SÜDKURIER-Leser durften am Donnerstag hinter die Kulissen des neuen Raumfahrtzentrums von Airbus in Immenstaad blicken. Das „Integrated Technology Center“ (ITC) ist das neueste Gebäude auf dem Airbus-Gelände und so ist bereits die Bauphase Gebäudes ein Thema beim Rundgang. Im Frühling 2019 wurde das Raumfahrtzentrum nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet.

Entstanden ist „sozusagen ein moderner Pfahlbau“, schildert Mathias Pikelj, Pressesprecher des Unternehmens, in einer kleinen Einführung. 230 Pfähle aus 1500 Betonmischerfüllungen waren für den Bau vonnöten. Deshalb habe man im ersten halben Jahr der Bauphase von außen keinen Fortschritt erkennen können. Pikelj betont, dass der weiche Untergrund diese besondere Baumaßnahme nötig machte.
Das Raumfahrtzentrum, in dem empfindliche Geräte sowie Teile angefertigt und anschließend zu Satelliten zusammengebaut werden, soll durch nichts ins Wanken gebracht werden. Deshalb verbergen sich im Keller sogenannte seismische Blöcke, die mehrere Tonnen schwer sind. Diese sorgen dafür, dass dem Gebäude beispielsweise Erschütterungen im Fall eines Erdbebens nichts anhaben können.

In Schutzkleidung dürfen sich die neugierigen SÜDKURIER-Leser diese Blöcke näher anschauen – in Begleitung der Airbus-Mitarbeiter Oliver Dresch und Jonathan Bach. Wieso Schutzkleidung? Das lasse sich einfach zusammenfassen, sagt Bach. Der Mensch sei die größte Quelle für Dreck im Reinraum – und der Kellerbereich gehöre bereits zu diesem Bereich.

Auch schnelles Gehen sei dort aus Sicherheitsgründen untersagt. Nicht nur wegen der Sicherheit sollen die Besucher sich langsam bewegen – auch, weil ein Mensch, der sich bewegt, mehr Schmutzpartikel erzeuge, als ein Mensch, der sitzt.
Die größte Herausforderung beim Bau war nicht der Transport der jeweils bis zu 130 Tonnen schweren Blöcke, verrät der Experte. Vielmehr sei es die Reinigung des Raums und der Luft nach der Bauphase gewesen. „Da ist es mit Durchwischen nicht getan“, sagt Bach und lacht. Er ergänzt, dass Airbus ein eigenes Reinigungsunternehmen für den Reinraum beauftragt habe.
Konstantes Dröhnen ist Stressfaktor für Mitarbeiter
Lieferungen kämen in Behältern, die mit Stickstoff gefüllt sind und zusätzlich gebe es eine Materialschleuse. Ob man den Luftzug, den die Besucher im Keller spüren, im Reinraum genauso merkt? Bach nickt und erläutert: „An den Säulen wird die Arbeitskleidung merklich angesogen. Aber der Luftzug stört beim Arbeiten nicht.“ Ein größerer Stressfaktor bei der Arbeit im Reinraum sei das konstante Dröhnen der Anlage. Man müsse sich teilweise regelrecht heiser schreien, um sich verständlich zu machen. Daher würden einige Mitarbeiter zur Verständigung bei der Arbeit ein Headset tragen.
Reinigung eines Satelliten dauert bis zu drei Jahre
Doch wieso braucht es die besonders saubere Luft überhaupt? Wird ein Satellit beschmutzt, müsse man ihn zur Reinigung auseinanderbauen und danach erneut zusammensetzen. „Das dauert dann auch mal drei Jahre“, sagt Bach. Deshalb wird die Luft im Reinraum konstant kontrolliert. Die Kräne im Raum arbeiten mit speziellen Bändern statt mit Ketten, um keinen Abrieb zu erzeugen. Zusätzlich ist der Raum von Strahlung abgeschirmt, damit elektronische Geräte wie Handys nichts durcheinanderbringen.
Das sagen SÜDKURIER-Leser über die Führung


