Bundesweit haben 2021 etwa 47.000 Jugendliche ohne Abschluss die Schule verlassen. Das gibt die Bundesagentur für Arbeit bekannt. Auch am Bodensee gibt es immer wieder Schüler, die keinen Abschluss schaffen – doch die Zahl ist gering, wie das Schulamt Markdorf bestätigt.
95,7 Prozent der Schüler machen nach Klasse 9 weiter
„Es gibt nur in seltenen Fällen Jugendliche ohne Schulabschluss“, sagt Bernadette Behr, stellvertretende Amtsleiterin. Konkrete Zahlen liegen dem Schulamt jedoch keine vor. Im Zuständigkeitsbereich des Amts haben 2022 insgesamt 95,7 Prozent der Schüler nach Klasse 9 eine weitere allgemeinbildende Schule besucht oder den Übergang auf eine berufliche Schule oder in eine Ausbildung absolviert.
2021 lag diese Quote noch etwas höher – bei 96,6 Prozent. „Jene Schüler, deren Verbleib unbekannt ist, haben zumeist keine Rückmeldung an ihre Schule gegeben oder wechselten in ein anderes (Bundes-)Land“, erklärt Behr. Sie verstehen sich somit nicht als echte Schulabbrecher, denn auch diese Schüler haben alle einen Abschluss.
Thema spielt am Karl-Maybach-Gymnasium keine Rolle
Eine Nachfrage am Karl-Maybach-Gymnasium in Friedrichshafen bestätigt die Aussagen des Schulamts. Rektor Christoph Felder betont, dass dort das Thema Schulabbrecher keine Rolle spielt. „Wir leisten von Anfang an intensiv Schullaufbahnberatung, damit Schüler, für die das Gymnasium zu anspruchsvoll oder zu arbeitsintensiv ist, die für sie passende Schule zu finden.“

Wichtig: Es gibt Unterschiede zwischen richtigen Schulabbrechern und Jugendlichen, die sitzenbleiben. Sollte ein Schüler in Klasse 9 in Gefahr sein, ein zweites Mal nicht versetzt zu werden, empfehle das Häfler Gymnasium eine Schulfremdenprüfung, um den Hauptschulabschluss zu erreichen. „Aber das kommt selten vor“, sagt Felder.
„Wenige traurige Einzelfälle“ an der Realschule Überlingen
An der Realschule Überlingen sind keine exakten Zahlen zu Schulabbrechern bekannt. Wie Rektorin Karin Broszat berichtet, gab es in den vergangenen Jahren aber „wenige traurige Einzelfälle“. Aus ihrer Arbeit im Realschullehrerverband des Landes wisse sie, dass die Fälle mit Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung deutlich zugenommen haben.

„Meist gehen dem Abbruch viele Jahre mit Schulproblemen oder sogar Schulverweigerung voran“, erklärt Broszat. Wenn Eltern ihr Kind trotz Beratung durch die Grundschule auf einer für seine Leistungsfähigkeit nicht passenden Schule anmelden, könne es passieren, dass sich das Kind dort schwertut.
„Wenn bei Auffälligkeiten an den weiterführenden Schulen alle Beratungen scheitern, können die Jugendlichen die daraus folgenden Krisen nur schwer bewältigen“, weiß die Rektorin. Dies ende im schlimmsten Fall mit einem Schulabbruch. Damit es dazu nicht kommt, gebe es an der Realschule Überlingen aufmerksame Lehrer, ein Beraterteam und Kooperationspartner.

Denn Karin Broszat ist überzeugt: Fast alle Probleme sind lösbar, wenn Schule und Eltern zusammenarbeiten. Wenn Kinder etwa den Schulbesuch verweigern, sei es wichtig, das Motiv dafür zu finden. Kenne man die Gründe, könne man an den Ursachen arbeiten. Oft löse beispielsweise ein rechtzeitiger Wechsel der Schulart die Probleme.
Zahl der Jugendlichen ohne Abschluss nimmt in Salem zu
Etwas konkreter wird das Thema mit Blick auf die Gemeinschaftsschule Salem: Dort liegt die Zahl der Jugendlichen, die 2022 keinen Haupt- oder Realschulabschluss geschafft haben, bei circa 8 Prozent. Bei etwa 90 Schülern in den Abschlussklassen entspricht das sieben Jugendlichen. 2021 fiel die Zahl mit fünf Schülern ohne Abschluss noch etwas geringer aus.

Rektorin Karin Hiestand weiß: „Die Zahl der Schüler ohne Abschluss hat in den vergangenen Jahren sicher zugenommen.“ Ein Grund sei ihr zufolge „der steigende Anteil der Jugendlichen aus den Vorbereitungsklassen mit Migrationshintergrund“. Aber auch die zunehmende Zahl der Schüler mit Problemen im Leistungsbereich und mangelnder Konzentration nehme zu.
Um dem Problem vorzubeugen, setzt die Gemeinschaftsschule bereits früh an, etwa durch eine individuelle Begleitung der Schüler und eine rechtzeitige Beratung über sinnvolle Wege oder unter Umständen andere Schulformen. Auch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Netzwerken und eine intensive Prüfungsvorbereitung spielen eine Rolle. Hiestand betont: „Grundsätzlich ist unser Ziel, jeden Schüler zum bestmöglichen Abschluss oder Erfolg zu verhelfen.“
