Es gibt Dinge, die sollte es nicht geben. Rückenschmerzen zum Beispiel. Oder Pizza mit Ananas. Spargelschälmaschinen? Also ehrlich! Da fällt mir nur eins ein – frei nach dem scherzhaften Spruch beim Anblick skurriler Kunst: Ist das Kundenservice oder kann das weg?
Wie naiv und phantasielos ich bis vor einigen Tagen doch war!
Da stolperte ich über den Hinweis eines Konstanzer Supermarkts auf den Einsatz eines eben solchen Geräts. Spar-gel-schäl-ma-schi-ne. Bitte was?
Was denkt ein besserwisserischer Hobby-Gourmet in so einem Fall?
„So ein Quatsch. Das Schälen gehört doch dazu. Ein Thermomix kommt mir ja auch nicht in die Küche!“
Trotzdem ist da diese Neugier – und ich nehme schnell Kontakt auf mit dem Unternehmen, organisiere einen Termin mit dem Spargelschälmaschinensachbarbeiter, wie ich ihn im Anflug von Überheblichkeit still und leise inoffiziell bezeichne.
Und da steht sie dann in ihrer ganzen Pracht vor mir, diese Maschine.
Auge in Auge mit dem Skeptiker namens Hincooker. Während Holger Rigling, studierter Agrar Ingenieur, ehemaliger Landwirt im Hegau und heute Abteilungsleiter Obst & Gemüse bei Edeka, mir die technischen Feinheiten sowie die Bedienung des Gerätes mit Charme und Witz näherbringt, bemerke ich Menschen, die neugierig näher kommen und der Maschine beim Schälen zuschauen:
„Das kostet nichts, das ist reiner Service am Kunden“, sagt Holger Rigling, der nun voll in seinem Element ist und jedem Interessenten die Maschine erklärt.
Und tatsächlich – meine Vorurteile schwinden.
Keine beim Schälen abgeknickten Spargelstangen mehr, keine vom Schälmesser angeritzten Finger mehr – lediglich das Abtrennen des kurzen, holzigen Endes überlässt die Maschine dem Menschen. Rund 20 Kilogramm Schalen kamen am ersten Samstag seit Inbetriebnahme Mitte April zusammen. Tendenz steigend, die Saison für Spargel läuft ja noch bis 24. Juni.
Und was sagen die Spargelschälmaschinennutzer?
Markus Köstinger ist Chefkoch im Schlössli in Bottighofen. Er ist mit seinem Sohn Manuel beim Einkaufen. „Das ist fantastisch“, sagt er mit Blick auf das ratternde Gerät. „Ich habe heute meinen freien Tag und als ich erfahren habe, dass hier so eine Maschine steht, habe ich beschlossen, für meine Familie Spargel zuzubereiten.“

Im Restaurant müsse er oft genug Spargel schälen, „da bin ich froh und glücklich, wenn ich das in meiner Freizeit nicht auch noch machen muss“. Sein Sohnemann hat sichtlich Spaß daran, Stangen auf der einen Seite zwischen zwei Gummisäulen verschwinden zu lassen und sie wenige Sekunden später, nachdem sie am anderen Ende ins Wasser geplumpst sind, mit einer Zange herauszufischen – einige andere Kinder tun es ihm begeistert gleich.
Nur ein älterer Herr schaut etwas skeptisch. Leo Cater ist Rentner, er fährt mit seiner Gattin mit dem Wohnmobil gerne übers Wochenende in die Ortenau auf einen Spargelhof.

„Ich brauche so etwas wirklich nicht“, sagt er schließlich und muss dann schelmisch lachen. „Ich habe meine eigene Spargelschälmaschine immer dabei. Mit der bin ich seit vielen Jahren verheiratet.“ Sagt er und zeigt auf seine Frau, die über diesen zugegeben chauvinistisch anmutenden Witz ebenfalls lachen kann.
Und wie steht‘s jetzt um mein Verhältnis zur Technik?
Zwei Tage später bin ich wieder in dem Supermarkt. Wochenendeinkauf steht an. Da wandert zwischen Anfang April und Mitte Juni obligatorisch auch das eine oder andere Kilogramm Spargel in den Einkaufswagen. Ich gebe an dieser Stelle offen zu und verneige mich demütig vor den Erfindern dieser Maschine: Mit großer Freude nutze ich das von mir anfangs so belächelte Gerät und nehme als Grundlage für ein leckeres Spargelcremesüpple auch noch zwei Hände voll Schalen mit. Und siehe da: Ein paar Tage später stehe ich im Laden eines Obst- und Gemüsehofs in Stockach. Und wen treffe ich auch dort? Die Spargelschälmaschine! Sie sind auf dem Vormarsch, die Geräte.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Rückenschmerzen oder Ananas-Pizza fallen in die Kategorie: „Dinge, die es nicht geben sollte.“ Spargelschälmaschinen gehören ganz gewiss nicht dazu. Vielleicht sollte ich mich auch mal mit einem Thermomix beschäftigen.