Im Zuge des Zustroms geflüchteter Menschen seit 2015 hofften Verantwortliche auf dem Arbeitsmarkt, dass mithilfe der Flüchtlinge der Bedarf an Fachkräften besser gedeckt werden kann. Die Zahlen der vergangenen zwei Jahre zeigen einen positiven Trend. Die Stimmen der Arbeitgeber reichen vom Lob über wertvolle Mitarbeiter und den Wunsch nach mehr Unterstützung durch die Politik bis hin zur Ernüchterung.

Buba Njei verschweißt bei Vaude Nähte

In der Manufaktur des Outdoor-Unternehmens Vaude in Tettnang verschweißt Buba Njei seit drei Jahren die Nähte von Fahrradtaschen und Rucksäcken. "Für Arbeitsplätze in der Fertigung bekommen wir nur sehr wenige Bewerbungen", berichtet Birgit Weber. "Deshalb sind wir sehr froh über Mitarbeiter wie Buba Njei und wir schätzen sie als Kollegen."

Das könnte Sie auch interessieren

Vaude beschäftigt elf Geflüchtete

Insgesamt arbeiten bei Vaude elf geflüchtete Menschen: ein Auszubildender, ein Logistikmitarbeiter und neun Kräfte in der Fertigung. Einige haben Handwerksberufe gelernt, wie Näherin, andere seien angelernte Kräfte. Sechs Geflüchtete haben eine unsichere Bleibeperspektive und ihnen droht im schlimmsten Fall die Abschiebung.

Arbeitserlaubnis kann entzogen werden

"Während die Verfahren laufen, kann das zwar nicht passieren, aber ihnen kann die Arbeitserlaubnis entzogen werden", erklärt Birgit Weber. Njei ist voll des Lobes für seinen Arbeitgeber, der ihm beim Asylverfahren hilft und die Kosten für den Rechtsanwalt übernimmt.

Gambier strebt Ausbildung zum Elektriker an

Sein fließendes Deutsch hat er sich zum größten Teil mithilfe von Büchern und CDs selbst beigebracht. "In Gambia habe ich eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und wenn mein Deutsch gut genug für die Berufsschule ist, möchte ich das in Deutschland auch machen", erzählt der 30-Jährige von seinen Plänen.

Das könnte Sie auch interessieren

Stefans Bäckerladen: Nach der Ausbildung noch zwei Jahre Arbeit

In Stefans Bäckerladen in Meckenbeuren befindet sich ein junger Mann aus Bangladesch im zweiten Ausbildungsjahr zum Bäcker. „Der aktuelle Stand ist, dass er die Lehre beenden und anschließend noch zwei Jahre bei mir arbeiten kann“, berichtet Stefan Müller, Obermeister der Bäckerinnung im Bodenseekreis. Dann sei damit zu rechnen, dass der Mitarbeiter zurück in sein Heimatland muss. „Das ist doch keine Perspektive – weder für ihn, noch für mich als Arbeitgeber, der auf dem heimischen Markt keine geeigneten Fachkräfte findet“, sagt Müller.

"Zeit für ein Einwanderungsgesetz"

Er wünscht sich vom Staat mehr Unterstützung und in der Flüchtlingspolitik eine klare Trennung zwischen Menschen, die engagiert sind und sich in die Arbeitswelt integrieren, und solchen, die einfach nichts tun oder gar kriminell sind. „Es ist dringend an der Zeit, dass ein Einwanderungsgesetz auf den Weg kommt.“

Das könnte Sie auch interessieren

Schreiner Alois Holitsch: "Heimische Mitarbeiter dürfen nicht zu kurz kommen"

Bereits 2016 hat bei der Schreinerei Holitsch in Hiltensweiler bei Tettnang ein junger Mann aus Gambia einen Ausbildungsvertrag zum Schreiner unterschrieben. „Es lief gut an, aber letztendlich ist es an der Integration gescheitert“, stellt Alois Holitsch ernüchtert fest.

Sein Team habe sich sehr bemüht, aber die Wertmaßstäbe seien einfach zu unterschiedlich gewesen. Der Gambier habe seine Ausbildung in einem anderen Betrieb abgeschlossen. Holitsch startete noch einen zweiten Versuch mit einem Mann aus Syrien, der in seinem Heimatland Jura studiert hatte. „Hier hat sich schon in der Probephase herausgestellt, dass es nicht passt.“

Er sei grundsätzlich dafür offen, weiteren geflüchteten Menschen eine Chance zu geben. „Aber man muss über der ganzen Bürokratie und Aufmerksamkeit auch darauf achten, dass die heimischen Mitarbeiter nicht zu kurz kommen“, stellt Holitsch fest.

Beetz: Nur kleiner Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels

Georg Beetz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bodenseekreis, erklärt, das Handwerk sei von Anfang an davon ausgegangen, dass geflüchtete Menschen nur einen kleinen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels leisten können. "Bis jemand qualifiziert ist und die Sprache beherrscht, muss mit sechs Jahren gerechnet werden", sagt Beetz.