Anette Bengelsdorf

Wasserfahrzeuge sind auf dem Messe-See ja keine Seltenheit. Aber wie kommt das Luftfahrzeug auf den Teich? "Piloten können einschätzen, was es bedeutet, mit einem Amphibienflugzeug auf dem Messe-See zu landen", sagt Klaus Wellmann, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen, bei der Pressekonferenz zur 25. Aero. Die kurze Strecke auf dem Wasser hat dem Piloten für die Wasserung gereicht. Er musste nicht auf die alternativ zur Verfügung stehende Busspur ausweichen. Etwa 60 Prozent der Besucher der Messe für allgemeine Luftfahrt, also der zivilen Luftfahrt mit Ausnahme des Linienverkehrs, sind im Besitz einer Pilotenlizenz und viele von ihnen reisen mit dem eigenen Flugzeug zur Messe an. Der Teich steht zur Landung selbstverständlich nicht zur Verfügung.

Zwei Flugzeuge mit Elektromotoren von Siemens bei der Airshow: die E-Extra 330LE und die E-Fusion.
Zwei Flugzeuge mit Elektromotoren von Siemens bei der Airshow: die E-Extra 330LE und die E-Fusion. | Bild: Anette Bengelsdorf

Die direkte Nachbarschaft zum Flughafen, die mit dem Umzug auf das neue Messegelände im Jahr 2002 möglich wurde, bot der Luftfahrtmesse Aero, die sich 1993 von ihrer Mutter "Rennsport Motor Freizeit" (RMF) abgenabelt hat, neues Entwicklungspotenzial. Über einen Taxiway rollen die Flugzeuge der Aussteller seither direkt in die Messehallen. Große Business-Flugzeuge stehen davor, wie der zweistrahlige Business-Jet, der Embraer Phenom 300, ein Ferrari der Lüfte. Für den Transport von sechs Passagieren ausgelegt, steuern ihn Geschäftsleute nonstop von Friedrichshafen auf die Kanaren – mit einer Reisegeschwindigkeit eines Airbus 320, aber in größerer Höhe und damit effizienter.

Die amphibische Equator P2 Xcursion aus Norwegen wird künftig hybrid angetrieben.
Die amphibische Equator P2 Xcursion aus Norwegen wird künftig hybrid angetrieben. | Bild: Anette Bengelsdorf

Beinahe geräuschlos und deutlich ressourcenschonender rollen dagegen die von Elektromotoren getriebenen Flugzeuge zur Air-Show an. Nach dem Start eines 90 Jahre alten Oldtimers mit einem Sternmotor von BMW wirken sie beinahe gespenstisch. "Das, was man hört, ist zu 99 Prozent der Propeller", sagt Jürgen Schelling, ein Flugzeugexperte. Bereits nach wenigen Metern ist die E-Extra 330 LE von Siemens nicht mehr zu hören. Dann steigt sie senkrecht in den Himmel und macht eine Rolle. Sie ist eines der meistverkauften Show-Flugzeuge und dient, ausgestattet mit einem 250 Kilowatt leistenden Elektromotor, als Kunstflug-Prototyp zur Erprobung von Grenzbereichen. Die geringe Reichweite dieser Motoren ist dabei ausreichend für eine Air-Show. Soll die Reise weitergehen, bieten sich hybride Lösungen, wie die des Reise-Motorseglers E-Genius an. Er lädt mit einem zusätzlichen Verbrennungsmotor im Flug die Batterien auf und soll eine Reichweite von 1000 Kilometern erzielen. Eine Technologie, von der auch Verkehrsflugzeuge profitieren könnten. Nicht nur, weil sie Flugzeuge leise über den Himmel gleiten lässt.

Roland Bosch und Klaus Wellmann vor dem Business-Jet Embraer Phenom 300, ein Ferrari der Lüfte.
Roland Bosch und Klaus Wellmann vor dem Business-Jet Embraer Phenom 300, ein Ferrari der Lüfte. | Bild: Anette Bengelsdorf

Da die Höhe von Start- und Landegebühren lärmabhängig ist, wäre sie auch wirtschaftlich interessant. Ein amphibischer Prototyp, der Equator P2 Xcursion aus Norwegen, arbeitet ebenfalls hybrid. Hier wirken künftig ein leichter Wankelmotor und ein Stromer der deutschen Firma Engiro zusammen und sollen das futuristisch anmutende Fluggerät für sechs Stunden in der Luft halten. Für die norwegische Fjordlandschaft konzipiert, soll der Prototyp, eine Handarbeit aus einer Osloer Garage, von einer Runway als auch vom Wasser starten. Vielleicht landet die Equator bei der nächsten Aero bereits auf dem Messe-See.

 

Aero 2017

  • Die 25. Messe für allgemeine Luftfahrt findet vom 5. bis 8. April statt. 707 Aussteller bieten von Mittwoch bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 17 Uhr den kompletten Überblick über das Thema Fliegen. Tageskarten sind für 20 Euro, ermäßigt für 15 Euro erhältlich. Zwei-Tageskarten kosten 35 Euro, Vier-Tageskarten 66 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist der Eintritt frei.
  • Zum Messejubiläum findet am Samstag, 8. April, um 11 Uhr eine Air-Show mit Flugzeugen mit Elektroantrieb statt, die auch in einer speziellen E-Flight-Expo in Halle A7 zu sehen sind. Erstmals dabei ist ein originalgetreuer Nachbau des ersten deutschen Verkehrsflugzeugs aus Ganzmetall, eine Junkers F 13. Neben Ultraleichtflugzeugen, vom Segler bis zum Helikopter, sind alle etablierten Hersteller von Motor- und Segelflugzeugen sowie Privat-Jets vor Ort. Eine Sonderausstellung informiert bei der Aero über zivile Drohnen und unbemannte Flugzeuge. Mehr als 100 Vorträge, Konferenzen und Workshops über aktuelle Themen der Luftfahrt sind geplant. Für alle an einer Flugausbildung und an Luftfahrtberufen Interessierte gibt es die Aktion "Be a Pilot/Aerocareer".