Fabiane Wieland und Sabine Wienrich

Betroffene berichten von Schwierigkeiten, an einen PCR-Test zu kommen, Arztpraxen sind überlastet und jetzt sind auch noch im Labor Kapazitätsgrenzen erreicht. 34 000 Corona-Proben wurden in der vergangenen Woche im MVZ Labor Ravensburg/Labor Dr. Gärtner untersucht. „Ein neues Rekordniveau“, erklärt Sprecherin Sandra Schmalz auf Nachfrage. Man gehe davon aus, dass die Zahl diese Woche sogar noch übertroffen wird. Bisher lag der Höchstwert innerhalb einer Woche bei etwa 30 000 Proben – das war im Oktober 2020.

„Unsere Testkapazität ist ausgeschöpft, das heißt, die maximal tägliche Menge zur Analytik auf SARS-CoV-2 ist sogar überschritten.“
Sandra Schmalz, Sprecherin MVZ Labor Ravensburg

Bereits seit dem Ende der Herbstferien kommen im Labor mehr Covid-Proben an, „als es unsere deutlich ausgebaute Testkapazität möglich macht“, sagt Sandra Schmalz. Das Labor untersucht Proben aus dem gesamten süddeutschen Raum. „Unsere Testkapazität ist ausgeschöpft, das heißt, die maximal tägliche Menge zur Analytik auf SARS-CoV-2 ist sogar überschritten“, erläutert die Sprecherin weiter und fügt hinzu: „Und dies, obwohl wir die Testkapazitäten im Vergleich zum letzten Winter nahezu verdoppeln konnten.“

Die Proben werden für die Analytik auf SARS-CoV-2 vorbereitet.
Die Proben werden für die Analytik auf SARS-CoV-2 vorbereitet. | Bild: MVZ Labor Ravensburg

Aufgrund der großen Nachfrage könnten Verzögerungen bei der Abarbeitung der Proben aktuell nicht vermieden werden. „Wir priorisieren jedoch wie bisher die Anforderungen, sodass Proben aus Kliniken sowie als sehr eilig gekennzeichnete Proben, etwa von Immundefizienten oder schwer erkrankten Patienten, in aller Regel innerhalb von 24 bis maximal 48 Stunden nach Probeneingang bearbeitet werden“, heißt es dazu vom Labor. Aufgrund der aktuellen Dynamik sollte der Fokus insgesamt auf medizinisch dringliche Fälle gelegt werden.

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Auch in den Arztpraxen in der Region ist die Belastung momentan groß. Können die Ärzte im Bodenseekreis das derzeitige Testaufkommen noch bewältigen? „Eine Abfrage bei den Corona-Schwerpunktpraxen letzte Woche ergab, dass die Kapazitäten noch ausreichend sind“, sagt Karl Josef Rosenstock, Allgemeinmediziner und Zuständiger der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Bodenseekreis. Es gebe jedoch regionale Unterschiede. Insgesamt seien die Praxen dennoch stark belastet. „Es geht nicht nur um das Testen, sondern auch noch um die Krankenversorgung und das Impfen. Vor allem die Organisation der Termine ist extrem aufwändig und die Telefone in den Praxen stehen nicht mehr still.“

Wie könnten Arztpraxen beim Testen entlastet werden?

„Das Testen asymptomatischer Personen muss aus den Praxen ausgegliedert werden“, fordert Karl Josef Rosenstock. Gemeint seien damit alle asymptomatische Personen mit positivem Antigen-Schnelltest oder positivem PCR-Pooltest – etwa Schüler. Das könnten kommerzielle Dienstleister von Testzentren erledigen. Es hätte bereits Gespräche mit dem Gesundheitsamt gegeben, um diese Testungen durch nichtärztliche Anbieter auf den Weg zu bringen.

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Rückendeckung gibt es dabei auch auf Landesebene. „Seit Samstag gibt es ja nun auch wieder die kostenlosen Antigen-Schnelltests, dann wird sich das Testgeschehen wieder etwas verlagern. Denn vielleicht bietet dann die ein oder andere Teststelle auch die kostenpflichtigen PCR-Tests wieder mit an“, erklärt Swantje Middeldorff, Pressereferentin der KV Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart.

Sind kommunale Testzentren derzeit ein Thema?

In vielen Gemeinden im Bodenseekreis werden die Testzentren mittlerweile rein von kommerziellen Anbietern betrieben, die Gemeinden selbst haben sich oft zurückgezogen. So auch in Friedrichshafen. „In Friedrichshafen gibt es derzeit ausreichend viele Testzentren, sodass wir aktuell keinen Bedarf an kommunalen Testzentren sehen“, erläutert Stadtsprecherin Monika Blank. Auch der Landkreis beabsichtige derzeit nicht, eigene Testzentren einzurichten, bekräftigt Robert Schwarz, Sprecher des Landkreises.

Könnte die Wiedereröffnung von Fieberambulanz eine Lösung sein?

Eine Wiedereröffnung der Fieberambulanz sei bereits diskutiert worden, sagt der Allgemeinmediziner Rosenstock. Im vergangenen Winter habe das Land die Fieberambulanzen finanziert, bei der Planung habe das Landratsamt geholfen. Das Infektionsschutzgesetz werde voraussichtlich in Kürze geändert, erläutert Rosenstock, sodass Fieberambulanzen nun wieder von den Kassen finanziert werden könnten.

Allgemeinmediziner Karl Josef Rosenstock
Allgemeinmediziner Karl Josef Rosenstock | Bild: Karl Josef Rosenstock

Damit wäre es einfacher, wieder eine Fieberambulanz zu betreiben. Ob das allerdings angesichts der momentanen Laborkapazitäten sinnvoll sei, müsse man sich fragen. Das Personal für eine Fieberambulanz müsste zudem aus dem Ärztepool und dem Pool der Medizinischen Fachangestellten rekrutiert werden, „die aktuell für die Intensivierung der Impfungen benötigt werden“, so Rosenstock.

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