Es ist groß, gut acht Zentimeter lang, und wildert in unserem Garten, ist also ein Großwild: die Werre, auch Maulwurfsgrille genannt. Sie steht nicht auf der Liste der bedrohten Arten, dafür aber auf unserer Abschussliste.
Im Gegensatz zum Bären. Dem wollten wir nicht mit dem Gewehr, sondern nur mit dem Fotoapparat hinterhersteigen. Sie erinnern sich: Im Montafon gab‘s unlängst die Sichtung von zwei Bären, oder zumindest dem, was die Hotelbesitzerinnen für Bären hielten. Mag sein, dass sie der Öffentlichkeit nur einen solchen aufgebunden haben. Jedenfalls erklärte der Wildtierbiologe der Vorarlberger Landesregierung die Suche nach den Tieren mittlerweile für beendet. Er ist überzeugt, dass es sich um eine Verwechslung handelte, so wie er es gegenüber dem SÜDKURIER in einem Interview bereits andeutete. „Ein zottelige Gams“ könnte es gewesen sein, was die Frauen im Montafon für einen waschechten Bären hielten.
Im Leben von uns Bodensee-Reportern stand die Suche nach Bären bislang nicht auf der Themenliste. Seit wir aber wissen, wie groß das Interesse unserer Leserinnen und Leser an Themen aus der benachbarten Bergwelt ist, recherchieren wir gerne auch mal in Vorarlberg. Die Fahrt ins Montafon war mit einem gewissen Prickeln verbunden. Was, wenn wir dem Bären tatsächlich begegnen? Noch ist unsere Hoffnung nicht gestorben, denn es könnte ja sein, dass sich die possierlichen Tiere wegen des schlechten Wetters nur dazu entschlossen haben, ihren Winterschlaf fortzusetzen.
Dauerton in der Nacht
An Schlaf ist indes bei uns nicht mehr zu denken, seit eine Maulwurfsgrille sich durch unseren Garten gräbt. Das nervtötende Stridulieren einer Werre unterscheidet sich vom Zirpen einer Grille darin, dass es als Dauerton durch die Nacht surrt. Sogar der Gartenbuch-Klassiker von Marie-Luise Kreuter (“Der Biogarten“) macht Vorschläge, wie man das Gartengroßwild in eine Falle lockt.
Sie aufzustöbern, stellt die größte Herausforderung dar und weckt archaische Gefühle im Kleingärtner. Dafür legt man ein langes Rohr direkt ans Ohr. Es wirkt wie ein Echolot, mit dem man die Tiere fast auf den Zentimeter genau orten kann. Jetzt muss man nur noch das Stück Erde ausheben, aus dem es tönte. Tja, und sich dann überlegen, ob man es wirklich mit einer Problem-Werre zu tun hat, oder ob man sie nur fotografiert und ihr dann die Freiheit schenkt.