Ufermauern und Stufen werden noch einmal gründlich gereinigt, Bänke geputzt und Wege gefegt: In einer halben Stunde öffnet das Häfler Strandbad für seine Gäste, doch so richtig spielt das Wetter wenige Tage vor den Pfingstferien noch nicht mit. Ohnehin hat der Mai den Menschen in der Region noch nicht allzu häufig frühsommerliche Temperaturen beschert.

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Betriebsleiter Theo Schlegel blickt dennoch optimistisch auf die kommenden Wochen. „Wir freuen uns auf die Sommersaison und für das anstehende Pfingstwochenende sieht es schon ganz gut aus“, sagt er mit Blick auf die Wetterprognosen. Im Strandbad Friedrichshafen und im Wellenfreibad Ailingen hat die Saison am 13. Mai begonnen, im Frei- und Seebad Fischbach ging es schon am 1. Mai los.

Wo wird die Wassertemperatur gemessen?

Die Stammgäste stünden in den Startlöchern, hätten in den ersten Tagen seit dem Start in die neue Saison ihre Karten gekauft und ihre Schließfächer im Bad bestückt. „Gestern hatten wir einen guten Tag. Die Sonne macht da ganz viel aus, da hatten wir bis zum Abend schon eine Wassertemperatur von 18 Grad erreicht“, betont er. Gemessen wird diese im Strandbad in ein Meter Tiefe. „Seit 1970 immer an derselben Stelle“, sagt Schlegel und zieht das Thermometer, das mit einer Schnur am frisch renovierten Steg befestigt ist, in die Höhe.

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Aktuell zeigt es an diesem Dienstagvormittag 16 Grad an. Bei gutem Wetter und vielen Sonnenstunden könne das Thermometer abends in dieser Tiefe aber schon zwei bis drei Grad mehr anzeigen. Wenige Kilometer weiter wiederum könnten die Temperaturen des Sees wieder etwas anders ausfallen. „Fischbach beispielsweise liegt in einer Flachwasserzone“, sagt Schlegel.

16 Grad zeigt das Thermometer am Dienstagvormittag an.
16 Grad zeigt das Thermometer am Dienstagvormittag an. | Bild: Wieland, Fabiane

Bernd Wahl, Mitarbeiter des Referats Seenphysik und Sedimentologie am Institut für Seenforschung, sagt über die aktuellen Wassertemperaturen: Für Badende im ufernahen Bereich könne der Bodensee für die Jahreszeit momentan vielerorts durchaus noch relativ kühl erscheinen.

Die aktuelle Wassertemperatur wird gut sichtbar am Badesteg angebracht.
Die aktuelle Wassertemperatur wird gut sichtbar am Badesteg angebracht. | Bild: Wieland, Fabiane

Wahl erläutert dazu: „Flache Bereiche und geschützte Buchten erwärmen sich bei sonnigem Wetter meist deutlich schneller als das Freiwasser, kühlen jedoch bei Nacht oder kalter Witterung auch rascher aus.“ Die lokalen Temperaturen an den jeweiligen Badestellen seien von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Auch die Windverhältnisse seien hier von Bedeutung. „Kurzfristig oder kleinräumig“ könnten sehr deutliche Temperaturunterschiede auftreten, erklärt er.

Bernd Wahl, Physiker am Seenforschungsinstitut Langenargen
Bernd Wahl, Physiker am Seenforschungsinstitut Langenargen | Bild: Cuko, Katy (Archiv)

Ausgeglichener sind seinen Angaben zufolge die Temperaturen im Freiwasserbereich. Vom Institut für Seenforschung werden etwa alle zwei Wochen in der Mitte des Sees die Temperaturen erfasst. Zuletzt wurden dort am 15. Mai in etwa einem halben Meter Tiefe 13,4 Grad gemessen. „Dieser Wert liegt etwas über dem langjährigen Mittel von zwölf Grad.“

Betrachtet werden dabei die vorhandenen Messwerte seit den 1960er-Jahren, bezogen auf die vergangenen 30 Jahre liegt der Mittelwert bei 13 Grad. Die aktuelle Temperatur könne also als typisch für diesen Monat betrachtet werden. „Allerdings weist der Mai eine hohe Streuweite der Messwerte auf“, betont Bernd Wahl. Ungewöhnlich hoch sei der Messwert vor einem Jahr am 16. Mai mit rund 18 Grad ausgefallen.

Badewetter in den Pfingstferien?

„Zu Pfingsten setzt sich freundliches und warmes Wetter durch“, sagt Meteorologe Jürgen Schmidt. Viel Sonnenschein lasse die Temperaturen tagsüber über 20 Grad, am Pfingstsonntag und -montag sogar bis 24/25 Grad steigen. Verantwortlich für das schöne Pfingstwetter sei Hoch Vera. Es bleibe trocken. Die Nächte seien allerdings noch recht frisch mit Tiefstwerten um oder knapp über zehn Grad.

Jürgen Schmidt, Wetterkontor
Jürgen Schmidt, Wetterkontor | Bild: Wetterkontor

Nach den aktuellen Prognosen bleibe es auch Anfang kommender Woche zunächst recht warm, auch mit Winden aus Nordost bis Ost wahrscheinlich überwiegend freundlich. An den aktuellen Wassertemperaturen ändere sich in den nächsten Tagen zunächst nur wenig. „Zumindest am Nachmittag sollten die Temperaturen zum Baden reichen“, glaubt er.

Wann erreicht der See angenehme 20 Grad und mehr?

Prognosen hierzu sind schwierig. „Der Frage nach der erforderlichen Dauer und den notwendigen Sonnenstunden, um den See auf rund 20 Grad zu erwärmen, kann grundsätzlich zwar mithilfe von Modellrechnungen nachgegangen werden“, sagt Bernd Wahl. Dabei würden neben der Lage der Badestelle aber noch weitere Angaben benötigt.

So spielen seinen Angaben zufolge auch der Einfluss der Atmosphäre auf die Stärke der Strahlung, die Windverhältnisse und zahlreiche weitere Umweltfaktoren eine Rolle für den Wärmeaustausch. Eine solche spezifische Berechnung liege nicht vor, so der Seenforscher. Modellberechnungen zu den aktuellen Verhältnissen – Wassertemperatur, Strömung, Wind und Wellen – und den folgenden 78 Stunden können allerdings im Internet abgerufen werden.

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