In zwölf Jahren haben seine beiden Vorgänger vor allem die kurzfristige Wettervorhersage revolutioniert. Nun soll im Herbst mit dem Start des dritten Satelliten der Metop-Reihe, Metop-C, das letzte Kapitel der Erfolgsgeschichte aufgeschlagen werden. Doch ein Ende von Europas Jagd nach immer exakteren Wetter- und Klimadaten ist damit nicht in Sicht: Die Nachfolgegeneration Metop SG (Second Generation) steht bereits in den Startlöchern und wird derzeit von Airbus entwickelt. Am französischen Standort des Luft- und Raumfahrtkonzerns in Toulouse steht Metop-C im Reinraum und wird letzten Tests unterzogen. Mit goldener Hitzeschutzfolie überzogen ragt er imposant in die Höhe, obschon er nur liegend montiert ist. 6,30 Meter hoch ist das Raumfahrzeug. "Das ist die halbe Länge eines Londoner Doppeldeckerbusses", sagt der britische ESA-Metop-Manager Graeme Mason. Das sind Vergleiche, die Journalisten lieben. Und einen weiteren schiebt er gleich nach: "Mit 1,81 kw ist sein Stromverbrauch im All so gering wie der eines Föns."

In Toulouse sind die Raumfahrtverantwortlichen von Airbus, der ESA und der europäischen Wetterorganisation Eumetsat zusammengekommen, um den Satelliten sowie den bisherigen Verlauf des Metop-Programms letztmals vor dem Start der Presse zu präsentieren. Eine Erfolgsgeschichte ist Metop gleich aus mehrerlei Gründen. Metop-A ist seit 2006 im All, Metop-B seit 2012. Ausgelegt sind die Satelliten auf eine Lebensdauer von fünf Jahren, doch beide funktionieren nach wie vor einwandfrei und liefern ihre Daten. War ursprünglich geplant, dass sie sich ablösen sollten, werden nun ab September alle drei ihre Daten zur Erde senden – und damit die Wetter- und Klimavorhersage nochmals deutlich exakter machen als dies bei einem Einzelbetrieb der Fall wäre. Zuverlässigkeit ist die eine Seite, wirtschaftlicher Benefit die andere, wie Eumetsat-Generaldirektor Alain Ratier darlegt. Bei Programmkosten von 3,4 Milliarden Euro hätten die beiden Metop bis heute bereits 4,9 Milliarden Euro an Kosten eingespart, die andernfalls Staaten, aber etwa auch der Versicherungswirtschaft entstanden wären: Durch die frühzeitige Warnung vor Naturkatastrophen mittels der Metop-Daten konnten jedoch Infrastrukturen geschützt und nicht zuletzt auch viele Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Den Eumetsat-Verantwortlichen, die zu der Präsentation in Südfrankreich eingeladen hatten, geht es hingegen vor allem um die Themen Datenqualität und Messgenauigkeit bei den Vorhersagen. Um 27 Prozent hätten alleine die beiden Metop die Fehlerquote in der 24-Stunden-Vorhersage reduziert, so Eumetsat-Programm-Manager Manfred Lugert: "Das ist ein signifikanter Wert und bald schon werden wir sogar drei simultane Echtzeit-Datenströme haben." Vier geostationäre Meteosat-Satelliten in 36 000 Kilometern Höhe betreibt Eumetsat außerdem noch. Doch der niedrige Orbit von 830 Kilometern und der polare Umlauf der beiden Metop sorgen für eine ungleich höhere Datenexaktheit. Die soll mit Metop-C nochmals gesteigert werden: Zehn Instrumente hat Metop-C an Bord. Eines der wichtigsten wurde in Immenstaad entwickelt und gebaut: Das "Ascat" (Advanced Scatterometer) ist ein Radar, das Windgeschwindigkeiten über dem Meer sowie die Eisverteilung auf der Erde messen wird. Das weltweit präziseste Instrument seiner Art, heißt es in Toulouse.

Instrumenten-Plattform, Stromversorgung und Elektronik, Satelliten-Design, Massespeicher, Hitzeschild und "Ascat" wurden in Immenstaad entwickelt und gebaut, zählt Airbus-Metop-Projektmanager Karl-Otto Hienerwadel auf. Der 65-Jährige erinnert sich noch an die Anfänge in den 90ern. "Als wir Metop gestartet haben, hätte niemand damit gerechnet, wie rasant die technische Entwicklung vorangehen würde." Sein Kollege Martin Müller (60), als AIT-Manager für Integration und Tests bei Metop-C verantwortlich, blickt auch schon auf 18 Jahre Metop-Erfahrung zurück, ist vor dem Start aber gespannt wie beim ersten Mal. "Dass nichts mehr kaputt geht und dass man nicht in Hektik verfällt", seien nun noch die größten Herausforderungen. Zwei wichtige Tests und die Countdown-Simulierung stehen noch an, sagt Müller. Dann kann auch für ihn und Hienerwadel der 19. September kommen.

Der Satellit und die Partner
- Metop-C ist der dritte Metop-Wettersatellit. Er soll am 19. September vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana gestartet werden. 1993 wurde mit der Entwicklung der Metop-Serie begonnen.
- Airbus, ESA und Eumetsat: Der Wettersatellit Metop-C wurde wie die beiden anderen Metop unter industrieller Führung von Airbus in Immenstaad und Toulouse entwickelt und gebaut. Beteiligt war ein Konsortium von 40 europäischen Firmen. Airbus erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 67 Milliarden Euro und beschäftigt weltweit 129 000 Mitarbeiter. Auftraggeber für Metop waren die europäische Weltraumagentur ESA und die europäische Wetterorganisation Eumetsat. Eumetsat hat ihren Sitz in Darmstadt, 30 Mitgliedsstaaten gehören der Organisation an. Metop ist Teil des Eumetsat-Polarsystems, bei dem Eumetsat mit der US-Wetterbehörde NOAA kooperiert. Eumetsat stellt seine Satellitendaten nationalen Wetterdiensten wie dem Deutschen Wetterdienst oder Meteo France zur Verfügung.