Landrat Lothar Wölfle erntete für seine Worte zu den Brandanschlägen auf die derzeit im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft im Oberhof in Tettnang lauten Beifall im Kreistag – und einstimmige Zustimmung für seinen Vorschlag, eine gemeinsame Erklärung des Bodenseekreises auf den Weg zu bringen. "Es ist ganz klar, dass wir nicht zurückweichen werden vor solchen Aktionen", hatte Wölfle gesagt. "Gewalt ist keine Demokratie und ein Brandanschlag ist Gewalt im Sinne des Strafrechts. Und da müssen wir auch als Demokraten klar entgegenstehen." Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt.

In der verabschiedeten Erklärung heißt es: "Der Kreistag des Bodenseekreises verurteilt die Anschläge auf die Flüchtlingsunterkunft in der Narzissenstraße in Tettnang auf das Schärfste." Und weiter: "Hunderttausende Menschen in der ganzen Welt sind auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Tod. Sie suchen Schutz insbesondere in Europa und auch in Deutschland. Die Aufnahme dieser Menschen, die vor Krieg und politischer Verfolgung zu uns flüchten, ist Teil unserer Rechts- und Werteordnung." Flüchtlinge zu schützen und ihnen zu helfen, sei grundlegendes Selbstverständnis des Gemeinwesens. "Das Landratsamt Bodenseekreis steht zu dieser sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, diesen Menschen Schutz zu gewähren, den Flüchtlingen in Deutschland eine Perspektive und eine neue Heimat zu geben", verlas Wölfle die Erklärung.

Die sehr große Zahl an engagierten Bürgern, die sich seit Beginn der Unterbringung von Flüchtlingen in Tettnang und anderen Ortschaften im Asylnetzwerk "mit sehr großem Idealismus in vorbildlicher Art und Weise eingebracht haben und einbringen", zeige die Offenheit, die Toleranz der hier lebenden Menschen. "Wir werden es nicht zulassen, dass hier Einzelne dieses bestehende Grundverständnis in ein falsches Licht rücken und einen falschen Eindruck entstehen lassen", sagte Wölfle. "Wir werden auch in Zukunft nachhaltig für die Wahrung der Menschenrechte eintreten und für die gemeinsame gesellschaftliche Verantwortung einstehen. Wir stehen für unsere demokratische und rechtsstaatliche Kultur und verteidigen diese mit aller Entschlossenheit gegen Extremismus und Fremdenhass." Dabei sei man sich sehr bewusst, dass Zuwanderung und Integration eine große gesellschaftliche Herausforderung darstellen. Und dass diese Aufgabe bei manchen Bürgern auch Ängste und Sorgen auslöst. "Diese nehmen wir ernst. Deshalb wollen wir diese Herausforderung auch gemeinsam mit allen gesellschaftlichen Kräften meistern und gemeinsam lösen."

Brände in Flüchtlingsunterkunft
In der im Bau befindlichen Flüchtlingsunterkunft im Oberhof hatte es drei Mal gebrannt. "Zwei Mal war es sicher ein Brandanschlag, bei dem ersten sieht es immer noch nach einem technischen Defekt aus, aber der zeitliche Zusammenhang ist schon merkwürdig", sagte Landrat Lothar Wölfle. Das erste Mal hatte am 27. September der Sicherungskasten gebrannt, am 30. September und am 1. Oktober gab es Brandanschläge. Der Schaden beläuft sich auf rund 200.000 Euro: 100.000 Euro Schaden entstand an der Fassade, 55.000 beim Brand im Technikraum. "Und natürlich haben wir in die Bewachung des Gebäudes intensiviert und werden das auch nach Bezug beibehalten, wodurch ebenfalls Kosten entstehen", sagte Wölfle. Die Fertigstellung und der Bezug des Gebäudes verzögere sich um etwa acht Wochen. Für die Ergreifung des Täters haben der Bodenseekreis und die Stadt Tettnang eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. (emb)