Wer sich in Seenähe aufhält, kann ihnen kaum ausweichen – egal, ob auf dem Fahrrad, beim Joggen oder beim gemütlichen Eis essen in der Frühlingssonne. Sie kommen in Schwärmen, begleiten Spaziergänger gern auch ein paar Meter und können dabei hartnäckige Zeitgenossen sein.

Sind es Stechmücken? Eintagsfliegen? Oder Schnaken? Nein, falsch getippt! Bei den Tierchen handelt es sich um sogenannte Zuckmücken.

Bis zu 3000 Larveneier pro Quadratmeter im Bodenseeschlamm

Die Zuckmücken sind für die Nahrungskette am Bodensee sehr wichtig, wie Gerhard Kersting, Leiter des Naturschutzzentrums Eriskirch, sagt. „Die Tiere dienen vielen Vögeln als Nahrung und viele Fische ernähren sich von ihren Larven.“

Gerhard Kersting, Leiter des Naturschutzzentrums Eriskirch: „Zuckmücken haben ein kurzes und vielleicht glückliches Leben.“
Gerhard Kersting, Leiter des Naturschutzzentrums Eriskirch: „Zuckmücken haben ein kurzes und vielleicht glückliches Leben.“ | Bild: Naturschutzzentrum Eriskirch

Bis zu 3000 Larveneier pro Quadratmeter legen sie in den Gewässerschlamm. Als Larven werden sie im Bodensee groß und fressen dort organische Partikel und Algen. „Sie reinigen daher das Seewasser“, so Kersting.

Nach der Entpuppung kommen sie als Mücke an Land und setzen bald zu ihrem Hochzeitsflug an. Dabei schwärmen die Tiere, die vier bis fünf Millimeter groß werden, in der Regel in der Nähe ihres Geburtsgewässers. Die Männchen fliegen beziehungsweise zucken in einem steten Auf und Ab – auf der Suche nach einer Partnerin. „Oft fliegen sie dort herum, wo es besonders windstill ist“, erklärt Kersting.

Nach ihrem Hochzeitsflug ist das Ende nahe

Nach dem Hochzeitsflug und der Eiablage im Bodenseeschlamm naht das Ende ihres Daseins bereits. Denn ihre Lebensdauer beträgt nur wenige Tage, erklärt Kersting. „Es ist ein Leben für die Liebe, ein kurzes und vielleicht ein glückliches.“

Ein Spinnennetz voller Zuckmücken an der Häfler Seepromenade. Ihr Hochzeitsflug fand hier ihr Ende – zumindest hatten sie dabei ...
Ein Spinnennetz voller Zuckmücken an der Häfler Seepromenade. Ihr Hochzeitsflug fand hier ihr Ende – zumindest hatten sie dabei Seeblick. | Bild: Cian Hartung

Die Mücken sind kein neues Phänomen: „Sie treten jedes Jahr auf, vom Frühling bis in den Herbst hinein.“ Dabei gibt es unterschiedliche Arten, die in den jeweiligen Jahreszeiten schwärmen. Mit steigender Wassertemperatur entwickeln sich Zuckmücken schneller von der Larve zur Mücke.

Eine Zuckmücke nahe der Seepromenade in Friedrichshafen.
Eine Zuckmücke nahe der Seepromenade in Friedrichshafen. | Bild: Cian Hartung

Das Wichtigste sei aber, unterstreicht Gerhard Kersting: „Die Tiere sind nicht kritisch für Menschen. Sie können nicht stechen und essen uns auch keine Nahrungsmittel weg.“ Die Tiere ernähren sich dagegen von Nektar und Honigtau. Dass sie einem in der Frühlingssonne Konkurrenz bei einer Kugel Erdbeereis machen, gilt also als unwahrscheinlich.