Auch fünf Tage nach der Festnahme des Pistolenräubers von Oppenau sind noch viele Fragen zu seinem Verbleib nach seiner Flucht und den Umständen seiner Ergreifung am vergangenen Freitag offen. Wie und wo brachte der 31-Jährige die fünf Tage zwischen Sonntag und seiner Festnahme in einem Gebüsch im Oppenauer Ortsteil Ramsbach am Freitagnachmittag zu? Wie konnte er unsichtbar bleiben, während Hunderte von Polizisten Tag und Nacht am Boden und aus der Luft suchten? Hatte er Unterstützung und Helfer aus der Bevölkerung? Ergab er sich oder setzte er sich bei seiner Festnahme zur Wehr? Und vor allem: Wie gefährlich war Yves Rausch, der nach der Entwaffnung von vier Polizisten am Sonntag deren Dienstwaffen sowie eine Schreckschusspistole bei sich hatte, wirklich für die Bevölkerung und die Beamten?

Von den Beamten gibt es bisher kaum Antworten

Auf all diese Fragen gibt es noch keine Antworten. Am Mittwoch wollen Polizei und Staatsanwaltschaft Offenburg zwar in einer Pressemitteilung weitere Puzzlestücke zu dem bislang noch höchst unvollständigen Bild des spektakulären Falls bekanntgeben – aber die nahe liegenden Fragen dürften auch damit noch nicht beantwortet werden.

„Wie der Zugriff genau abgelaufen ist, werden wir aus polizeitaktischen Erwägungen heraus sicher nicht bekannt geben“, kündigt Kai Stoffregen, Pressesprecher der Offenburger Staatsanwaltschaft, bereits am Vortag an. Kräfte eines Sondereinsatzkommandos (SEK) hatten Yves Rausch am Freitagnachmittag gestellt und überwältigt. Dabei wurden der 31-jährige Gesuchte sowie ein ein SEK-Beamter leicht verletzt.

Wie die Verletzungen entstanden, ob sich der 31-Jährige gewehrt hat, ob er ansprechbar und letztlich einsichtig war – all das verrät die Polizei nicht. Der Grund: SEK-Einsatztaktik wird grundsätzlich nicht öffentlich gemacht. Nur so viel sagt Stoffregen: „Er hat sich nicht freiwillig gestellt, daher ist der SEK-Zugriff erfolgt.“

Spekulationen gibt es auch weiter darüber, welche reale Gefahr tatsächlich während der fünftägigen Flucht von dem schwer bewaffneten Mann für die Bevölkerung und die Beamten ausging. In der Bevölkerung von Oppenau, wo Yves Rausch vielen bekannt war, gab es widersprüchliche Aussagen dazu. Sie reichten von „völlig harmlos“ bis hin zur Einschätzung „dem traue ich alles zu“. Die Polizei war zunächst ebenfalls von einer starken Gefährdungslage ausgegangen, hatte aber diese Einschätzung nach fünf Tagen Flucht und kurz vor der Ergreifung überraschend geändert.

Reinhard Renter, Polizeipräsident von Offenburg, hielt den Gesuchten zunächst für gefährlich.
Reinhard Renter, Polizeipräsident von Offenburg, hielt den Gesuchten zunächst für gefährlich. | Bild: Philipp von Ditfurth

Dies sei aufgrund der Einschätzung von Polizeiexperten erfolgt, begründet am Dienstag Karen Stürzel, Leiterin der Offenburger Polizeipressestelle, den Kurswechsel. An diesem Mittwoch soll darüber informiert werden, ob und wie sich der 31-Jährige inzwischen selbst zu Tat und Flucht geäußert hat.

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