So oft, wie im Bodenseekreis Natur und Unternehmertum aufeinandertreffen, gibt es das nach seiner Kenntnis nicht oft in der Bundesrepublik. Und Ralph Brinkhaus kommt viel rum im Land. Der ehemalige Fraktionschef der CDU/CSU im Deutschen Bundestag war zu Gast hier am See, um Projekte zu besichtigen, an denen sich nachhaltiges Wirtschaften erkennen lasse.

Er kam auf Einladung von Volker Mayer-Lay, Bundestagsabgeordneter aus dem Bodenseekreis, zu einer Klausurtagung an den See. Beide sind Mitglied des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. Es handelt sich um einen interfraktionellen Beirat, der die Aufgabe hat, der Bundesregierung den Spiegel vorzuhalten, wenn sie Gesetze auf den Weg bringt, die den globalen Nachhaltigkeitszielen widersprechen.

Blick auf den Kreis durch Vaude-Chefin

Neben Brinkhaus und Mayer-Lay tourten auch ihre Fraktionskollegen und Beiratsmitglieder Felix Schreiner (Waldshut-Tiengen) und Wolfgang Stefinger (München) durch die Region. Einen ersten Blick auf den Landkreis am nördlichen Bodensee hatten die Bundestagsabgeordneten zuvor schon von Berlin aus geworfen, als in einer der vorherigen Beiratssitzungen Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von Vaude aus Tettnang, die als Botschafterin für nachhaltiges Wirtschaften gilt, ein Referat hielt.

Beispiel Solaranlagen über Plantagen

Über ihre Eindrücke berichteten die vier Abgeordneten in einer Pressekonferenz im Landratsamt. Mayer-Lay findet, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ oft mit Klimaschutz gleichgesetzt werde, was aber ein Irrtum sei. Vielmehr sei nur nachhaltig, was ökologische, soziale und auch ökonomische Ziele vereine. Die Agri-PV-Anlagen, also Kollektoren über Apfelplantagen, hält er für ein Nachhaltigkeitsbeispiel „par excellence“. Der Einsatz von Spritzmitteln sinke, er verschaffe den Landwirten ein Zusatzeinkommen und sichere den Bauernstand.

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Nachhaltiges Wirtschaften durch ZF und Rolls Royce

Weitere Beispiele, die die Gruppe am Bodensee kennenlernte, waren ZF und ihre Getriebe für Windkraftanlagen; Rolls-Royce Power Systems und deren Arbeit an und mit nachhaltigen Kraftstoffen; die BSB und ihr Elektroschiff MS Mainau. Als weitere Station besuchten sie das Staatsweingut Meersburg, das erste Weingut im Land und das zweite im Bund, das auf eine klimaneutrale Produktion umgestellt hat.

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Abgeordneter kritisiert Klimaaktivisten

Der Münchner CSU-Abgeordnete Wolfgang Stefinger sagte: „Nachhaltigkeit wird durch Innovation erreicht, nicht durch Festkleben an der Straße.“ Eine Kombination von Wirtschaft und Wissenschaft liefere die besten Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels. „Da kann man nicht mit Ideologie in die thematische Auseinandersetzung gehen, sondern mit Wissen.“

Für Brinkhaus passt im Bodenseekreis alles zusammen

Ralph Brinkhaus kommt aus NRW. Am Bodenseekreis finde er besonders, dass er über eine „seltene Kombination“ verfüge: „Einem ländlichen Raum mit viel Tourismus, aber auch mit einem ganz starken Industriestandort, kombiniert mit einer innovativen Universität“. Der ehemalige Oppositionsführer im Bundestag sagte: „Das alles übereinanderzulegen, ist eine schöne Herausforderung. Ich habe das Gefühl, das passt alles zusammen.“

Nach dem Treffen im Landratsamt stellte Landrat Luca Prayon fest: „Ich halte es für ausgesprochen wichtig, sich unmittelbar zu solchen Themen auszutauschen. Wir haben hier als Kreis viele tolle Projekte zu bieten.“ Die Zeppelin-Universität sei „ein Kleinod, oft ist gar nicht so bekannt, was die machen, dabei sind sie bei Forschung und Entwicklung vorne mit dabei“.

CDU als „Wachhund“ für mehr Nachhaltigkeit?

Wenn sie dann zurück im Beirat in Berlin sitzen, in dem auch die Regierungsparteien vertreten sind, könnten sie zwar keine Gesetze aufhalten, wie der CDU-Politiker Felix Schreiner vom Hochrhein sagte, „weil wir keine Mehrheit haben“. Aber sie hätten als Opposition die Aufgabe eines „Wachhunds“: „Wir werden der Regierung ins Stammbuch schreiben, was sie mehr machen muss.“