Nach niedrigem Wasserstand im Frühjahr gibt es vorsichtig Entwarnung für den Bodensee: Weil es im März und April überdurchschnittlich viel regnete, hat sich der See wieder gut gefüllt, der Wasserstand ist leicht höher als um diese Jahreszeit üblich. Das teilt die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) mit. In den Bergen liegt dank des Niederschlags deutlich mehr Schnee als zu Beginn des Frühjahrs. Daher rechnet die Landesanstalt mit einer für die Jahreszeit üblichen Schneeschmelze, die im Sommer den See über den Rhein auffüllen wird.
Gewässer bleibt kühl
Wer es beim Baden lieber etwas wärmer hat, der muss sich jedoch noch gedulden. Im Mai hätten viele Besucher die warmen Seetemperaturen im Vergleich zum Vorjahr vermisst, schreibt die LUBW. Wassertemperaturen wie im Mai 2022, als der See 18 Grad warm war, seien jedoch nicht die Regel für diese Jahreszeit. Die aktuellen Werte seien typisch für den Frühsommer und lägen derzeit sogar etwas über dem langjährigen Durchschnitt.
Wassertemperatur knapp über langjährigem Durchschnitt
Das Institut für Seenforschung der LUBW in Langenargen misst regelmäßig die Temperaturen im Freiwasserbereich des Bodensees. Mitte Mai lag der Wert bei 13,4 Grad in einer Tiefe von einem halben Meter. Der langjährige Durchschnitt seit den 1960er Jahren beträgt im Mai etwa 12 Grad. Gemessen werde im Freiwasser, weil hier die Temperaturverhältnisse ausgeglichener seien als in Ufernähe. Daher seien langfristige Vergleiche eher möglich.
Wie der Wasserstand des Sees sich über den Sommer entwickeln wird, lässt sich jedoch schwer voraussagen, trotz der Schneevorräte in den Bergen. Denn neben der Schneeschmelze spielen auch Anzahl und Menge weiterer Niederschläge im Einzugsgebiet des Sees eine wichtige Rolle.

Letztmals 2002 mehr Niederschlag als im Schnitt
Das Jahr 2002 war das letzte Jahr, in dem der Jahresniederschlag in Baden-Württemberg über dem Durchschnitt lag. Hier fielen mit 1232 Millimetern mehr als zehn Prozent mehr Regen als im Schnitt der Jahre 1961 bis 1990. In diesem Vergleichszeitraum lag die Menge bei 980 Millimetern.
Hingegen gab es in den vergangenen zehn Jahren im Land fünf Jahre, in denen der Jahresniederschlag um mehr als zehn Prozent niedriger war als diese 980 Millimeter. Diese trockenen Jahre waren 2014, 2015, 2018, 2020 und 2022.
Grundwasserspiegel höher als im Mai 2022
Auch auf die Grundwasserbestände hat die Niederschlagsmenge direkte Auswirkungen. Die niedrigen Grundwasserstände sind nicht nur auf den trockenen und heißen Sommer 2022 zurückzuführen, sondern auch auf das trockene Winterhalbjahr 2022/2023. Die Monate Dezember bis Februar brachten nicht die benötigten Menge an Niederschlag, um die Grundwasserstände zu erhöhen. Insbesondere der Februar war zu trocken.
Dank der regenreichen Monate März und April hat sich der Grundwasserspiegel jedoch stabilisiert. Obwohl der Mai wieder trockener ausfiel, lagen die Grundwasserstände Ende Mai höher als im selben Monat des heißen und trockenen Jahres 2022. Im Vergleich mit dem langjährigen Durchschnitt liegen die Grundwasserstände allerdings weiterhin unter dem normalen Niveau.

In den nächsten Tagen fällt kaum Regen
Mit Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres, das die Monate Mai bis Oktober umfasst, sinkt die Neubildung von Grundwasser generell. Die Vegetation braucht verstärkt Wasser und laut Wettervorhersage wird es in den kommenden zehn Tagen voraussichtlich nur wenig oder gar keinen Regen geben. Einzelne Unwetter mit starkem Regen haben in der Regel keinen signifikanten Einfluss auf das Grundwasser, da der größte Teil des Niederschlags schnell abfließt und nicht ins Grundwasser gelangt.
„Langfristig auf weniger Wasser einstellen“
Ulrich Maurer, Präsident der LUBW, fasst die Lage zusammen: „Wir gehen in diesem Jahr etwas besser gerüstet in das sommerliche Rennen um das Wasser als im letzten Jahr.“ Die Daten zeigten jedoch auch, „dass wir uns langfristig auf weniger Wasser in den Sommermonaten einstellen müssen“. Auf der Homepage der LUBW können die Fluss- und Seewasserstände sowie Vorhersagen für die kommenden zehn Tage abgerufen werden.