Zeigt der Kompass noch nicht in die richtige Richtung? Die Aktion "Wissen was geht" will Schülern bei der Berufswahl Orientierungshilfe bieten. Dazu öffnen 46 Firmen, vom Global Player bis zum Handwerksbetrieb, in den Sommerferien wieder Werktore und Türen. "Schüler sollten so früh wie möglich, also am besten schon mit 14 Jahren an der Aktion teilnehmen", sagt der Initiator der Aktion, die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis (WFB).

Wirtschaftsförderung: Viele Termine schnell ausgebucht

Denn viele Firmen seien sehr schnell ausgebucht. So hätten die Schüler in den darauffolgenden Jahren doch noch die Möglichkeit, in ihren Wunschbetrieb hineinzuschnuppern. So soll eine Win-Win-Situation entstehen, erste Kontakte zwischen Schülern und Arbeitgebern sollen im Idealfall zu Ausbildungsverträgen führen.

SAP: Immer wieder kommen Bewerber über "Wissen was geht"

Auch der Termin bei SAP ist immer schnell ausgebucht.
Auch der Termin bei SAP ist immer schnell ausgebucht. | Bild: Christiane Keutner

Dass dies tatsächlich funktionieren kann, bestätigt Pressesprecher Björn Emde von der Firma SAP in Markdorf, bereits seit über acht Jahren mit dabei. "Ja, wir haben regelmäßig Bewerber, die über 'Wissen was geht' auf uns aufmerksam geworden sind." Er weiß von zwei oder drei konkreten Fällen, in denen Duale Studenten durch die Aktion gewonnen werden konnten. Schnuppern bei SAP ist beliebt und die Plätze sind schnell ausgebucht.

MTU: Mittlerweile zwei Termine für Aktion

Wie bei MTU in Friedrichshafen. Von Anfang an, also seit 14 Jahren, beteiligt sich das Unternehmen an der Aktion. Die Resonanz ist dort so groß, dass nach anfangs einer nun zwei Gruppen von Teilnehmern gebildet werden. Laut Sprecher Wolfgang Boller geben zahlreiche Bewerber um einen Ausbildungsplatz an, dass sie sich auch aufgrund der Aktion beworben haben.

Airbus: Oft unter den ersten ausgebuchten Terminen

Airbus in Immenstaad ist ein beliebter Termin bei "Wissen was geht".
Airbus in Immenstaad ist ein beliebter Termin bei "Wissen was geht". | Bild: Mathias Pikelj

Auch das Interesse am Termin bei Airbus in Immenstaad ist seit Jahren groß. Er ist oft mit als erstes ausgebucht. Doch Nachwuchsmangel ist in den Großbetrieben nicht das Thema.

ZF: Werbung für MINT-Fächer

Der ZF in Friedrichshafen, ebenfalls mit zwei Gruppen dabei, geht es nicht darum, Werbung für die Attraktivität der ZF-Ausbildungsstellen zu machen, wie Torsten Fiddelke sagt. Vielmehr sollen junge Menschen in frühen Jahren für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu interessieren.

Wenglor: 20 Schüler können herausfinden, was ihnen liegt

Auch ein Mittelständler wie Wenglor in Tettnang hat keine Probleme, Nachwuchs zu rekrutieren, will aber den 20 angemeldeten Schülern Einblick in das Unternehmen geben, damit sie herausfinden können, was ihnen liegt und Spaß macht.

Webers Backstube: Schüler begeistert, aber keiner bewirbt sich

Der Blick in Webers Backstube begeistert die Schüler – Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz kamen durch "Wissen was geht" aber noch nicht.
Der Blick in Webers Backstube begeistert die Schüler – Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz kamen durch "Wissen was geht" aber noch nicht. | Bild: Anette Bengelsdorf

Eine Luxus-Situation, von der Maria Stelwag, Geschäftsführerin von Webers Backstube, nur träumen kann. "Die Schüler sind begeistert, wenn sie unsere Backstube sehen, aber zu einer Bewerbung kam es dadurch nie", sagt sie. Die gingen wohl lieber in die Industrie, statt am Wochenende in der Bäckerei zu arbeiten. Trotzdem will sie weiterhin den Schülern die schöne Seite ihres Berufs zeigen.

Hotel City Krone: Keine Bewerber, trotz bester Chancen auf internationalem Parkett

Vor demselben Problem steht das Hotel City Krone in Friedrichshafen. Acht Bewerber, so viele wie im vergangenen Jahr, verzeichnet Geschäftsführer Max Rieger für den Termin bei "Wissen was geht". Doch erwartet er auch diesmal nicht, dass seine Bemühungen helfen, Auszubildende für das Hotelfach zu gewinnen. Dabei biete der vielseitige Beruf beste Chancen auf internationalem Parkett. Stellvertretend für die Branche will auch er weiterhin Werbung für diese positiven Aspekte machen.

Winterhalter Gastronom: Können nicht sagen, ob Bewerber über "Wissen was geht" kommen

Was geht bei Winterhalter? Das Interesse der Schüler ist groß.
Was geht bei Winterhalter? Das Interesse der Schüler ist groß. | Bild: Winterhalter

Auch die Firma Winterhalter Gastronom ist wieder dabei. Für das Unternehmen, das in Meckenbeuren gewerbliche Spülsysteme herstellt, sagt Ausbildungsleiterin Pamela Rohloff: "Wir nehmen schon seit zehn Jahren teil, beteiligen uns aber an so vielen Veranstaltungen und Messen im Bodenseeraum, dass wir nicht sagen können, ob eine Bewerbung auf die Aktion 'Wissen was geht' zurückzuführen ist."

Vaude: Nicht das Gefühl, dass durch Besuch Bindung entsteht

Einen direkten Einfluss auf die Bewerberzahl sieht Outdoor-Ausrüster Vaude in Tettnang nicht. Zwar beziehen sich die Bewerber gelegentlich darauf, aber "gäbe es eine deutliche Häufung von Bewerbungen, die aus der Aktion resultieren, wäre es mir aufgefallen", sagt Beate Philipp, Abteilung Personalentwicklung. Sie hat nicht das Gefühl, dass durch den Besuch eine Bindung entsteht.

Die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis gibt zu bedenken: "Unsere Aktion ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt." Das heiße, dass sich Schüler vielleicht über mehrere Jahre verschiedene Betriebe anschauen. Unter Umständen kämen sie sogar nach einem abgebrochenen Studium zu einem Betrieb zurück, den sie bei "Wissen was geht" besucht haben.

Betriebe müssen für Aktion Aufwandsentschädigung zahlen

Damit dies für sie kostenlos möglich ist, trägt die WFB den Hauptanteil der Kosten an "Wissen was geht" und beteiligt die Betriebe mit einer Aufwandsentschädigung, die sich nach der Größe des Betriebs richtet. Diese Kosten sollen keinen Betrieb davon abhalten, bei der Aktion dabeizusein. Konkrete Zahlen zur Kostenbeteiligung wollte die Wirtschaftsförderung allerdings nicht nennen.