Na, wer erinnert sich noch an das wahrscheinlich erste türkische Restaurant in Konstanz? Richtig: die Kommode in der Bahnhofstraße. In den 80er-Jahren gaben sich hier Schüler und Studenten die Klinke in die Hand. Als nächstes kamen Sedir und Eumel hinzu, die immer noch existieren, während die Kommode längst Geschichte ist – wie inzwischen leider auch das türkische Restaurant Radieschen.
Das Tolle an türkischen Restaurants: Man weiß eigentlich immer, was man bekommt. Leckere, grundsolide Gerichte – Börek, Lahmacun, Pide, Kebap, Köfte, Saç oder Nudeln mit allerlei satt machenden oder gesunden Zutaten wie Wurst, Käse, Sahnesauce, Spinat, Gurke oder Salat. Wer raffinierte und verspielte Küche erwartet, der ist hier falsch. Und das weiß eigentlich auch jeder – und trotzdem oder genau deswegen sind die türkischen Restaurants so beliebt.
- Der Modus: Seit vielen Jahren besuche ich regelmäßig die vielen türkischen Restaurants in Konstanz. Diverse Klassiker wie Börek, Lahmacun, Pide, Nudeln oder Salate habe ich für diesen Test ausgesucht und miteinander verglichen. Beim Hincooker-Test waren die Gastgeber nicht über meinen Besuch informiert und hatten daher auch nicht die Möglichkeit, mir etwas anderes zuzubereiten als den übrigen Gästen.
- Die Bewertung: Das Wichtigste ist natürlich der Geschmack. Frische, Präsentation, Regionalität und nicht zuletzt die Gastfreundschaft spielen ebenfalls wichtige Rollen. Die Einschätzung ist rein subjektiv und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gesamtbild ergibt die Endnote, als Maximalnote gibt es fünf Fladenbrote.
Das Defne in der Theodor-Heuß-Straße

Seit 1997 serviert das Defne in der Theodor-Heuß-Straße türkisches Essen uns ist seither zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Um 17.30 Uhr kommen Familien mit Kindern zum Essen. Gegen 20 Uhr werden diese abgelöst von Studenten und Pärchen ohne Nachwuchs. Und ab 22 Uhr wird das Defne zum Treffpunkt vieler Vereinssportler, die nach dem Training zu Hasan Caliskan kommen, um sich bei Villa Doluca Wein, Weizen, Börek, Nudeln oder Pizza die eben abgearbeiteten Kalorien wieder zurückzuholen.
Oft sind fast alle Tische reserviert. Jeder will ins Defne. Die Preise sind fair, die Positionen groß, der Service sehr freundlich – und fast immer kommt Chef Hasan persönlich an den Tisch und wechselt ein paar Worte mit seinen Gästen. Das Wichtigste: Egal, was man bei Hasan und seinem Chefkoch Taskin Mahmut bestellt – alles ist lecker. Guter Ratschlag: unbedingt einen Tisch reservieren. Denn, wie gesagt: Ins Defne will jeder.
- Hincooker-Fazit: Das Defne besitzt längst Kultstatus. Glücklicherweise ließ sich Hasan Caliskan, der zuvor eine Boutique führte, 1997 vom gelernten Koch Taskin Mahmut dazu überreden, mit ihm das Defne aufzumachen. Sehr leckere Speisen, Teig für Brot und Taschen selbst gebacken, Gemüse und Salat frisch und regional, Fleisch frisch und nicht tiefgefroren, Preise sehr gut.
- Bewertung: 5 von 5 Fladenbroten
Gaststätte Waldheim im Salesianerweg

2010 übernahmen Leyla und Turkay Kokal das Restaurant Waldheim. Aus einem italienischen wurde ein türkisches Restaurant. „Wir behandeln jeden Gast wie ein Familienmitglied“, sagt die Chefin des Hauses. „Die Arbeit bereitet uns riesigen Spaß.“ Diesen Spaß merkt man der gesamten Familie jederzeit an. Neben dem Ehepaar helfen ihre Kinder Erdem (13), Arda (17), Ediz (22) und Anil (29) regelmäßig im Restaurant mit.

Das Waldheim ist keine Vereinsgaststätte im eigentlichen Sinne – obwohl es seit Jahrzehnten diesen Ruf hat. „Klar, vor unsere Haustüre finden Fußballspiele statt“, erzählt Leyla Kokal, „doch das bringt uns nicht viele Gäste ins Restaurant. Da verkaufen wir vielleicht Bratwürste oder ein paar Bier. Doch unsere Stammgäste haben nichts mit dem Fußball zu tun.“
Den Teig für Pizza, Börek oder Brot macht Turkay Kokal selbst, Salat oder Gemüse kommt, wann immer möglich, aus der Region. Auch das Fleisch ist laut der Betreiber von hoher Qualität. „Wäre das nicht so, würden die Gäste irgendwann nicht mehr kommen“, lautet ihr Credo. Macht Sinn. Fakt ist: Alles, was ich bisher im Waldheim gegessen habe, war lecker. Und satt macht es auch.
- Hincooker-Fazit: Das Waldheim hat eine lange, fast 100 Jahre dauernde Historie. Es beherbergte einst Vereine wie den Turnverein Bahnfrei, die Naturfreunde, den VfL und schließlich den FC Konstanz. Familie Kokal hat es seit 2010 geschafft, sich einen Namen als sehr gute, freundliche und liebenswerte Gastgeber zu machen. Das Essen ist klassisch türkisch: reichhaltig, satt machend und absolut lecker. Hier fühlt man sich sofort zuhause und kommt gerne wieder. Noch hat es nicht den Status des Defne, daher auch der kleine Punktabzug – aber vielleicht kommt das ja noch.
- Bewertung: 4,5 von 5 Fladenbroten
Das Beyzade in der Zogelmannstraße

Seit 2018 betreibt Ali Hizar das Restaurant Beyzade in Konstanz. Beyzade bedeutet übersetzt: „Junger Herr, junger Adeliger“. Und so ähnlich fühlt man sich hier bereits ab dem Moment, in dem Kovan Ali den Gast willkommen heißt und an den Tisch führt: wie König Kunde.

Die Küche ist hervorragend, das Interieur modern, gepflegt und einladend. Neben den türkischen Klassikern finden sich auf der Karte beispielsweise auch Steaks vom heißen Stein oder diverse Fischgerichte. Hier dürfte jeder etwas finden. Auch vegetarische oder vegane Gerichte gibt es. „Wir verstehen uns als gut sortiertes Restaurant, nicht als Imbiss“, erklärt Kovan Ali.

- Hincooker-Fazit: Das Beyzade macht glücklich: Der Gast wird herzlich bedient, der Service gibt nützliche kulinarische Tipps, die Karte ist top sortiert, das Essen schmeckt vorzüglich. Das Brot wird zwar nicht selbst im Haus gebacken – aber es kommt vom eigenen Spezialitätenladen um die Ecke. Der geringe Punktabzug begründet sich so wie beim Waldheim: Das Defne steht über den anderen und das muss sich irgendwie bemerkbar machen.
- Bewertung: 4,5 von 5 Fladenbroten.
Das Restaurant Entengraben in Litzelstetten

Günaydin Duran, oder einfach nur der Duran, wie ihn alle nennen, ist ein herzensguter und freundlicher Gastwirt, der jeden mit einem Lächeln begrüßt und (fast) jeden mit einem Raki verabschiedet. Dazwischen legt er wert auf leckeres Essen aus seiner Heimat und ein paar Farbtupfer aus seiner Wahlheimat: So finden sich neben den türkischen Klassikern auch mal ein Putengeschnetzeltes oder ein Jägerschnitzel auf der Karte. Zweifelsohne aber gehören Sac, Börek, Nudeln, Pizza oder tolle Vorspeisenvariationen zu Durans Stärken.
Die Gaststätte Entengraben ist wegen der Lage im Konstanzer Vorort nach wir vor ein Geheimtipp. Großartig sind die beiden Terrassen. Kinder kann man hier problemlos laufen lassen: Spielgeräte, ein Beachvolleyballplatz, eine Wiese sowie der Hartplatz stehen zur Verfügung, wenn hier nicht gerade Training einer Mannschaft des SV Litzelstetten ansteht.
- Hincooker-Fazit: Groß war die Freude im Jahr 2008, als bekannt wurde: Günaydin Duran übernimmt die Vereinsgaststätte des SV Litzelstetten am Entengraben. Der ehemalige Koch vom Konstanzer Radieschen und das schön gelegene Gebäude mit den tollen Terrassen – das konnte nur gut gehen. Und es ging gut. Kontinuierlich entwickelte der 50-Jährige sich und seine Küche weiter. Heute betreibt er in meinen Augen eines der türkischen Top-Restaurants in Konstanz und Umgebung, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht. Lediglich das eher unspektakuläre und rustikale Interieur, um es vorsichtig auszudrücken, führt zu einem Punktabzug.
- Bewertung: 4 von 5 Fladenbroten
Das Selin am Münsterplatz

Viele Jahre erlebte der Konstanzer Münsterplatz neben dem riesigen Gotteshaus im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein. Mittlerweile hat sich diese Ecke herausgeputzt und ist längst zu einem Treffpunkt für Touristen und Einheimische geworden. Hier sitzt man unter anderem im türkischen Restaurant Selin.

„Seit 30 Jahren bereiten wir alle Gerichte selbst und nach den Rezepten unserer Heimat zu“, sagt Geschäftsführer Selcuk Kantar, der selbst hinter der Theke arbeitet und die Servicekräfte mit Getränken für die Tische im Innen- und Außenbereich versorgt. Nach seinen Aussagen sind die meisten Produkte regional – je nach Jahreszeit. Der Teig für Börek, Brot, Teigtaschen oder Pizza ist hausgemacht. Und das schmeckt man.

Wer aufgrund einer Zöliakie glutenfrei essen muss, ist im Selin bestens aufgehoben: Die Gerichte sind vorbildlich nach Allergenen ausgezeichnet, der Service ist vom Fach und kann den Gast gut beraten.
- Hincooker-Fazit: Von den Top-5-Restaurants ist das Selin das teuerste – was auch an der exklusiven Lage direkt am Münster mit dem sehr schönen Außenbereich mit Großstadtflair liegt. Die Qualität des Essens ist sehr gut. Man schmeckt die frische Zubereitung, das Sesam-Fladenbrot ist superknusprig und zu jedem Gang erhält man einen Korb davon. Familie Kantar und Team sind sehr gastfreundschaftlich und man fühlt sich gut aufgehoben. Den geringen Punktabzug gibt es wegen des höheren Preises – was jedoch nicht mit der Qualität der Speisen zu tun hat, die ist nämlich sehr gut.
- Bewertung: 4 von 5 Fladenbroten