Der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) hofft nach umfangreichen Messfahrten darauf, dass Autofahrer beim Überholen häufiger den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu Radfahrern einhalten. „Wir wünschen uns mehr Abstand“, sagte Bernhard Glatthaar, der Vorsitzende des ADFC-Kreisverbands, jüngst bei der Vorstellung der Ergebnisse.
„Wir haben von September 2021 bis November umfangreiche Messfahrten durchgeführt. Insgesamt haben 30 Teilnehmer im gesamten Bodenseekreis 3643 Überholvorgänge von Kraftfahrzeugen dokumentiert“, schilderte er. Mithilfe eines sogenannten Open-Bike-Sensors, der am Lenker des Fahrrads angebracht ist, wurden die Abstände von den teilnehmenden Radfahrern zu Autofahrern während des Überholvorgangs sowohl im innerstädtischen Bereich als auch außerhalb von Ortschaften gemessen.
„Wir befürchten, dass viele Autofahrer gar nicht wissen, dass sie innerorts eineinhalb Meter und außerhalb geschlossener Ortschaften sogar zwei Meter Abstand beim Überholen eines Radfahrers einhalten müssen“, so der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Otto Remmert. Den ADFC-Verantwortlichen zufolge ist es aber auf vielen Straßen gar nicht möglich, den geforderten Abstand einzuhalten, da diese viel zu schmal seien. „Wir fordern deshalb zur Sicherheit aller immer wieder mehr Fahrradstraßen, mehr Radwege und breitere Straßen“, so Glatthaar.
3643 gemessene Überholvorgänge
Bei 3643 gemessenen Überholvorgängen wurde der gesetzlich vorgeschriebene Seitenabstand dem ADFC zufolge in 2281 Fällen unterschritten. Somit wurden bei 63 Prozent der Überholvorgänge Ordnungswidrigkeiten begangen. „Außerorts, wo in der Regel 100 Kilometer pro Stunde erlaubt sind, wurde der vorgeschriebene Mindestabstand von zwei Metern nur von 17 Prozent der Autofahrer eingehalten“, führte Glatthaar weiter aus.
Exemplarisch nannten die ADFC-Verantwortlichen ein paar Straßen, die besonders negativ aufgefallen waren: So hielten in der Eckenerstraße in Friedrichshafen nur 16 Prozent aller Kraftfahrer den Mindestabstand ein, obwohl die Straße breit ist. „Wir haben beobachtet, dass in dieser Straße sehr viel überholt wird“, so Remmert, „ob der Schutzstreifen auf den Überholabstand eine Rolle spielt, konnten wir nicht ermitteln“. Auch in der Keplerstraße in Friedrichshafen komme es oft zu brenzligen Situationen, da dort nach Erkenntnissen des ADFC die Autos von vorgeschrieben Abstand beim Überholen gar nicht einhalten können. Probleme gibt es auch in Meckenbeuren in der Kehlenerstraße, dort hielten nur sechs Prozent der Autofahrer den Mindestabstand ein, da die Straße zu schmal ist.
Wo fühlen sich Radler sicher?
Laut ADFC fühlen sich Fahrradfahrer auf Straßen, auf denen Tempo 30 gilt, am sichersten. Der Fahrradclub fordert, dass Verkehrsteilnehmer besser über die Straßenverkehrsordnung informiert werden und vonseiten der Polizei und Ordnungsbehörden solche Verstöße sanktioniert werden.