„Rettet die Ernte!“ heißt es auf dem Obsthof Klotz in Überlingen-Bambergen, wenn die Temperaturen am Wochenende nochmal unter die Null-Grad-Marke fallen. „Die Aprikosen-, Nektarinen- und Pfirsichpflanzen sind aktuell in der Vollblüte. Das ist ein Problem, denn in diesem Zustand sind die Blüten sehr empfindlich auf Frost“, erzählt Obstbauer Johannes Klotz.

In diesem Jahr setzt er daher auf eine Frostschutzspritze, eine in Wasser aufgelöste Mischung aus Stickstoff und Braunalgen. Diese Mischung biete den Blüten genügend Nährstoffe, um sich selbst vor der Kälte zu schützen. Allerdings nur dann, wenn die Temperaturen nicht deutlich unter den Gefrierpunkt fallen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag sollen es aber maximal minus zwei Grad werden, weshalb Klotz sich nicht allzu große Sorgen macht.
Gute Erfahrungen mit der Frostschutzspritze
Außerdem stehe seine Plantage neben einem Wald und in einer exponierten Lage auf einem Hügel, von wo die Kälte gut abfließen könne, erklärt der Obstbauer. 2017 hat Klotz die Frostschutzspritze schon mal angewendet und nur gute Erfahrungen gemacht – alle seine Pflanzen haben die Kältestunden überstanden.

Von weniger guten Erfahrungen berichtet Johannes Klotz allerdings aus dem vergangenen Jahr. Damals habe er Frostkerzen in den Plantagen angezündet, um die Pflanzen vor Erfrierungen zu schützen. Auf der Aprikosen-, Nektarinen- und Pfirsichplantage, die eine Fläche von etwa 3500 Quadratmetern einnimmt, sei diese Methode aber zum einen sehr teuer, sagt Klotz, zum anderen sei sie für lange Kälteperioden ungeeignet.
„Letztes Jahr gab es 110 Kältestunden, so viele, dass uns irgendwann die Kerzen ausgegangen und alle Pflanzen erfroren sind. Die komplette Ernte ist somit ausgefallen.“ Weil sie überall ausverkauft waren, trafen Nachbestellungen der Kerzen erst bei dem Landwirt ein, als es schon zu spät war. „Die Restbestände aus dem letzten Jahr können wir am Wochenende aber für die Tafeltrauben verwenden, denn für eine so kleine Fläche reichen sie noch aus“, sagt Klotz.

Die Zwetschgen- und Kirschpflanzen seien außer Gefahr, denn ihre Blüten sind aktuell noch geschlossen und weniger kälteempfindlich. Das Interessante: Wie weit die Blüten entwickelt sind, hängt ganz vom Standort ab, erklärt der Obstbauer. In Lindau oder in Kressbronn seien die Blüten einige Tage voraus, weshalb man sie am Wochenende wahrscheinlich auch schon vor Frost schützen müsse.

Auf wen sich Obstbauer Johannes Klotz übrigens auch bei kühlem Wetter verlassen kann, sind Hummeln. Die bekommen nämlich – ganz im Gegensatz zu den Bienen – bei einstelligen Temperaturen noch keine Frostbeulen und können so ihrer sehr wichtigen Arbeit der Blütenbestäubung weiterhin nachgehen.
Keine Sorgenfalten bei den Winzern
Was die Obstbauern derzeit umtreibt, sorgt bei den Winzern hingegen noch nicht für Kopfzerbrechen. Der angekündigte Frosteinbruch werde keine Auswirkungen auf die Reben haben, sind sie sich einig. „Da passiert jetzt noch nichts“, sagt der Bermatinger Winzer Mathias Dilger. Im Gegenteil: „Die Kälte kommt sogar gerade recht, denn das bremst die Reben nochmal ein wenig aus.“

Den Pflanzen selbst können Minusgrade derzeit noch nichts anhaben, denn sie hätten dafür noch nicht genügend ausgetrieben. „In drei Wochen sieht das anders aus, da könnten Minustemperaturen gefährlich werden“, sagt Dilger.
Auch an der Wangerhalde in Markdorf bietet sich dasselbe Bild. „Die Reben sind noch nicht draußen“, gibt Hubert Gutemann, Rebmeister beim Spitalfonds Markdorf, Entwarnung: „Im Moment haben wir noch keine Sorgen.“ Fürs Wochenende sei daher kein Stress angesagt. Man müsse und werde keine besonderen Vorkehrungen treffen, beruhigt Gutemann.

Anders verhält es sich mit der zurückliegenden Trockenheit der vergangenen Wochen. Die sollte für die Winzer besser heute als morgen dauerhaft vorübergehen. „Was ich mir jetzt wünsche, wäre ein richtiger Landregen“, sagt Dilger. Am besten wäre es, es würde immer wieder und regelmäßig regnen, denn ein einziger Starkregen wäre auch fehl am Platz. „Regelmäßig wiederkehrende Regenfälle wären jetzt wichtig, zumindest so lange, bis der Boden wieder gut durchfeuchtet und aufnahmefähig ist“, hofft der Bermatinger Winzer.