Der erste Stein ist gesetzt: Mit der Grundsteinlegung für sein neues Integrations- und Technologiezentrum (ITC) an seinem Standort Friedrichshafen in Immenstaad am Montagnachmittag macht der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus die Satellitensparte am See fit für den Wettbewerb der Zukunft. Bei schönstem Vorsommerwetter hatten die Verantwortlichen von Airbus auf das Neubaugelände im Süden des Firmenareals eingeladen. Mit dem ITC werden die Satelliten- und Raumfahrtkapazitäten des Unternehmens deutlich ausgebaut (siehe Artikel unten). Nahezu abgeschlossen sind bereits die vorbereitenden Arbeiten mit der Tiefgründung und dem Aushub der Baugrube. Nun soll es Schlag auf Schlag weitergehen: Noch in diesem Monat soll mit dem Hochbau für die neue Satelliten-Produktionshalle begonnen werden. Dann gibt sich das Unternehmen rund ein Jahr Zeit für die Fertigstellung der 43-Millionen-Euro-Investition: Im Sommer 2018 soll das ITC in Betrieb gehen – und dem Raumfahrtstandort in Immenstaad gänzlich neue Möglichkeiten im Wettbewerb um Satelliten-Aufträge der Zukunft eröffnen.
Dem Anlass angemessen auch die Riege der Akteure auf dem Baufeld: Neben Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und DLR-Vorstandsmitglied Gerd Gruppe hatte sich auch der als Nachfolger von François Auque seit Sommer 2016 amtierende Raumfahrtchef von Airbus, Nicolas Chamussy, eingefunden. Dietmar Pilz, Airbus-Standortleiter in Immenstaad, war es vorbehalten, eine Zeitkapsel in den Grundstein zu versenken – mit Tageszeitungen, einem Satelliten-Modell und weiteren Zeitzeugnissen, die darauf warten, eines Tages vielleicht wieder gehoben zu werden, wie es Hoffmeister-Kraut formulierte.

"Raumfahrt ist Zukunft", begrüßte Pilz die Gäste der Grundsteinlegung. Die größte Investition der vergangenen 30 Jahre in Immenstaad sei "eine starke Botschaft von Airbus an diese Region und an diesen Standort", so Pilz: "Das ITC wird uns die bestmöglichen Arbeitsbedingungen bieten." Die sollen von einer weiterhin wachsenden Belegschaft genutzt werden. Seit 2015 sei der Mitarbeiterstand in Immenstaad um 20 Prozent aufgestockt worden. "Und wir wollen noch weiter wachsen!", kündigte Pilz an. Als einen "Grundstein für eine neue Etappe der Erfolgsgeschichte am Standort Friedrichshafen" bezeichnete Nicolas Chamussy den Beginn der Hochbauarbeiten. Damit werde es gelingen, die Radartechnik von Airbus noch stärker auf den Weltmärkten zu etablieren. Dafür brauche man und habe aber auch die Unterstützung aus der Politik, auch in Deutschland, bekannte Chamussy. "Die Aufgabe der deutschen Regierung sollte sein, die Investitionen auf das höhere französische Niveau zu heben", wandte er sich halb scherzhaft an Hoffmeister-Kraut. Die versprach, den Appell nach Berlin weiterzureichen. Es sei "ein besonderer Tag für Airbus, für die Region und für Baden-Württemberg", sagte die Ministerin. Gerade um auch künftig die besten Rahmenbedingungen für Airbus und Co. bieten zu können, habe man jüngst den Luft- und Raumfahrtdialog des Landes ins Leben gerufen.
Die Fakten und Infos zum neuen Airbus-Technologiezentrum in Immenstaad
Für das neue Technologiezentrum ITC von Airbus in Immenstaad wurde am Montag der Grundstein gelegt. Es soll im Sommer 2018 in Betrieb gehen.
- Was verbirgt sich hinter dem Begriff ITC für den Neubau? ITC ist die Abkürzung für (engl.) "Integrated Technology Centre", auf deutsch: Integrations- und Technologiezentrum. In den Neubau im Süden des Airbus-Areals in Immenstaad investiert der Konzern rund 43 Millionen Euro. Herzstück des neuen Gebäudes, das auf 4200 qm Grundfläche errichtet wird, wird ein großer zentraler Reinraum für die Fertigung von Satelliten sein. In dem rund 2000 qm großen Reinraum, der dann der größte seiner Art in Europa sein wird, können bis zu acht große Satelliten gleichzeitig gebaut werden. In den beiden Seitenflügeln des Neubaus werden weitere insgesamt 1000 qm an Reinraumfläche zur Verfügung stehen. Bislang gibt es am Standort in Immenstaad einen rund 800 qm großen Reinraum mit rund 650 qm nutzbarer Fläche, der in Betrieb bleiben wird. Airbus wird mit dem ITC seine Reinraumfläche also von rund 700 auf dann rund 3700 qm erweitern können.
- Was macht das ITC so besonders? Die Technik des Neubaus wird die höchsten Reinraumstandards erfüllen, von ISO 8 (Standard) bis ISO 5 (höchste Luftgüte), ohne räumliche Abtrennungen. Das komplexe Lüftungssystem des ITC wird neben der Partikelreduktion auch molekulare Kontaminationen vermeiden können. Bis zu 600 000 Kubikmeter Luft pro Stunde können bei maximal 90-fachem Luftwechsel umgewälzt und gefiltert werden.
- Was bringt das ITC noch mit sich? Mit dem Neubau kann Airbus in Immenstaad zahlreiche Arbeitsbereiche und Abläufe am Standort neu ordnen, sinnvoller konzentrieren und insgesamt effizienter gestalten. Dieser Prozess hat mit ersten Umsiedlungen von Abteilungen bereits begonnen. So können etwa teils noch über den Standort verteilte Labor- und Prüfanlagen unter einem Dach zusammengeführt werden.
- Wie groß wird das ITC sein? Das Technologiezentrum mit einem Grundriss von 70 auf 60 Metern wird eine Attikahöhe von rund 20 Metern haben.