Eigentlich ist Schwester Bernadette in trauriger Mission unterwegs, nämlich auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dennoch strahlt die Äbtissin, als sie an der Birnau einen Stopp einlegt. Sie gehört dem Orden der Zisterzienserinnen an, zu dem auch die Klosterkirche Birnau zählt. Sie kennt die Birnau als einen wuseligen Ort. Jetzt, an diesem sonnigen Herbsttag, genießt sie die Ruhe.

Top-Bewertungen in der Suchmaschine Google
Der Ort bringt einem – ob gläubig oder nicht – dem Himmel ein Stückchen näher. Die Birnau zählt zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten am Bodensee. Von Internetnutzern wird die Birnau auf Google wechselweise als „prachtvoll“, als „beeindruckend“, oder gar als „Wahnsinns-Basilika“ bezeichnet. Zuletzt gab es 3893 Rezensionen auf Google über die Birnau, überwiegend positiv (4,7 von 5 Sternen). Zum Vergleich: Das Kloster Salem zählt nicht halb so viele, bislang 1432 Google-Bewertungen, aber auch hier mit immerhin 4,5 von 5 Sternen.
Über die B 31 auf dem Weg zu einer Beerdigung
Schwester Bernadette ist Äbtissin der Zisterzienserabtei Lichtenthal bei Baden-Baden. Mit ihren Mitschwestern Gabriela und Beatrix kam sie im Auto über die Bundesstraße, ihr Weg führt sie ins Kloster Mehrerau zur Beerdigung von Altabt Kassian Lauterer. „Es ist gut gelaufen“, sagt die Äbtissin über die Verkehrslage, „sodass wir noch Zeit haben für einen Besuch in der Birnau.“ Geistig auftanken, bevor es weiter über die B 31 nach Bregenz geht.

Meistfotografierte Figur in der Klosterkirche
Star unter den sakralen Kunstwerken in der Birnau ist der „Honigschlecker“, ein von Joseph Anton Feuchtmayer im 18. Jahrhundert geschaffener Putto. Er symbolisiert den Prediger Bernhard von Clairvaux, Mönch des Zisterzienserordens, dem eine honigfließende Redekunst nachgesagt wurde.
Zäh fließt an manchen Tagen der Verkehr über die B 31, mehr als 20.000 Autos täglich. Die Zahl der Reisenden, die an der Birnau einen Stopp einlegen, ist im Sommer teils so groß, dass der Parkplatz gar nicht ausreicht. In einem SÜDKURIER-Bericht von 2018 schätzte der Prior des Klosters Birnau, dass jährlich rund 500 000 Besucher an der Birnau eine Pause einlegen.
Schwester Bernadette kennt beide Phasen. Die trubelige Hochsaison, in der viele Besucher nur mal schnell den Blick auf den Bodensee genießen. Und die ruhigere Jahreszeit, wie an diesem sonnigen Herbsttag, als sie ihren Altabt zu Grabe tragen muss. „Ja“, sagt sie, „ich schätze die Ruhe, die heute hier zu spüren ist.“