilfe des neuen Hebesystems verlief die Bergung reibungslos. „Drei Luftkissen wurden an der Jacht befestigt, sodass wir sie an die Oberfläche transportieren konnten“, erläutert Nickl. Dann wurde das Schiff in den Hafen gebracht, ausgepumpt und an Land gezogen. Neben mehreren Einsatzkräften und Rettungstauchern der DLRG war bei der Bergungsaktion auch die Feuerwehr vor Ort. Sie hat etwa das Auspumpen des Bootes übernommen.
Weitere Kissen sollen demnächst angeschafft werden
Damit die DLRG bei künftigen Einsätzen noch flexibler ist, möchte sie in den kommenden Monaten drei weitere Hebekissen kaufen. „Je mehr Kissen wir in verschiedenen Größen griffbereit haben, desto besser“, sagt Wolfgang Nickl. Er wünscht sich für die Zukunft zwar so wenige Einsätze wie nötig – dafür aber mit so viel Sicherheit wie möglich, sowohl für die Helfer der DLRG als auch für die Menschen, die aus brenzligen Situationen gerettet werden müssen.