Seit 40 Jahren sind sie für die Meteorologen die Wetterfrösche im Weltall: Der erfolgreiche Start des ersten europäischen Wettersatelliten Meteosat am 23. November 1977 bedeutete für die Wettervorhersagen rund um den Globus den Eintritt in eine neue Zeitrechnung. "Satelliten stoßen das Fenster zu einer fast lückenlosen Beobachtung des Wetters rund um den gesamten Globus auf", findet der Deutsche Wetterdienst (DWD) fast schon lyrische Worte. Seither hat sich eine sanfte Revolution vollzogen. Konnte man zu Beginn das Wetter noch für 24 Stunden zuverlässig vorhersagen, sind es heute sechs Tage. Einen großen Anteil daran haben die beiden unter Führung von Airbus in Immenstaad entwickelten und gebauten Metop-Satelliten, die in gerade einmal 830 Kilometern Höhe die Pole umlaufen.
Doch am Anfang standen die Meteosat-Satelliten. Gebaut für die europäische Raumfahrtagentur Esa von einem Industriekonsortium unter Beteiligung der seinerzeitigen Dornier GmbH, aus der die heutige Airbus-Raumfahrtsparte am See hervorgegangen ist, sorgten sie für einen Quantensprung in der Wetterbeobachtung: Erstmals erhielten die Meteorologen ein dreidimensionales Bild des Wettergeschehens rund um den Globus. Denn die Meteosat-Satelliten decken den sichtbaren und den infraroten Spektralbereich ab. Das sichtbare Licht liefert die Informationen über Wolken und Wetterfronten, das infrarote übermittelt Temperaturen und die Verteilung des Wasserdampfes in der Atmosphäre.
Ihr größter Vorteil ist zugleich aber auch ihre einzige Schwäche: Weit draußen im All stehen sie, in 36 000 Kilometern Höhe stationär über dem Äquator, als letzte unverrückbare Außenposten der Menschheit und aufgereiht wie an einer Perlenschnur. Sie haben den Überblick über weite Teile der Erdkugel, aber die Polregionen bleiben ihnen verborgen. Diese Lücke schließt die moderne Metop-Reihe, deren dritter Satellit im Herbst 2018 gestartet werden soll und deren zweite Generation bereits in den Startlöchern steht.
Die beiden Metop sind die Wetterdatenjäger: Für einen kompletten Umlauf über die Pole benötigen sie gerade einmal 100 Minuten. Das heißt, sie umkreisen die Erde in ihrem sonnensynchronen Orbit 14 mal am Tag. Weil sie 42 mal näher an der Oberfläche sind als die Meteosat, können sie natürlich wesentlich detailliertere bodennähere Daten erfassen, etwa aus der Troposphäre. Und sie verrichten ihre Arbeit nicht nur im sichtbaren und infraroten Bereich, sondern haben auch Radarinstrumente an Bord, mit denen sie durch die Wolken hindurch blicken können.
Metop-SG, die zweite Generation, ist derzeit bei Airbus in der Entwicklung. Sie wird aus sechs Satelliten bestehen, aufgeteilt in zwei verschiedene Satellitentypen, die sich im All dann ergänzen sollen. Der Start der ersten, so genannten A-Reihe ist ab 2021 geplant, die B-Reihe, ausgestattet mit Mikrowellensensoren, folgt ab 2022.
Katastrophenwarner
Wettersatelliten dienen nicht nur der Wettervorhersage, sie warnen auch frühzeitig vor Naturkatastrophen wie Überflutungen, Stürmen oder Hitzewellen. Die nationalen Wetterdienste wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) empfangen die Daten aus dem All und können zeitnah Hinweise an Behörden geben. Studien besagen, dass sich der Nutzen von exakten Wettervorhersagen für die EU auf bis zu fünf Milliarden Euro jährlich summieren könnte. Bei Airbus heißt es, dass sich die globale Gesamtschadenshöhe durch Naturkatastrophen in 2016 auf rund 175 Milliarden Dollar belaufen habe. Damit würde das Jahr 2016 im inflationsbereinigten Vergleich der Gesamtschäden seit 1980 zu den zehn schadensreichsten Jahren überhaupt gehören. (gup)