Bringt die Vision 2024 die erhofften Verbesserungen für den Nahverkehr? Oder sorgt das Konzept – wie Kritiker befürchten – für Verschlechterungen auf bestimmten Linien? Der Kreistag diskutierte am Dienstagabend über den CDU-Antrag zum Ausbau des ÖPNV im Bodenseekreis, am Ende stimmte das Gremium mit großer Mehrheit für die Maßnahmen.

Ziel des Antrags sollen Qualitäts- und Angebotsverbesserungen im Nahverkehr sein. Die Kreisverwaltung befürwortet die Idee, weil sie durch erhebliche Taktverbesserungen auf etlichen Buslinien zu einer maßgeblichen Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrs beitragen könne. Mit einem durchgehend dichten Fahrplanangebot soll – auch in Randzeiten und am Wochenende – der öffentliche Nahverkehr eine echte Alternative zum Auto darstellen.

Kosten von rund sieben Millionen Euro pro Jahr

Irmtraud Schuster, Dezernentin für Umwelt und Technik, sprach in der Sitzung von einem Gesamtkonzept, das 26 Linien umfasst und 70 Einzelmaßnahmen beinhaltet. Umgesetzt werden sollen diese im Baukastenprinzip in vier Stufen bis 2024. Das Konzept sei im Auftrag der RAB vom Institut für Bahntechnik erarbeitet und von der Kreisverwaltung geprüft worden. „Wir haben die Priorisierung festgelegt und die Kosten ermitteln lassen“, betonte Schuster. Den finanziellen Aufwand für die Einführung bezifferte sie mit etwa fünf Millionen Euro. Die jährlichen Aufwendungen nach der Umsetzung aller Maßnahmen belaufen sich auf rund sieben Millionen Euro.

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Schon vor der Kreistagssitzung war allerdings auch Kritik laut geworden. Während die CDU in Anlehnung an den Koalitionsvertrag vom Ziel eines 30-Minuten-Takts in den Hauptverkehrszeiten und zu den übrigen Zeiten mindestens von einem Stundentakt spricht, dies sogar noch übertreffen will, sah man sich in Uhldingen-Mühlhofen durch die geplanten Änderungen gar schon gänzlich abgehängt. Denn die Linie 100 sollte nicht mehr ganzjährig, sondern nur noch zwischen April und Oktober fahren. In der Sitzung justierte Edgar Lamm für die CDU als Antragsteller hier nach. So soll die Linie nun für mindestens zwei weitere Jahre auch im Winterhalbjahr verkehren. Weiter erklärte er: „Mit der Vision 2024 haben wir alle Gemeinden des Bodenseekreises im Blick.“

Die Buslinie 100 an der Haltestelle „Kirchstraße“ in Mühlhofen.
Die Buslinie 100 an der Haltestelle „Kirchstraße“ in Mühlhofen. | Bild: Reiner Jäckle

Elisabeth Kugel (Freie Wähler) betonte hingegen: „Uns wäre es lieber gewesen, die Änderungen mit dem Nahverkehrsplan anzugehen.“ Außerdem machte sie deutlich, dass die Kosten für die Maßnahmenpakete einen „großen Batzen im Haushalt“ ausmachen werden. Kritisch zu bewerten sei, wenn sich Nachteile für Fahrgäste ergeben, Fahrzeiten sogar verlängert oder Verbindungen gar gekappt würden. Solche Schwierigkeiten kenne man von allen bisherigen Fahrplanumstellungen, aber „hier müssen wir an den besten Lösungen feilen“. Man stimme dem Vorschlag der CDU dennoch „grundsätzlich zu“. Jetzt müssten Bürger und Gäste das Angebot auch nutzen. Christa Hecht-Fluhr (Grüne): „So einem Leuchtturmprojekt müssen wir zustimmen, auch wenn die jährlichen Kosten kein Pappenstiel sind, ist es eine sinnvolle Investition.“ Vor allem müsse man Pendler für den Umstieg gewinnen und diese bei der Taktung besonders im Blick haben.

„Der Teufel steckt im Detail“

Bei der näheren Prüfung des Gesamtpakets habe sich gezeigt, dass der Teufel an vielen Stellen im Detail stecke. „Wenn wie in Uhldingen ein ganzer Gemeinderat Sturm läuft, muss man das Konzept nochmal anschauen und daher unterstützen wir den Ergänzungsantrag zur Linie 100.“ Auch bei den Grünen hätte man es „lieber gesehen, wenn man den Nahverkehrsplan neu aufgelegt hätte“. Als zentrales Instrument für die ganzheitliche Organisation des Nahverkehrs hätte man neue Impulse setzen können – statt nur punktuell einzugreifen. „Wir hoffen sehr, dass die Maßnahmen entsprechend weiterentwickelt werden können.“ Deutlich machte sie auch: „Für einzelne Gemeinden darf sich keine Verschlechterung ergeben!“