Mona Lippisch

Madame Butterfly ist ein richtiger Notfall. Die kleine Igeldame ist zwar schon ein paar Monate bei ihrer Pflegemama Helga Weißkopf, doch der Husten will nicht verschwinden. "Mit ihr bin ich wirklich am Verzweifeln. Sie ist zwar wohlgenährt, aber krank", sagt Weißkopf und wirft einen traurigen Blick auf Madame Butterfly. Die "Igelmama" des Tierschutzvereins Markdorf hat schon mehrere Medikamente ausprobiert und keines hat geholfen. Doch Weißkopf ist guter Dinge: "Irgendwie bekommen wir die Gute schon gesund."

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365 Tage im Jahr ist Helga Weißkopf für die Igel da. Mittlerweile ist sie bekannte Ansprechpartnerin für jeden, der im Garten ein verletztes oder ausgehungertes Tier findet. "In diesem Jahr ist es für die Igel besonders schlimm, denn sie fallen häufig nicht in ihren Winterschlaf", erklärt Weißkopf. Grund dafür seien die milden Temperaturen im Herbst und zum Winterbeginn gewesen. "Ein Igel fällt ab etwa 6 Grad Celsius in den Winterschlaf. Bleibt es dann aber so warm oder es wird sogar wärmer, wachen die Tiere wieder auf", weiß die "Igelmama".

Dämmerzustand raubt Tieren Kraft

Statt in den Winterschlaf fallen sie in einen Dämmerzustand, der den Igeln deutlich mehr Energie entzieht. Denn sind Igel einmal wach, haben sie Hunger. Das Problem: Die Nahrungssuche gestaltet sich alles andere als einfach. In den vergangenen Monaten musste die "Igelmama" einige Igel aufnehmen, die wegen ihres geringen Gewichts nicht mehr lange überlebt hätten.

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"Viele Igel sind neben ihren Babys verhungert. Wir haben versucht, so viele von den Kleinen zu retten, wie es nur geht", sagt Weißkopf mit Trauer in der Stimme. Als Grund für die fehlende Nahrung nennt sie die anhaltende Hitze im Sommer. "Was im Frühjahr und Sommer nicht da ist, fehlt natürlich im Herbst."

Helga Weißkopf ist leidenschaftliche Tierliebhaberin. Seit vielen Jahren kümmert sie sich um Igel, die ohne sie nicht überleben würden. ...
Helga Weißkopf ist leidenschaftliche Tierliebhaberin. Seit vielen Jahren kümmert sie sich um Igel, die ohne sie nicht überleben würden. Madame Butterfly ist einer ihrer Notfälle. | Bild: Mona Lippisch

Nicht nur Igel sind von der Nahrungsnot betroffen. Ebenfalls Vögel, Eichhörnchen und weitere Wildtiere haben mit den Auswirkungen der Hitze zu kämpfen. "Sehr viele Vogelarten fliegen gar nicht mehr in den Süden, weil es bei uns zu warm ist. Das Nahrungsangebot hier ist aber mangelhaft bis ungenügend. Deswegen brauchen auch Vögel Unterstützung", sagt Weißkopf.

Wildpopulation wächst

Viele Tierarten, die im Wald leben, kommen hingegen gut mit den milden Temperaturen zurecht. So etwa das Rehwild und die Wildschweine. "Die Winter in den vergangenen Jahren waren auch recht mild. Für die Wildtiere hat sich also nicht viel geändert", sagt Hartmut Kohler, Kreisjägermeister aus Owingen. Rehe und Wildschweine hätten – anders als Igel und Co. – keine Probleme mit der Nahrungssuche.

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Was für den Jägermeister von Bedeutung ist: Durch die milden Temperaturen wird die natürliche Auslese der Wildtiere außer Kraft gesetzt. "Gerade bei den Wildschweinen ist die Anzahl der überlebenden Frischlinge wegen der milden Temperaturen höher als sonst. Eine Reduzierung des Bestands gibt es häufig nur durch anhaltende Kälte", sagt Kohler. Der Experte betont, dass der Winter noch nicht vorbei sei und eine länger andauernde Kälteperiode durchaus noch kommen könne. "Ansonsten gibt es wieder mehr Arbeit für die Jäger", sagt Kohler.

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Wegen der Afrikanischen Schweinepest seien diese nämlich dazu aufgerufen, möglichst viele Wildschweine zu schießen. Im vergangenen Jahr wurden bereits 30 bis 40 Prozent mehr Wildschweine erschossen als im Jahr zuvor. "Es wird intensiv gejagt, wir hoffen auf viel Schnee, damit wir die Tiere dank ihrer Spuren besser ausfindig machen können."

Wie man Igeln am besten helfen kann

Schon Kleinigkeiten können den Tieren beim Überleben helfen:

  1. Futterstellen im Garten: Im Frühjahr und Herbst können Futterstellen eingerichtet werden. Zum Beispiel mithilfe einer Palette. "Unter der Palette kann das Futter aufgetischt werden", so Helga Weißkopf. Hier eignet sich etwa Katzennassfutter ohne Getreide und Gewürze.
  2. Tiere aufnehmen: Wer in diesen Tagen einen ausgehungerten Igel sieht, der sollte ihn mit nach Hause nehmen. "Priorität ist Wärme. Bevor der Igel nicht seine normale Körpertemperatur erreicht hat, kann man gar nichts machen", sagt Weißkopf. Sie rät, einen Karton mit Handtüchern auszulegen und den Igel in dieses Nest zu setzen.
  3. Weiterversorgung sicherstellen: Futter und Wasser sollten für das Tier schnellstmöglich bereitgestellt werden. Anschließend kann der Igel nach Parasiten wie Flöhen untersucht werden.
  4. Experten aufsuchen: Weißkopf betont, dass es wichtig ist, schnellstmöglich jemanden aufzusuchen, der "igelkundig" ist. Anlaufstellen sind Tierschutzvereine oder Tierärzte.

Erste Hilfe bei Helga Weißkopf unter der Telefonnummer 0 75 44/9 53 18 11