Mit solch einer Resonanz hatte keiner gerechnet: Zwar hatte sich der Schwäbische Albverein Markdorf mit rund 20 Personen angemeldet – dass sich aber insgesamt über 150 Interessierte auf die Glühweinwanderung in der Kälte begaben, überraschte auch Barbara Raeder vom Veranstalter, dem Touristischen Arbeitskreis Bermatingen.
Vorsichtshalber hatte sie nachorganisiert und Hubert Zachert angefragt, ob er neben Meinrad Dilger eine Gruppe übernehmen könnte. Dieser willigte trotz körperlicher Einschränkungen ein, sprach sich mit Meinrad Dilger ab und so konnten alle Teilnehmer mit allerlei Wissenswertem zum Wein, Anbau und Pflege der Reben versorgt werden, während Barbara Raeder zwischen den Gruppen sprang und Interessantes über Entstehung und Fortgang des Klosters Weppach erzählte.

Die Anstrengung hielt sich in Grenzen, die reine Gehzeit betrug eineinhalb Stunden, so dass jeder locker mithalten konnte. Schon nach dem ersten Anstieg gab es eine Überraschung: Laura und Meinrad Dilger boten Himbeer- und Quittenlikör, Williams und Trester, den „deutschen Grappa“, von Walter Obser und Mathias Dilger in nachhaltigen, da essbaren, Waffelbecherchen zum Probieren an.

Dazu gab es Informationen zum Weinanbau in Bermatingen: Auf 30 Hektar gedeihen die Reben, der größte Anteil wird vom Markgrafen bewirtschaftet. Nur er und Mathias Dilger keltern selbst, alle anderen liefern die Trauben zur Weiterverarbeitung an andere Weingüter.
Interessante Anbauversuche
Interessant: der markgräfliche Versuch, die Traubenernte zeitlich nach hinten zu verlegen, um bei der Kelterei die Essigfliege zu vermeiden, die den Winzermeistern im Frühherbst das Leben schwer macht. Das soll mit mehr Behang und automatisch späterer Reife funktionieren. Meinrad Dilger berichtete von den Anbauversuchen mit pilzresistenten Reben, die aber der Kundschaft schmecken müssen: So gab es ein Aus für eine Sorte, die sich erst Jahre später zum tollen Wein entwickelte. Zu spät.
Dass Badischer Wein eine höhere Qualität als der Württembergische aufweist – da fünf Öxlegrade mehr für den Badener vorgeschrieben sind -, nahm Jürgen Vinandi gelassen hin. Dem wegen seiner badischen Frau Severine Budermann seit 15 Jahren in Bermatingen lebende Württemberger gefiel die Aktion: „Wir finden es toll, dass man hier Leute aus dem Ort trifft, die man sonst nicht in Bermatingen sieht. Das ist eine gute Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen“, freuten sie sich und erwähnten auch die Aktion des Sportvereins, der mit einem Ausschank an den Adventssonntagen zum zwanglosen Treffen eingeladen hatte. „Solche Aktionen stärken die Dorfgemeinschaft.“

Auch Abhinav Singh aus Meckenbeuren hat es gefallen. Er und Kollegen waren von Mario Bettenbühl aus Ittendorf auf die Glühweinwanderung aufmerksam gemacht worden. Der 32-Jährige weiß jetzt, welche Weinsorten es in der Region gibt, und er schätzt die Stimmung: „Sie ist sehr gemütlich, sehr freundlich und es gibt Atmosphäre mit Schnee.“
Alle genossen das Event, die heißen Getränke und das Zopfbrot: Sabine und Margit Obser, Christa Steuer, Sybille Dilger, Irmgard Meschenmoser, Maritta Mayer und Barbara Raeder hatten gebacken, sodass es für alle reichte. Die Scheine und Münzen, die ins Spendenkässle geworfen wurden, reichten immer aus, um die Kosten zu decken – und noch etwas für einen guten Zweck zu spenden, so Maritta Mayer.