Für Bernd Wahl ist es wie ein Déjà-vu. Der Langenargener gehörte 2018 zu den Bürgern, die nicht hinnehmen wollten, dass ein Teil der „Höhe“ bebaut wird. Es geht um eine runde 5500 Quadratmeter große Streuobstwiese, die Teil eines geschützten Grünzugs bis zum Seeufer ist. Es kam zum Bürgerentscheid, und die Bürger entschieden, den Ratsbeschluss zu kippen.
Rund 470 Unterschriften nötig
Nun sammelt Bernd Wahl, der auch im Naturschutzbund aktiv ist, zusammen mit zwei weiteren Initiatoren wieder Unterschriften. Rund 470 Unterstützer im Ort brauchen sie bis Mitte Februar. Sind sie erfolgreich, gibt es 2023 den nächsten Bürgerentscheid – zum gleichen Vorhaben.
„Dass der Bürgerentscheid von 2018 nach gerade einmal vier Jahren seitens des Gemeinderats für nichtig erklärt wurde, irritiert mich sehr“, erklärt der Wildtierökologe Moritz Ott sein Mittun. Im November hatte die Ratsmehrheit auf Antrag und mit den Stimmen von CDU und Freien Wählern beschlossen, die Wiese am Mooser Weg nun doch als Baugebiet zu entwickeln. Dabei steht das Areal seit 2020 sogar unter gesetzlichem Schutz.

Laut Antrag der Gemeinderäte sollen auf der Fläche Eigenheime gebaut werden. Eigenheime, die nach Meinung der drei Initiatoren des Bürgerbegehrens bei einem Bodenrichtwert von 950 Euro pro Quadratmeter „nicht unbedingt Wohnraum sind, den sich junge Familien leisten können“, erklären sie in einer Pressemitteilung. Genau für diese Zielgruppe will die Gemeinde aber vermehrt Wohnraum schaffen. So steht es zumindest in der Bedarfsanalyse, die dem Rat seit September vorliegt.
Für junge Familien wohl kaum bezahlbar
Aus der Sicht von Thomas Brugger ist eine angeblich schnell machbare Überbauung der Wiese am Mooser Weg zu kurz gedacht. Adressiert der Gemeinderat mit seinem Beschluss die richtigen Zielgruppen? Sind die Häuser am Ende für junge Familien auch wirklich bezahlbar? „Ohne diese Klarheit kommt es für mich nicht in Frage, dafür ökologisch wertvolle und nur schwer zu ersetzende Fläche zu opfern“, sagt der Dritte im Bunde. Zumal die Bedarfsanalyse, die das Rathaus erstellen ließ, eine Bebauung am Mooser Weg explizit nicht empfiehlt.
Vorschlag: Andere Flächen entwickeln
Für den Wohnungsmarkt in Langenargen gebe es sehr viel wirksamere Möglichkeiten der Entwicklung, heißt es in der Mitteilung. Auf 6,3 Hektar Fläche in Langenargen vor allem im Innenbereich könnten 160 bis 280 Wohneinheiten entstehen, empfehlen die Gutachter. Ein Teil davon gehören Stiftung und Gemeinde, womit der Gemeinderat unmittelbar über die künftige Nutzung bestimmen könne. Zirka 120 Wohnungen werden aktuell in Bierkeller gebaut. Und für weitere sieben Hektar Fläche im Ort laufen Bauleitverfahren.