Zu Besuch bei Helga Weißkopf in Ahausen: Sie ist die "Igel-Mama" im Tierschutzverein Markdorf und kümmert sich mit viel Herzblut um die Tiere. Heute möchte sie mir zeigen, wie die Igel an verschiedenen Stellen auf ihrer Terrasse, im Schuppen und im Garten untergebracht sind. "Notfälle haben wir auch schon in unserem Wohnzimmer beheimatet", sagt sie.
Nur wenige Tage zuvor hat der Tierschutzverein Räumlichkeiten in Bermatingen aufgeben müssen, in denen einige Igel ihren Winterschlaf verbracht hatten, das Haus wurde verkauft. Nun herrscht bei Weißkopf "etwas Chaos", wie sie selbst einräumt. Um rund 40 Igel kümmert sie sich derzeit mit ihrem Mann Christian, dazwischen wuseln die beiden Hunde Nemea und Jamie-Lee umher.
Während des Gesprächs ist Helga Weißkopf immer wieder abgelenkt. Sie muss sich um Igel Kalli kümmern, der von Kindern auf einer Straße in Bermatingen gefunden worden ist. Sie wurde um Hilfe gebeten. "Leider ist er mehr tot als lebendig und ich versuche nun seinen Kreislauf stabil und ihn warm zu halten", sagt Weißkopf, während sie das ältere Igelmännchen fest in ein Handtuch wickelt.

Die Hausfrau hat über die Jahre die Igelstation aufgebaut – im vergangenen Jahr waren es rund 100 Igel. Diese waren auf mehrere Pflegestationen verteilt, aktuell schätzt sie die Zahl auf rund 70. Der Großteil der Tiere ist erst vor wenigen Tagen aus dem Winterschlaf erwacht, nun wird geprüft, wer gesund genug ist, um ausgewildert zu werden. Dafür müssen die Igel ein bestimmtes Gewicht erreicht haben. "Vor der Aussetzung nehme ich Kontakt zu den Menschen auf, die das Tier gefunden und bei mir vorbeigebracht haben. Das schafft Bindung und dann suchen wir zusammen eine schöne Stelle aus."
Dann eine kurze Schrecksekunde. Kalli scheint nicht mehr zu atmen. Helga Weißkopf, die eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin gemacht hat, schaut sich den Igel ganz genau an. "Alles gut. Aber er steht mit einem Bein auf der Regenbogenbrücke."
Für den Frühling und Sommer hofft Helga Weißkopf, dass sich die Situation in ihrem Garten, in dem Nagerkäfige und Igelhütten stehen, entspannt. In Buggensegel hat ein Bauernehepaar eine alte Kälberbox zur Verfügung gestellt, in dem Material gelagert werden kann. Für den Winter sucht der Tierschutzverein dringend nach neuen Räumen.
Auch wenn die Platzverhältnisse eng sind, ist das für Helga Weißkopf kein Grund, einen Igel abzulehnen – egal wie krank, unterernährt oder verletzt er ist. Unterstützung bekommt sie unter anderem von Eva Maria Gebauer und Christina Kuczera, die ebenfalls über die Wintermonate Igel bei sich aufgenommen hatten. "Wir helfen uns gegenseitig", sagt Weißkopf. Derweil erkundigt sich die Nachbarin nach Kalli. "Wir müssen abwarten und die Daumen drücken", hofft Weißkopf auf ein kleines Wunder.
Die Igel in ihrem Garten müssen gefüttert werden, sie brauchen regelmäßig frisches Wasser, jüngst wurden sie gewogen und bekamen die Nägel gekürzt. Jeder Igel hat einen Namen, das ist Helga Weißkopf wichtig: "Da lasse ich mich immer von den Tieren inspirieren."
Am Ende des Gesprächs bitte ich sie, mir Bescheid zu geben, wie es Kalli ergangen ist. Am nächsten Tag erreicht mich eine E-Mail. "Leider ist Kalli heute Morgen in meinen Armen friedlich eingeschlafen. Leider konnten wir ihm nicht mehr helfen. Er ist über die Regenbogenbrücke gegangen."
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Erste Hilfe für Igel
Bevor man einen Igel aufnimmt, sollte man sich auch sicher sein, dass dieser wirklich Hilfe braucht. Denn nur Igel, die krank, verletzt oder untergewichtig sind, brauchen Hilfe. Aber diese Hilfe sollte fachgerecht sein.
- Warm halten in einem großen Karton und alten Handtücher oder Wärmflasche
- Gewicht feststellen. Wichtig auch für den Tierarzt
- Auf Verletzungen untersuchen -> bei Verletzungen unverzüglich einen Tierarzt aufsuchen
- Zecken – wenn möglich – entfernen.
- Futter und Wasser reichen. Keine Milch!
- Vom Tierarzt kontrollieren/untersuchen lassen, Floh- und Zeckenbehandlung, Kotuntersuchung -> Entwurmung
- Igel täglich kontrollieren, wenn möglich wiegen
- Futterreste immer entfernen
Quelle: Tierschutzverein Markdorf