
Es ist Samstag, 5. Oktober, 7.10 Uhr. In Nachbarschaft zur Meersburger Anlegestelle der Autofähren trifft eine zehnköpfige Mannschaft ein, um am Vormittag Fischnetze aus dem Bodensee zu holen. Dies dient dazu, Daten über die Bestände der einzelnen Fischarten zu sammeln. Beim anschließenden sogenannten Ausmaschen werden die Fänge Tier für Tier von Hand in Listen eingetragen, anschließend mittels PC erfasst sowie ausgewertet. An diesem Morgen ist es windig, es nieselt und auf dem See herrscht leichter Wellengang.
Projektleiterin Barbara Scholz und Matthias Bopp nehmen mit Boot 3 auf dem Überlinger See Kurs in Richtung Sipplingen. Dort werden dann nach vorbereitetem Protokoll und GPS-Daten die durchnummerierten und kartierten Netze eingeholt.

Auf einem GPS-Gerät liest Barbara Scholz ab, wo das nächste Fischernetz aus dem Bodensee geholt wird.

Dieser stilisierte Kartenausschnitt zeigt den Überlinger See und die Positionen der ausgebrachten Netze. Dieses Mal gilt es, für das Monitoring des Fischbestandes die grünfarbenen Positionen abzuarbeiten.

Auf solchen Kärtchen stehen die so genannten Netz-Codes. Die sind vorab protokolliert. Die Kärtchen werden beim Einholen der Netze mit in bereitstehende Kisten gelegt. Das ist für die anschließende händische Erfassung der Daten in vorbereiteten tabellarischen Listen wichtig. Denn so ein Code gibt Auskunft darüber, wo genau und in welcher Tiefe ein Netz positioniert worden ist.

Nach der Anfahrt kurz vor 8.30 Uhr. Etwa auf Höhe von Sipplingen holen Barbara Scholz und Matthias Bopp das erste von 13 Netzen ein. Für den Fischfang werden Multi-Maschen-Kiemen-Netze verwendet, die haben Maschenweiten von vier und bis zu 43 Millimetern, um Fische unterschiedlichster Größen fangen zu können.

In diesem Netz, das aus rund 90 Metern Tiefe geholt worden ist, hat sich eine Trüsche verfangen. Die Trüsche ist ein dorschartiger Fisch, der überwiegend in tieferen Regionen des Bodensees vorkommt. Auf dem Speiseplan dieser Art stehen hauptsächlich Bodentiere, Jungfische und auch Fischlaich.

Beim Einholen eines weiteren Netzes. Gerade zieht Matthias Bopp einen Zander an Bord. Doch in vielen Netzen auch der anderen Kollegen werden kaum Fische sein. Das stellt sich aber erst später heraus. Manche Netze wurden wegen Wind, Wetter und Strömung abgetrieben, sodass die protokollierten GPS-Daten lediglich ein Anhaltspunkt für die tatsächliche Position sind.
Nach gut zwei Stunden auf dem Überlinger See haben Scholz und Bopp alle vorgesehenen Netze eingeholt. Mit bis zu 40 Stundenkilometern geht es zurück zum Meersburger Standort, um dort die Fänge von Hand in vorbereiteten Listen einzutragen. Obwohl nur leichter Seegang herrscht, wirkt der Ritt auf den Wellen ruppig. Gut, dass der Sitz gefedert ist – das schont die Wirbelsäule und die Bandscheiben.
Gegen 10.30 Uhr wieder zurück in Meersburg. Boot 3 ist vertäut. Kisten mit den eingeholten Netzen werden ausgeladen.

An Land werden nacheinander sämtliche Netze abgearbeitet und die Fische herausgenommen. Die werden in Eimer gelegt, die, wiederum mit Netz-Code-Kärtchen gekennzeichnet, bereitstehen. Dieses Bild zeigt (von links) Matthias Bopp, Andreas Revermann und Christian Wenzel beim so genannten Ausmaschen.

Im Zelt werden die Fische Tier für Tier von Julia Gaye-Siessegger nach Art bestimmt, gemessen und gewogen sowie von Jürg Knörr in eine Liste eingetragen.

Ein Beispiel für die Erfassungslisten. Links oben der Netz-Code. Der ist protokolliert und gibt Aufschluss darüber, wo genau und in welcher Tiefe ein Netz positioniert war. In der ersten Spalte die Maschenweite in Millimetern; in der zweiten Spalte die Fischart, gefolgt von Anzahl, Länge in Zentimetern, Gewicht in Gramm, Geschlecht und weiteren Daten.

Roland Rösch fotografiert gekennzeichnete gelbflossige sowie rotflossige Barsche. Die Forscher wollen herausfinden, wie die beiden Barscharten im Bodensee verteilt sind. Rechts vom Fisch ist eine geeichte Farbskala. Das ist notwendig, um die Fischfärbungen, die bei unterschiedlichsten Lichtverhältnissen fotografiert werden, vergleichbar zu halten.

Immer wieder werden größeren Fischen so ab 20 Zentimetern Länge Proben von Mageninhalten entnommen und in solchen Zentrifugenröhrchen aufbewahrt.

Die Proben werden später analysiert, um Fressgrohnheiten zu dokumentieren.
Zum Beispiel, ob und welche Fischarten Quagga-Muscheln fressen, die in den Bodensee eingeschleppt wurden und sich rasant verbreiten.