Die Messe Friedrichshafen wandelt sich mehr und mehr zum Multifunktionsgelände. Hier das Fieberzentrum, dort die Spielstätte der VfB-Volleyballer, nun noch das Kreisimpfzentrum. Vorerst bis Ende Juni hat das Land die Halle A2 gemietet, um die Einwohner des Bodenseekreises gegen das Coronavirus zu immunisieren. 750 bis 800 Menschen sollen täglich geimpft werden – an sieben Tagen in der Woche jeweils 14 Stunden lang.

Doch wann es los geht, ist heute noch nicht klar. „Wir wollen bis zum 15. Januar einsatzfähig sein. Aber wir arbeiten noch mit unbekannten Variablen“, erklärte Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes Bodenseekreis, am Montagmittag bei einem ersten Rundgang durch das Kreisimpfzentrum (KIZ).
Testlauf mit Komparsen Anfang Januar
Die Infrastruktur steht im Groben. Doch vom PC über das Personal bis zum Impfstoff selbst fehlt noch vieles. Hier wartet auch über die Weihnachtsfeiertage also noch viel Arbeit. Und bevor die ersten Kreisbewohner zur Impfung eingeladen werden, ist voraussichtlich Anfang Januar erst ein Testlauf mit Komparsen von Rotem Kreuz (DRK) und Johannitern geplant.

„Die Leute warten darauf und wollen geimpft werden“, erklärte Robert Schwarz auf Nachfrage. Doch wie und vor allem wann Impfwillige zu einem Termin kommen, sei noch nicht vollständig geklärt. Das werde zentral geplant, so der Kreissprecher. Und Grundvoraussetzung sei die Verfügbarkeit des Impfstoffes. Das Landratsamt geht in seinen Planungen davon aus, dass zuerst der Biontech-Impfstoff verabreicht wird, der seit heute zugelassen ist. Die Impfdosen stellt das Land den Impfzentren zur Verfügung.

Klar ist, wer zuerst geimpft wird: Laut Bundesverordnung sind zuerst die über 80-Jährigen und Pflegebedürftigen dran, aber auch medizinisches und Pflege-Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, im Rettungsdienst sowie in Altenheimen.
Impfzentrum schickt zuerst mobile Teams los
Mobile Impfteams des KIZ werden am Anfang in die Pflegeheime fahren und dort impfen, erklärte heute Michael Fischer, der im Landratsamt für das Impfzentrum zuständig ist. Wer dann dran kommt, erhalte persönlich eine entsprechende Information, so Schwarz. Wie, sei noch „noch in der Abklärung“, sagt der Kreissprecher. Sicher scheint hingegen bereits, dass die Termine für jeweils zwei Impfdosen dann über die Nummer des ärztlichen Bereitsschaftsdienstes unter der zentralen Nummer 116117 vergeben werden sollen.

Wie die Impfberechtigten durch das KIZ geschleust werden, ohne sich in die Quere zu kommen, erläuterte Dietmar Buck, der im Landratsamt seit Februar als stellvertretender Stabsleiter in Sachen Corona-Krisenmanagement agiert. Nach dem Eingang ist ein Wartebereich eingerichtet, damit sich keine „Impfschlange“ bildet.
Nach der Registrierung ist die nächste Station ein Raum, in dem über die Impfung mit einem zirka sieben Minuten langen Film informiert wird. „Bleiben dann noch Fragen offen, klärt die im Anschluss ein Mediziner beim Arztgespräch“, erläuterte Dietmar Buck. In vier Impfräumen wird dann der Impfstoff verabreicht und die Person danach noch für 30 Minuten zur Beobachtung in einem Wartebereich dabehalten. Nach rund einer Stunde ist die Prozedur beendet, der Geimpfte kann wieder heimgehen.

Woher kommt das medizinische Fachpersonal?
Um diesen Ablauf zu den geplanten Öffnungszeiten von 7 bis 21 Uhr zu gewährleisten, brauche das KIZ mindestens 70 Mitarbeiter täglich, pro Schicht also 35. Woher vor allem das medizinische Fachpersonal dafür kommt, ist noch fraglich. „Das Land wird das Personal aller Voraussicht nach zentral akquirieren“, sagte Robert Schwarz heute. Bis vor Kurzem sei das Landratsamt noch davon ausgegangen, dass man die Stellen selbst ausschreibe. Für die verwaltungstechnischen Jobs im KIZ würden zum Großteil Mitarbeiter der Kreisverwaltung eingesetzt.
Die Corona-Impfungen sind aber nicht nur ein logistischer und personeller Kraftakt sind, sondern kosten auch viel Geld. „Wir gehen von Betriebskosten von rund einer Millionen Euro pro Monat aus“, informierte Robert Schwarz auf Anfrage. In dieser Summe sind die Kosten für den Impfstoff nicht enthalten. Finanziert wird das Ganze vom Land.