Die Musikliebhaber freut es, wenn namhafte Künstler in heimischen Gefilden auftreten. Im Jahr 2018 fanden im Bodenseekreis gleich fünf große Open-Air-Veranstaltungen statt, mit dem Hohentwielfestival im nicht weit entfernten Singen im Kreis Konstanz waren es sogar sechs. Zuletzt kamen Friedrichshafen und Markdorf neu hinzu. Bei den Häflern wird es 2019 eine Neuauflage geben, in der Gehrenbergstadt besteht zumindest die Absicht, die Veranstaltung zu wiederholen. Hinzu kommen etablierte Veranstaltungen wie in Salem, Tettnang oder Meersburg.
Im kommenden Jahr wird es allerdings kein Open Air in Meersburg geben. „Wir reagieren darauf, dass die Dichte von Open Airs in letzter Zeit in der Region zu groß wurde“, schilderte Iris Müller von der Tourist-Information in Meersburg auf Nachfrage dieser Zeitung. Als ein generelles Aus sei dies ausdrücklich nicht zu verstehen: „Wir machen einfach mal eine Pause.“ Was den Musikfan im Sommer 2018 strahlen ließ, hatte bei manchem Außenstehenden bereits zuvor Verwunderung ausgelöst. So viele internationale Stars in diesem Sommer binnen kürzester Zeit in einem kleinen Gebiet. Am 27. Juli spielten sogar zwar prominente Künstler gleichzeitig: Reggae-Ikone Gentleman sang in Markdorf und die britische Sängerin Amy Macdonald trat zur selben Zeit im etwa 20 Kilometer entfernten Tettnang auf.
Wurde der Bogen überspannt? Interpretiert man die Reaktion aus Meersburg, dann ja. Veranstalter des dortigen Open Airs war die Firma Vaddi Concerts aus Tübingen, die ebenso die Veranstaltungen am Hohentwiel und in Tettnang organisiert. Doch Vaddi-Geschäftsführer Marc Oßwald widerspricht. Zwar sei „das Jahr 2018 schon sportlich gewesen, wenn man betrachtet, was alles stattgefunden hat“. Allerdings spiegle dies den nationalen und internationalen Markt wider. „Immer mehr und eine Sättigung ist nicht zu erkennen“, sagt Oßwald, „es gibt eine ungebrochene Nachfrage.“
„In Meersburg werden wir uns überlegen, wo wir 2020 weitermachen, ob wir vielleicht auch am Termin etwas ändern“, sagt der Geschäftsführer, der betont: „Es gibt einzelne Veranstaltungen, die nicht so gut laufen, das war schon immer so, aber insgesamt läuft es in der Branche sehr gut.“ Das läge auch an der vielfach gewonnen Erkenntnis, dass Konzerte ein geeignetes Instrument für das Stadtmarketing seien.
Seit 2005 finden die Open Airs in Salem statt, mit zwei bis vier Künstlern pro Jahr. Daran werde auch nicht gerüttelt. „Unser Konzept sieht es vor, dass wir eine große Bandbreite internationaler Künstler einladen“, sagt Birgit Rückert, die für die Organisation zuständig ist, „bei uns zählt Qualität statt Masse“. Es werde darauf geachtet, dass man sich nicht mit anderen Veranstaltungen, wie etwa dem Schlossseefest, nicht in die Quere komme. Solche Absprachen gebe es aber bloß gemeindeintern. Nicht etwa mit anderen Konzertveranstaltern: „Es ist schwierig so etwas mit anderen Städten oder Veranstaltern zu koordinieren“, meint Rückert. „Wir haben aber den Vorteil, dass wir etabliert sind.“
In Markdorf lässt die Stadtverwaltung generell ihre Finger aus dem Spiel. „Der Gemeinderat hat seine Zustimmung gegeben, dass die Planungen für ein neues Open Air aufgenommen werden“, erklärt Bürgermeister Georg Riedmann, „mehr kann ich dazu nicht sagen, das macht alles der Organisator“. Bei diesem handelt es sich um Dieter Bös, der das mittlerweile aufgelöste Konstanzer Konzertbüro Koko leitete. „Was den Termin angeht, sagen wir natürlich, ob uns das passt“, sagt Riedmann, „an der Künstlerauswahl sind wir allerdings nicht beteiligt." Die Verantwortung liege allerdings bei Dieter Bös. „Wir vertrauen natürlich auf ihn“, so Riedmann.
Im vergangenen Jahr war das erste Open-Air-Konzert in Friedrichshafen vor dem Graf-Zeppelin-Haus ein großer Erfolg, wie Andrea Kreuzer von der städtischen Pressestelle mitteilt. Der Konzertplatz direkt am Bodensee sei besonders, weshalb die Besucher gerne zu diesem Auftritt gekommen seien und signalisiert hätten, dass sie wiederkommen würden. „Bezüglich der Terminierung gibt es viele Faktoren, die eine Rolle spielen können. Wir orientieren uns selbstverständlich bei der Terminfindung an Veranstaltungen, die im Umkreis von Friedrichshafen stattfinden“, so Kreuzer. Im Juli finden direkt an der Uferstraße das Seehasenfest und das Kulturufer statt, sodass in diesem Zeitfenster kein Open-Air-Konzert organisiert werden kann. Außerdem könne das Open-Air-Konzert direkt vor dem Graf-Zeppelin-Haus nur an den Tagen stattfinden, an denen keine Veranstaltungen im Haus sind. „Das war der Grund, weshalb wir uns für August entschieden haben“, legt Kreuzer dar.
2019 werden viele altbekannte Künstler am Bodensee auftreten. Wincent Weiss, der am Hohentwiel spielt, war vor wenigen Monaten beim Kulturufer. Die Fantastischen Vier werden nach 2017 zum zweiten Mal in Salem auftreten. Und Dieter Thomas Kuhn ist ohnehin ein Stammgast. Nach seinem Konzert 2016 in Tettnang wird er dort im kommenden Jahr erneut auftreten. In Friedrichshafen spielte er im August.
Unter den Veranstaltern seien Absprachen nicht unüblich, verrät Vaddi-Geschäftsführer Marc Oßwald. „Mit Allgäu Concerts, die in der Region auch viel machen, tauschen wir uns schon mal aus.“ Dies seien aber keine Detailabsprachen. „Wir geben uns Bescheid, was wir so vorhaben, damit wir darauf achten können, dass wir unterschiedliche Zielgruppen bedienen“, nennt Oßwald den beiderseitigen Nutzen.
Open Air 2019
Noch laufen die Planungen auf Hochtouren, doch schon jetzt stehen die Auftritt einiger Künstler fest. Während für Markdorf noch keine Details bekannt sind, sind die Planungen anderweitig schon weit fortgeschritten. Die bereits feststehenden Open Airs im Überblick:
- Tettnang: 25. Juli: Pur, 26. Juli: Dieter Thomas Kuhn, 27. Juli: noch nicht bekannt, 28. Juli: Zaz
- Salem: 16. Juni: Die Fantastischen Vier, 18. Juli: Toto, 10. August: Rea Garvey, ein weiterer Termin steht noch aus
- Friedrichshafen: 16. August: Nena, 17. August: Michael Patrick Kelly
- Hohentwiel (Singen): 25. Juli: Wincent Weiss