Im Hitzesommer 2015 war es besonders gut zu beobachten, beinahe Karibikfeeling auch im Juni 2018 am Bodensee: Das Wasser leuchtete facettenreich von Türkis bis Smaragdgrün. Grund dafür war die Kieselalgenblüte. Das Naturschauspiel tritt am Bodensee im Frühsommer und in den Sommermonaten immer wieder auf, in manchen Jahren fallen die Farben aber besonders intensiv aus.

Die Färbung entsteht dabei durch die Algenblüte, die natürliche chemische Reaktionen im Wasser hervorruft, und hält nur wenige Wochen an. Auch in den vergangenen Tagen war am See eine Türkisfärbung des Wassers erkennbar. Ist der Grund also wieder eine intensive Algenblüte? Oder beeinflussen weitere Faktoren das Farbspektrum des Bodensees?

„Die Färbung des Bodensees – und der meisten anderen Seen – hängt von einer Reihe von Faktoren ab“, sagt Thorsten Rennebarth vom Institut für Seenforschung in Langenargen und beschreibt es am Beispiel eines aufziehenden Gewitters, bei dem sich die Lichtverhältnisse verändern – und damit auch der Farbeindruck des Sees. Trübstoffe im Wasser seien ein weiterer Faktor für die jeweilige Färbung.

„Das ist ebenfalls am besten bei Sturm zu beobachten“, betont Thorsten Rennebarth. Durch die Wellen werden im Uferbereich Trübstoffe aufgewirbelt. „Diese reflektieren einen Teil des Lichts und das Wasser bekommt ein helleres Aussehen im Uferbereich, während es in tieferen Bereichen, wo durch Wellen keine Trübstoffe mehr aufgewirbelt werden, dunkel erscheint“, so der Biologe.
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Und dann seien da die besagten Algen, die den Farbeindruck eines Sees beeinflussen. „Algen treten das ganze Jahr über natürlicherweise im See auf“, erklärt er. Insbesondere Massenentwicklungen einzelner Algenarten – sogenannte Blüten – könnten dabei die Färbung eines Gewässers drastisch verändern. Kieselalgen betreiben fleißig Fotosynthese, wachsen und vermehren sich schnell, wenn sich das Wasser ab dem Frühsommer stark erwärmt.
Mikroskopisch kleine Kalkkristalle
Dabei entziehen sie dem Wasser Kohlendioxid und verändern das Kalk-Kohlensäuregleichgewicht im Wasser. Es bilden sich mikroskopisch kleine Kalkkristalle. „Diese Kristalle sind im Prinzip auch Trübstoffe, reflektieren das Licht und lassen das Wasser heller und – in großer Menge – sogar milchig erscheinen“, so der Experte vom Institut für Seenforschung. Diese Kristallbildung nennt man „biogene Calcitfällung“.
Ein Zusammenspiel dieser Faktoren sorge für die derzeit intensive Türkisfärbung. „In diesem Jahr trat das Phänomen, das am Bodensee immer wieder in unterschiedlicher Intensität und Dauer zu beobachten ist, relativ früh auf. Möglicherweise war der relativ warme Mai der Auslöser für die vergleichsweise frühe Türkisfärbung“, betont der Biologe.

Für Badegäste seien die meisten Algen in den heimischen Gewässern ohne jegliche Auswirkungen. Ausnahmen seien Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, die unter Umständen Toxine produzieren. Eher lästig als gefährlich seien verschiedene fädige Algen, die als Matten auf der Oberfläche schwimmen und durch Zersetzung der abgestorbenen Algen für „unappetitliche Zustände an den Badestellen“ sorgen können.
„Für den See sind Algen ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems. Sie nehmen Nährstoffe auf, produzieren damit Biomasse, dienen als Futter für viele andere Organsimen und reichern den See dort, wo sie Fotosynthese betreiben, mit Sauerstoff an“, erläutert Thorsten Rennebarth. Andererseits werde Sauerstoff verbraucht, wenn abgestorbene Algen von Bakterien zersetzt werden und so sei die richtige Balance aus Nährstoffangebot, Algenwachstum, Sauerstoffproduktion und -zehrung für einen funktionierenden See enorm wichtig.
