Es war der 26. Deutsche Feuerwehrtag seit 1854, der im Juni 1990 in Friedrichshafen stattfand. Und für den damaligen Kreisbrandmeister Hermann Löhle aus Überlingen war es der Höhepunkt seiner Karriere als Feuerwehrmann, als 48 000 Kameraden auf sein Kommando hörten. Der oberste Brandhüter des Bodenseekreises meldete dem Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hinrich Struve, dass angetreten sei. Das war der Auftakt zum Höhepunkt des Großereignisses, einem sechs Kilometer langen Festumzug. Jetzt ist Löhles Stimme für immer verstummt, er starb vor wenigen Tagen nach längerer Krankheit.

„Mit dem Tod von Hermann Löhle verliert die Feuerwehr Überlingen einen sehr wertvollen Kameraden und Mensch, der Zeit seines Lebens mit hoher Verantwortung und stetem Engagement für die Feuerwehr Überlingen und die Bürger eingetreten ist“, schreibt Hans-Jörg Dieringer, Pressesprecher der Feuerwehr Überlingen.
Beerdigung im engsten Familien- und Bekanntenkreis
Es ist noch gar nicht so lange her, da geriet der Mann, der von Oktober 1953 bis 1999 aktives Mitglied im II. Zug der Abteilung Stadt war, noch einmal ins mediale Scheinwerferlicht: Im Oktober 2020 wurde Hermann Löhle für seine Verdienste um das Land Baden-Württemberg mit der Staufermedaille ausgezeichnet. Überlingens OB Jan Zeitler überreichte die Medaille, eine der höchsten Auszeichnungen des Landes, im Auftrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Liste der geladenen Gäste war kurz, was sowohl der Pandemie-Situation als auch dem Wunsch des Geehrten geschuldet war, kein großes Aufheben um seine Person zu machen – gelebte Bescheidenheit. So waren es vor allem Freunde und enge Weggefährten, die der Zeremonie im coronagerecht bestuhlten Überlinger Ratssaal beiwohnten. Ähnlich bescheiden hielt es Löhle auch mit seiner Beerdigung: Sie fand im engsten Familien- und Bekanntenkreis statt.
Ein Zitat von Löhle ist den Gästen des Ehrungsaktes in Erinnerung geblieben, er sagte es mit Blick auf die Pandemie: „Dieses Virus heißt Feuerwehr und ich habe mich bereits in jungen Jahren bei meinem Vater infiziert, der damals Kommandant der Überlinger Feuerwehr war.“ Unzählige Auszeichnungen dokumentieren diese ganz besondere Virus-Erkrankung, die selbst nach 46 Jahren aktiven Dienstes immer noch nicht geheilt war. Als Löhle im März 1999 in die Alters- und Ehrenabteilung wechselte, wurde er zum Initiator vieler Aktionen wie zum Beispiel der Restaurierung der großen historischen Handpumpe. Außerdem kümmerte er sich bis 2019 um das Archiv der Feuerwehr Überlingen. Eine Arbeit, in die er unzählige Stunden investierte.

Nachdem Löhle 1967 zum Kreisbrandmeister – diese Funktion füllte er bis 1999 aus – berufen wurde, da musste er neben seinem großen Wissen um Brandschutz auch politisches Geschick und Diplomatie beweisen. Denn es galt in seinem Amt, das Zusammenwachsen des ehemals württembergischen Landkreises Tettnang mit dem ehemals badischen Landkreis Überlingen zum 1973 neu geschaffenen Bodenseekreis mit zu organisieren. Das glückte.
„Mein und unser Leben wäre ohne Feuerwehr ein Stück ärmer“, sagte Löhle bei seinem letzten öffentlichen Auftritt. Ein passendes Schlusswort.