Margarete Schmollinger-Brenner hat ein spezielles Hobby. In ihrer Freizeit pflegt die pensionierte Lehrerin Gräber. Für zwei Ruhestätten auf dem Ravensburger Hauptfriedhof hat sie zusammen mit ihrem Mann Hans die Patenschaft übernommen. Sie ist Grabpatin.
Grabpaten pflegen ehrenamtlich Gräber auf dem Friedhof
So nennen Kommunen in Deutschland Menschen, die sich ehrenamtlich um erhaltenswerte Gräber kümmern, die nicht mehr gepflegt werden können oder bei denen die Nutzungsrechte ausgelaufen sind.
Normalerweise werden Gräber nach 25 Jahren aufgelöst, doch viele der Gedenkstätte stehen, so wie in Ravensburg, unter Denkmalschutz. Manche Stätten sind auch bedeutend für die Stadtgeschichte, weil bekannte Persönlichkeiten darin liegen.

„800 Gräber stehen bei uns unter Denkmalschutz“, sagt Michael Bayah, der sich um die Friedhofsverwaltung in Ravensburg kümmert. „Und es werden immer mehr.“ 150 Ehrenamtliche seien bisher zu Grabpaten geworden.
2019 hat sich Margarete Schmollinger-Brenner zum Dienst gemeldet. „Ich war schon immer von Friedhöfen fasziniert“, sagt die 67-Jährige. Sie sei als Kind schon viel auf dem Friedhof gewesen. Als kleines Mädchen habe sie in Balingen in der Nähe von einem gewohnt.
Mit ihrem Mann habe sie hin und wieder im Urlaub Friedhöfe besucht – um zu schauen, was für Leute mal dort gelebt haben. „Die Vergangenheit hat mich schon immer interessiert“, sagt sie.
Grabpatin kümmert sich um Familiengräber in Ravensburg
Der Gedanke, dass Gräber verschwinden und man damit auch ein Stück Geschichte verliert, habe sie dazu bewogen, Grabpatin zu werden. Sie kümmert sich um zwei Familiengräber, in denen insgesamt fünf Menschen bestattet sind.
Im Sommer besucht sie bis zu zwei Mal die Woche den Friedhof. Die Gräber nennt sie ihren „kleinen Garten“. Bei der Bepflanzungen könne sie kreativ sein. „Mir macht das Spaß.“ Die Arbeit sei simpel.
„Man muss Unkraut und Laub entfernen oder Zweige, die aufs Grab gefallen sind wegräumen“, sagt Schmollinger-Brenner. Dabei helfe ihr oft ihr Mann.

Man lerne auch viele Menschen durch das Ehrenamt kennen. „Ich habe zum Beispiel eine andere Grabpatin kennengelernt“, sagt sie. Es sei ein guter Austausch möglich. „Ich finde es ganz kommunikativ.“ Die Arbeit wolle sie so lange mit ihrem 71 Jahre alten Mann machen, wie es möglich sei.
Dass sie womöglich ihr eigenes Grab pflegt, stört die 67-Jährige nicht. Als Grabpatin hat sie das Recht, selbst mal in der Grabstätte bestattet zu werden. Als letzte Ruhestelle kann sich Schmollinger-Brenner das für sich auch gut vorstellen. „Ich finde den Friedhof schön, ich mag die Lage der Gräber“, sagt sie.
„Viele Menschen schieben das Thema zur Seite, ich nicht.“ Es sei eben Teil des Lebens und dieses Plätzchen sei vielleicht einmal das letzte Plätzchen auf dieser Welt für sie. (dpa)