Die Fluggesellschaft Germania will in Partnerschaft mit dem Bodensee-Airport ihre Aktivitäten in den kommenden drei Jahren in Friedrichshafen ausweiten. Zwei neue Ziele sollen angeflogen werden: Ibiza (zwei Mal die Woche ab Mai/Juni 2019) und Olbia auf Sardinien (ein Mal die Woche ab Mai 2019). Das haben Claus Altenburg, Verkaufsdirektor der Fluggesellschaft, und Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee-Airports, bekannt gegeben. Im Sommer 2020 soll ein zweiter Airbus A 319 in Friedrichshafen stationiert werden, was eine Erhöhung auf 30 Flüge die Woche bedeutet.

Ab 2020 weitere Ferienflüge in den Süden

Außerdem soll es weitere neue Flugverbindungen zu Zielen in den Mittelmeerraum geben. Altenburg deutete weitere griechische Inseln und im Winterflugplan 2019/2010 Madeira an. Insgesamt will Germania die Zahl der Fluggäste von in diesem Jahr voraussichtlich 180.000 auf 200.000 im Jahr 2019 und bis zu 220.000 im Jahr 2020 erhöhen. Das sind jetzt schon rund ein Drittel aller Passagiere am Bodensee-Airport.

Hoch erfreut war Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr, der die jahrelange gute Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft betonte. Am 12. Mai 2010 war Germania erstmals von Friedrichshafen geflogen, im Sommer 2014 verstärkte Germania sein Engagement mit zunächst fünf Flügen die Woche, 2015 wurde die erste Germania-Maschine am Bodensee-Airport stationiert.

Kurz zuvor war Hamburg Airways in den Konkurs gegangen. "Germania ist die wichtigste Tourismus-Airline am Flughafen", so Wehr: "Für uns ist die Germania ideal als unabhängiger Carrier und nicht verknüpft mit einem einzelnen Reiseveranstalter." Die Veranstalter wiederum seien mit der Nachfrage nach den Germania-Flügen sehr zufrieden und er habe lobende Rückmeldungen der Fluggäste aus der Vierländerregion.

Airline setzt auf Bodensee-Airport

Altenburg umriss kurz die Strategie von Germania, die von 20 Abflughäfen zu über 60 Zielen starte und 2018 voraussichtlich insgesamt 4 Millionen Fluggäste haben werde. Inzwischen seien 37 Flugzeuge im Einsatz, neun mehr als 2017. Germania expandiere, was auch im Zusammenhang mit dem Konkurs von Air Berlin stehe. Dabei setze Germania bewusst auf Regionalflughäfen: neben Friedrichshafen auf Bremen, Dresden, Münster, Erfurt und Rostock.

"Unsere Strategie ist, ein zuverlässiger Partner in der Region zu sein." Germania sei es wichtig, dass ein Engagement zu für beide Seiten vernünftigen Konditionen erfolge. Man müsse auch lernen, dass Regionen unterschiedliche Urlaubspräferenzen hätten. "Wir glauben an den Flughafen und er bietet viel Potential", meinte er über Friedrichshafen.

Ziel sei ein langsames, konstantes Wachstum. Die Fluggesellschaft bemühe sich, den Bodensee-Airport für Schweizer Veranstalter attraktiver zu machen. Der Häfler Flughafen habe gute Kontakte nach Österreich. "Die großen Veranstalter wollen immer weniger ganze Maschinen buchen", nannte Altenburg einen Markttrend. Es sei schon vorgekommen, dass die 150 Sitze eines Fluges von 20 Reiseveranstaltern belegt wurden.

Neue Arbeitsplätze durch zweiten Airbus

Durch das höhere Engagement würden neue Arbeitsplätze entstehen. Germania arbeite mit sieben Crews à fünf Leuten für einen Flieger, also 35 Crew-Mitgliedern, die in den Regionen leben, so Altenburg. Mit der zweiten Maschine kämen 35 hinzu sowie vermutlich Wartungstechniker bei der PAD Aviation Technics GmbH am Flughafen und vielleicht im Flughafen.

Auf innerdeutsche Verbindungen angesprochen – Hamburg und Berlin -, erläuterte Altenburg, dies im Blick zu haben, aber die von Germania eingesetzten Maschinen ab rund 150 Plätzen (Airbus A 319, A 321 und Boeing 737-700) seien dafür zu groß. Wehr erklärte, es gebe Gespräche zu diesen beiden Zielen.

Kreistag mehrheitlich für den Flughafen

Im Kreistag des Bodenseekreises stellte Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Flughafens Friedrichshafen, am Mittwochnachmittag den Jahresabschluss 2017 mit einem Minus in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro vor. Geschuldet sei das Minus insbesondere den reduzierten Flugverbindungen. "Wir konnten jedoch alle Investitionen aus dem operativen Geschäft finanzieren", teilte Wehr mit.

Insgesamt sei der Flughafen noch mit einem blauen Auge davongekommen. "Ich will das Ziel der schwarzen Null nicht aus den Augen verlieren, aber es gibt Grenzen." Mehr Passagiere als gedacht nutzen die neue Linie nach Düsseldorf, berichtete Wehr. Gespräche gebe es auch für die Strecke Hamburg, von der er wünschte, sie im Herbst zu aktivieren.

Riedmann, CDU: "Passagier-Beitrag von 3,32 Euro anheben"

Der Flughafen-Chef schaffe es, in der Krise neue Märkte zu stärken, sagte Georg Riedmann (CDU). Er schlug vor, den von jedem Passagier erhobenen Betrag in Höhe von 3,32 Euro anzuheben. Für Henrik Wengert (Freie Wähler) sind die Investitionen aus dem operativen Geschäft ein gutes Zeichen. "Zusätzliche Fluglinien lassen ein Licht am Ende des Tunnels sehen", so Wengert.

Auch die SPD sieht den Flughafen als wichtigen Teil des Verkehrssystems. "Er gehört in unsere Landschaft wie Bahn, Bus und Straße und trägt wesentlich zur Wirtschaftsleistung der Region bei", erklärte Norbert Zeller. Für Hans-Peter Wetzel (FDP) ist der Flughafen eine der wenigen Verkehrseinrichtungen, die in der Region gut funktioniert.

Millionenverlust sorgt für Kritik von den Grünen

Kritik gab es von den Grünen. Helmut Faden argumentierte, dass die Verluste letztendlich durch die Steuerzahler finanziert würden. "Wir können den jährlichen hoffnungsvollen Prognosen keinen Glauben mehr schenken", sagte Faden.

Nicht nur aus ökologischen Gründen, auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht lehne seine Fraktion den Betrieb des Flughafens ab. Keine Entlastung für den Aufsichtsrat gab es von der Fraktion der Linken. "Permanent wird die Kreisumlage, die für andere Dinge dringend nötig wäre, verbraucht", sagte Roland Biniossek.

Kreisräte: Land soll sich mehr für Airport einsetzen

Über die Fraktionen hinweg wurde der Ärger über die mangelnde Unterstützung des Flughafens durch das Land Baden-Württemberg deutlich, gehört es doch mit 5,74 Prozent Anteil zu den Gesellschaftern der Flughafen GmbH. Würde es seiner Verantwortung gerecht, hätten wir heute schon bessere Zahlen, sagte Henrik Wengert. "Nicht einmal in Sachen Sicherheit investiert das Land", bemängelte Riedmann.

Grünes Licht gab der Kreistag für die Änderung der luftrechtlichen Genehmigung. Danach dürfen nun auch Ultraleichtflugzeuge während der Messe Aero in Friedrichshafen landen. Am Ende der Landebahn 24 soll es außerdem einen zusätzlichen Abrollweg geben. Über ihn können Parkpositionen ohne Kreuzen der aktiven Start- und Landebahn erreicht werden, was für mehr Sicherheit sorgt. Die Kosten belaufen sich auf 100.000 Euro.