Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 hat die Bahn rund um Lindau viel vor: Der neue Bahnhof im Lindauer Ortsteil Reutin soll fertiggestellt werden, die zweite Bahnunterführung Richtung Insel wird gebaut und an der Elektrifizierung der Bahnstrecke Zürich-Lindau-München wird gearbeitet.
440 Millionen Euro für Ausbau und Elektrifizierung von Zürich nach München
Der Ausbau und die Elektrifizierung kosten nach Bahnangaben rund 440 Millionen Euro. Dazu kommen die Arbeiten der Südbahn-Elektrifizierung in Richtung Ulm. Bahnreisende müssen deshalb in diesem und im nächsten Jahr oft auf Busse umsteigen, teilweise werden Bahnstrecken komplett gesperrt sein.

Fahrzeit verkürzt sich um eine Stunde
Wenn erst einmal alles fertig ist, dann soll sich die Fahrzeit von München über Lindau nach Zürich um rund eine Stunde auf dreieinhalb Stunden verkürzen. Damit die Zeiten eingehalten werden können, wird in Lindau im Ortsteil Reutin ein neuer Bahnhof mit vier barrierefreien Bahnsteigen gebaut, der den alten Sackbahnhof größtenteils ersetzen wird. Noch bis zum 6. Oktober gibt es deshalb im Abschnitt Aichstetten-Hergatz Einschränkungen und die Bahnreisenden müssen auf Busse umsteigen.
Ende 2020 zwei Bahnhöfe in Lindau
Lindau soll ab Ende 2020 zwei Bahnhöfe besitzen: Der Inselbahnhof wird in verkleinerter Form mit sechs statt bislang acht Bahngleisen für den Nah- und Regionalverkehr erhalten bleiben, der Fernverkehr wird über den neuen Bahnhof in Lindau-Reutin abgewickelt. Dort entstehen auch Parkplätze, Taxistände und Fahrradabstellmöglichkeiten. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude auf der Insel bleibt erhalten. Ob und wann es saniert wird, steht derzeit nicht fest.
Im Allgäu öfter Schienenersatzverkehr
Um die Bauarbeiten zu ermöglichen, müssen laut Bahn immer wieder Streckenabschnitte gesperrt werden: Die Züge aus Richtung Memmingen fahren bis Aichstetten und werden zwischen Aichstetten und Lindau beziehungsweise Hergatz durch Busse im Schienenersatzverkehr (SEV) ersetzt. Schnellbusse fahren zwischen Aichstetten und Lindau über die Autobahn und halten unterwegs in Leutkirch und Wangen. Daneben fahren weitere SEV-Busse zwischen Aichstetten und Hergatz, die in Leutkirch, Kißlegg und Wangen halten. Diese Busse haben in Hergatz Anschluss an die Züge, die auf der Strecke Kempten-Immenstadt-Lindau planmäßig fahren.
Zusatzfahrzeug nimmt auch Fahrräder mit
In der Zeit von 1. Mai bis 15. September werden die Busse von einem zusätzlichen Fahrzeug begleitet, in dem der Transport von Fahrrädern möglich ist. Laut Bahnsprecher Bernd Honenkamp investiert die Bahn allein in diesem Jahr in den Bau von Oberleitungen, Gleise, Schallschutz und in Bahnhöfe auf der Strecke 145 Millionen Euro. Ein Wochenende lang wird von und nach Lindau gar kein Zug fahren, wenn vom 6. bis 8. September das neue elektronische Stellwerk in Betrieb genommen wird.
Nach München über Kempten
Im Fernverkehr verkehren die EC-Züge der Verbindung München-Zürich im gesamten Jahresfahrplan über Kempten statt über Memmingen. Vom 10. bis 29. April, am Wochenende 17. bis 19. Mai sowie vom 22. Juli bis 8. September fallen die EC-Züge zwischen München und Lindau aus. Alternativ besteht die Möglichkeit, IC-Busse auf der Strecke zwischen München und Zürich zu nutzen.
Am See entlang viele Berufs- und Schulpendler betroffen
Gebaut wird auch an der Elektrifizierung der Südbahn-Strecke zwischen Lindau und Friedrichshafen bis Ulm, wo viele Berufs- und Schulpendler unterwegs sind. Für die Elektrifizierung werden auf rund 120 Kilometern zwischen Ulm und Friedrichshafen und weiter bis Lindau 4000 Masten errichtet und 250 Kilometer Oberleitung verlegt. An 35 Straßenüberführungen und 38 Bahnübergängen wird gearbeitet, Gleise werden abgesenkt und Stützmauern gebaut.
Umsteigefreies Reisen zwischen Bodensee und Stuttgart
Drei Straßenbrücken sowie zwei Geh- und Radwegverbindungen werden neu gebaut. Sobald die Bauarbeiten beendet sind, ist zwischen Bodensee und Stuttgart ein umsteigefreies Reisen möglich. Außerdem wird die Geschwindigkeit auf der Strecke bereichsweise auf 160 Stundenkilometer erhöht.
Ab 19. September drei Monate Ersatzverkehr am See
Deshalb wird die Bahnstrecke zwischen Friedrichshafen und Lindau von 19. September bis 14. Dezember voll gesperrt, ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet. Gründe sind der Bau der Brücke über die Argen sowie Arbeiten an Oberleitungen und Tiefbauarbeiten für Kabel. Ab 4. November bis 9. Dezember wird dann auch die Strecke zwischen Biberach und Aulendorf komplett gesperrt. Barrierefrei ausgebaut wird der Bahnhof Wangen im Allgäu. Dort investiert die Bahn rund 6,4 Millionen Euro. Die Bauarbeiten laufen parallel zur Elektrifizierung der Strecke München-Lindau.
Zahlen und Fakten
- Elektrifizierung der Südbahn: Die Arbeiten in allen vier Bauabschnitten werden 2021 abgeschlossen sein. Kosten für die Elektrifizierung der Südbahn Ulm-Friedrichshafen-Lindau: rund 225 Millionen Euro. Im Zuge des Streckenausbaus Lindau-München werden an etlichen Bahnhöfen entlang der Strecke Bahnsteige, Zugänge und Unterführungen neu gebaut. Ebenfalls notwendig werden Neubauten und Ergänzungen bei Oberleitungen, Bahnunterführungen, Straßenüberführungen sowie in der Leit- und Sicherungstechnik bei der Telekommunikation und für Schallschutzmaßnahmen.
- Bahnknoten Lindau und Elektrifizierung Lindau-München: Nach dem Ausbau des Bahnknotens Lindau, der bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 fertig sein soll, sollen sich die Fahrtzeiten wie folgt verkürzen: Die Strecke Lindau-München (197 Kilometer) soll in unter zwei Stunden gefahren werden, die Strecke Lindau-Stuttgart (210 Kilometer) in 2 Stunden und 15 Minuten. Die Höchstgeschwindigkeit soll nach dem Ausbau zwischen 140 bis 160 Stundenkilometern statt bisher 100 bis 110. Wegen der höheren Geschwindigkeit werden 36 Bahnübergänge mit modernen Sicherungsanlagen versehen. Kosten für den gesamten Streckenausbau Lindau-München: 440 Millionen Euro, davon rund 100 Millionen Euro für Maßnahmen zum Schallschutz.