Am Ende gab es zwölf glückliche Gewinner. Sie erhielten exklusive Karten für das Event „SÜDKURIER öffnet Türen“: Mitarbeiter des Automobilzulieferers ZF gewährten einen Einblick in aktuelle Entwicklungen des Konzerns. Und damit ist keine Theorie gemeint: Vielmehr durften sie mit Fahrern auf die Teststrecke beim Werk 2 in Friedrichshafen.

Die Fahrzeuge
Zur Verfügung standen das Konzeptfahrzeug EVbeat, ein Elektroauto auf Basis des Porsche Taycan, ein BMW i3 mit sogenannter „Easy Turn Achse“, sowie ein Elektrobus. Denn, so informierte eingangs Unternehmenssprecher Mirko Gutemann: „Unter den PKW-Zulieferern gehören wir weltweit zu den größten drei. Bei den Nutzfahrzeugen sind wir weltweit größter Zulieferer.“
Dann ging es schon auf die Teststrecke. Eine der ersten, die sich in den Sportwagen EVbeat traute, war Ellen Liebold aus Friedrichshafen. Sie stieg mit ihrer Begleitung ins Auto – und kurze Zeit später rauschten sie mit Hochgeschwindigkeit am blauen Pavillon vorbei, wo die anderen Gäste warteten. Als sie wieder ausstieg, war Liebold hellauf begeistert: „Das war mega! Ein irres Fahrgefühl!“ Wenn sie mal im Lotto gewinne, stehe der Wagen recht weit oben auf der Wunschliste. Wie teuer das Fahrzeug aktuell wäre, lässt sich laut Fahrer Markus Wandrey noch nicht beziffern – es ist noch ein Konzeptfahrzeug.

Kurze Zeit später darf auch der SÜDKURIER einsteigen. Beim Konzept, so erfahren die Passagiere, gehe es um gute Spitzenwerte – aber auch um eine gute Dauerleistung. „Das brauche ich, wenn ich etwa länger auf der Autobahn schneller fahre“, erläuterte Fahrer Markus Wandrey. Der 800-Volt-Antrieb sei kompakt und enthalte unterschiedliche Technologien, etwa ein neues Kühlungskonzept, eine selbst entwickelte Wicklungstechnik, zudem kommt der Antrieb ohne schwere seltene Erden aus.

Für die Kunden bedeutet das vor allem: ordentlich Beschleunigung und gute Reichweiten – im Winter bis zu 30 Prozent mehr. Wie schnell das Auto von 0 auf 100 km/h kommt, wurde laut Fahrer Wandrey noch nicht akkurat gemessen. Auf der Strecke schaffte er es in etwa fünf Sekunden. Wandrey: „Ich schätze, da geht noch mehr.“ Mitfahrerin Christine Waggershauser war es aber auch so rasant genug. „Wäre er kein professioneller Fahrer gewesen, hätte ich mich verabschiedet“, sagte sie lachend.
Drehen auf dem Teller
Natalie Gams und Philipp Käufler drehten kurz darauf eine Runde mit dem umgebauten BMW i3. Dessen Federbein-Achsenkonzept macht es möglich, nahezu auf der Stelle zu wenden. Die vordere Achse des Fahrzeugs kann einschlagen – und auch die hintere Achse ist beweglich. Es wirkt, als drehe sich das Auto wie auf einem Teller. Nach der Testfahrt zeigte sich Philipp Käufler hochinteressiert an der Technologie. Genau wie Natalie Gams studiert er Fahrzeugtechnik in Weingarten. „Es ist toll, das hier in der Praxis zu sehen“, sagte er. Sein Favorit ist aber dennoch der Sportwagen.

Nach einer gemeinsamen Fahrt im Elektrobus über das Gelände führte Ulrich Vogel, Projektleiter für Digitalisierung und Transformation, durch die Produktionshallen auf dem Gelände. Fotos waren hier aus Gründen der Geheimhaltung nicht erlaubt. Vor Ort entsteht gerade eine neue Produktionslinie für den elektrischen Zentralantrieb CeTrax. Dieser vereint den E-Motor, das Getriebe und weitere Komponenten zu einem Bauteil. Weiter hinten in den Hallen waren die ZF-Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt. Interessant hierbei: Zahlreiche Arbeitsschritte erfolgen von Menschen – nicht etwa Robotern.
Mensch und Roboter arbeiten gemeinsam
Experte Ulrich Vogel erklärte das vor Ort so: „Das ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit.“ Nicht bei jedem Arbeitsschritt sei es sinnvoll, auf Roboter zu setzen. Dennoch sind Teile der Fertigung automatisiert. An manchen Stellen arbeiten Mensch und Roboter gar zusammen: Die Maschine hebt etwa schwere Werkstücke – das verbessert die Ergonomie am Arbeitsplatz. Allerdings, so Vogel, sei das nur dort möglich, wo durch die Stärke der Maschinen keine Verletzungsgefahr für die Kollegen bestehe.
Werden künftig Lenkachsen oder die Motoren des EVbeat mal in Friedrichshafen produziert? Laut Unternehmenssprecher Mirko Gutemann ist noch nicht klar, wo künftige Produktionen entstehen. „Das hängt stark vom Kunden ab“, erläutert er. „Aber in Friedrichshafen sind wir mit der Produktion für Nutzfahrzeuge perspektivisch gut ausgelastet.“