Lawinenunglück am Wochenende: Bei Lech in Vorarlberg sind am Sonntag zehn Skifahrer von einer Lawine mitgerissen und drei von ihnen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war die Gruppe mit einem Skiführer auf dem Weg zur Juppenspitze. Bei der Querung eines Hangs hatte sich im steilen Gelände eine Schneebrettlawine gelöst und die Skifahrer mitgerissen. An Weihnachten hatte es am Arlberg ganz in der Nähe schon einmal ein Lawinenunglück gegeben – dabei wurden vier Menschen verletzt.
Wie groß ist die Lawinengefahr aktuell?
Die Lawinengefahr in Vorarlberg wird aufgrund von Neuschnee und Wind in Lagen oberhalb von 2000 Metern im Bericht der Landesregierung aktuell als erheblich (Warnstufe 3) eingestuft. Triebschnee sowie schwacher Altschnee werden momentan als Hauptgefahr beschrieben. Als Triebschnee bezeichnet man den Schnee, der vom Wind verweht wird. Schon einzelne Wintersportler können dabei Schneebrett auslösen. „Wenn Lawinen in tieferen Schichten anreißen, können solche durchaus auch groß werden“, heißt es im aktuellen Bericht. Aktivitäten abseits gesicherter Bereiche würden daher Erfahrung in der Gelände- und Lawinenbeurteilung erfordern.
Wird sich daran in den kommenden Tagen etwas ändern?
Aus Sicht der Experten wird sich in Vorarlberg an der Lawinengefahr vorerst nicht wesentlich etwas ändern. Auch in Tirol gilt oberhalb von 2200 Metern momentan Gefahrenstufe 3. Die Schneedeckenstabilität wird als schlecht eingestuft – mit schwachem Altschnee und gebotener Vorsicht vor frischem Triebschnee. Mit Blick auf die folgenden Tage soll sich daran vorerst nichts ändern. In der Schweiz gilt in weiten Teilen eine erhebliche Lawinengefahr. Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos gibt diese in weiten Teilen mit Gefahrenstufe 3 von 5 an. Der oft starke Wind habe auch hier den Neuschnee verfrachtet. Der bayerische Lawinendienst weist die Gefahr vor Lawinen derzeit hingegen mit überwiegend gering oder oberhalb von 2000 Metern mäßig aus. Mitte der Woche werde die Lawinengefahr mit dem angekündigten Schneefall aber wieder ansteigen.
Wie viele Gefahrenstufen gibt es überhaupt?
Die europäische Lawinengefahrenskala unterscheidet fünf Gefahrenstufen. Stufe 1 – geringe Lawinengefahr: Die Schneedecke ist insgesamt stabil. Mit wenigen Ausnahmen an extrem steilen Hängen herrschen sichere Verhältnisse. Stufe 2 – mäßig: Ein Auslösen von Lawinen ist an Steilhängen mit einer Neigung von mehr als rund 30 Grad möglich. Stufe 3 weist eine erhebliche Lawinengefahr aus: Schon einzelne Skifahrer, Snowboarder oder Schneeschuhgeher können vor allem an gefährdeten Steilhängen mit nur mäßig verfestigter Schneedecke Lawinen auslösen. Bei Stufe 4 gilt die Gefahr als groß: Spontan könnten viele große, mehrfach auch sehr große Lawinen abgehen. Bei Stufe 5 sind „spontan sind viele sehr große, mehrfach auch extrem große Lawinen selbst in mäßig steilem Gelände unter 30 Grad zu erwarten“.
Wie und wann entstehen Lawinen?
Wann aus Schneemassen Lawinen werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn die unterschiedlichen Schneeschichten instabil sind, steigt die Lawinengefahr. Ein Faktor ist zudem der Wind, der frischen Schnee an Überhängen als Triebschnee verfrachtet. Zuletzt hatte es in vielen Skigebieten nur wenig Schnee gegeben. Hat das ein geringes Lawinenrisiko zur Folge? Nein. Wenig Schnee auf den Hängen bedeutet nicht automatisch, dass das Lawinenrisiko gering ist. Lawinen können nach Angaben von Experten auch bei einer vergleichsweise niedrigen Schneedecke zur Gefahr werden. Nicht die Höhe, sondern die Beschaffenheit der Schneedecke sei ausschlaggebend für Lawinenabgänge.
Wo können sich Wintersportler informieren?
Grundlage für die tägliche Beurteilung der Schneeverhältnisse bilden die Lawinenlageberichte. Die Mitarbeiter der Pistenkontrolle oder -patrouille machen zudem früh morgens Kontrollfahrt durchs Skigebiet. Darüber hinaus haben viele Regionen Lawinenkommissionen, die die die Schnee- und Wetterverhältnisse prüft.