Jährlich sterben bundesweit 100.000 Menschen am Herztod. „Betroffene haben im Falle eines Herzstillstands meist nur dann eine Chance, wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen und ein Laien-Defibrillator eingesetzt wird“, sagt Angelo Sapia. Er koordiniert das Projekt „Kampf dem Herztod“ der Björn-Steiger-Stiftung. Werden diese Maßnahmen sofort ergriffen, liegt die Chance des Patienten zu überleben bei 60 Prozent.
Bodenseekreis Pilotkreis bei Projekt der Steiger-Stiftung
Die Stiftung hat sich deshalb das Ziel gesetzt, ein AED-Gerät pro 1500 Einwohner aufzustellen. AED steht für automatisierter externer Defibrillator. Neben dem Landkreis Freudenstadt hat sich auch der Bodenseekreis als Pilotkreis beworben. Landrat Lothar Wölfle sagt: „Langenargen ist unsere Vorzeigegemeinde, sie ist als erste auf uns zugekommen.“
Gemeinde Langenargen investiert 27.000 Euro
Hier hätten sich die Gemeinderäte rasch auf die Finanzierung geeinigt, deshalb wird Langenargen noch in diesem Jahr 15 AED-Geräte installieren können. Marcel Vieweger vom Amt für öffentliche Ordnung in Langenargen geht von 27.000 Euro Eigenanteil für die Gemeinde aus. Vom Schulzentrum bis zum Friedhof und vom Bahnhof bis zum Strand werden die Geräte gut zugänglich aufgestellt.
Langenargen erste „Herzsichere Gemeinde“ im Land
Damit ist Langenargen die erste „Herzsichere Gemeinde“ in Baden–Württemberg. Bürgermeister Achim Krafft sagt: „Wir hatten schon eine Handvoll AED-Geräte und es war immer unser Wunsch, weitere AEDs zu beschaffen.“ Gemeinderat Roman Wocher war so begeistert, dass er auf eigene Kosten einen Laien-Defibrillator für sein Hotel angeschafft hat.
Geräte kosten 3000 Euro inklusive vier Jahren Wartung
Ein solches Gerät kostet 3000 Euro inklusive vier Jahren Wartung. Die Björn-Steiger-Stiftung übernimmt 25 Prozent der Kosten, in der Pilotgemeinde Langenargen sind es 40 Prozent.
Ab Frühjahr kostenlose Schulungen für Bürger
Aber mit der Anschaffung allein ist es nicht getan. Ab dem Frühjahr werden in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und den Johannitern einstündige kostenlose Schulungen für die Bevölkerung angeboten. So sollen Berührungsängste abgebaut werden. Man könne bei der Anwendung ohnehin nichts falsch machen, denn das Gerät spreche und liefere auf Knopfdruck eine schrittweise Anleitung. Es entscheide auch selbstständig, ob reanimiert werden müsse.
Beispiel Langenargen macht kreisweit Schule
Wie der Landrat erklärte, mache das Beispiel Langenargen Schule. Fast täglich meldeten sich weitere Kreisgemeinden, die ebenfalls herzsicher werden möchten. Angelo Sapia erklärte: Ob Herzdruckmassage oder Laien-Defibrillator – wichtig sei, dass man im Ernstfall beherzt handle. Nichts zu tun sei nicht nur falsch, sondern auch strafbar.