Die grün-schwarze Regierung will beim Windkraftausbau ihren Ankündigungen nun endlich auch Taten folgen lassen. „Wir haben die ersten potenziellen Staatswaldflächen, auf denen Windräder entstehen sollen, identifiziert“, sagt Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung.

Insgesamt geht es um einen Umfang von rund 1900 Hektar. „Wir werden die Flächen noch im Oktober in einem Angebotsverfahren veröffentlichen. Dann können sich interessierte Unternehmen bewerben“, erklärt Hauk.

Ausgewählt wurden fünf Standorte: Das größte Areal befindet sich im Altdorfer Wald im Kreis Ravensburg. Dort können auf einer Fläche von etwa 1370 Hektar Windräder im Staatswald gebaut werden – das ist gut ein Zehntel der gesamten Fläche des Waldes. Diese Auswahl ist nicht ohne Konfliktpotenzial: Wegen eines möglichen Kiesabbaus in dem Areal gab es im Frühjahr und Sommer massive Proteste – dabei ging es nur um eine Fläche von zehn Hektar.

Die weiteren Standorte: Am Berg Blauen am Westrand des südlichen Schwarzwaldes (Kreis Lörrach) werden rund 200 Hektar ausgeschrieben, in Lichtenstein im Kreis Reutlingen sind es etwa 120. Hinzu kommen rund 110 Hektar Staatswald in Sulz (Kreis Rottweil) und etwa 70 Hektar in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg).

1000 Windanlagen sollen im Land entstehen

Grüne und CDU haben sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit in Baden-Württemberg bis zu 1000 neue Windkraftanlagen gebaut werden können. Geplant ist, dass mindestens die Hälfte der Anlagen im Staatswald errichtet werden sollen. Der Staatswald hat eine Fläche von mehr als 300.000 Hektar – und damit ist das Land selbst der größte Waldbesitzer in Baden-Württemberg. Mit rund 1,4 Millionen Hektar sind 39 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt.

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In den vergangenen Jahren geriet der Ausbau der Windenergie im Südwesten ins Stocken. 2020 gingen nur zwölf neue Anlagen in Betrieb. 2019 waren es mit fünf neuen Windrädern noch weniger, 2018 mit 35 etwas mehr. Damit pendelten sich die Zahlen über mehrere Jahre hinweg auf einem sehr niedrigen Niveau ein. Zum Vergleich: In den Jahren 2016 und 207 gingen im Südwesten zusammen 147 Windkraftanlagen in Betrieb. Insgesamt stehen in Baden-Württemberg aktuell rund 750 Windräder, die eine Leistung von mehr als 1650 Megawatt liefern.

Anfang 2022 sollen weitere Flächen dazu kommen

Auf den jetzt vom Land ausgewiesenen Staatswald-Flächen sollen bis zu 90 neue Windenergieanlagen entstehen, erklärt Hauk. „Die tatsächliche Anzahl steht jedoch erst nach Abschluss der jeweiligen immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren fest“, so der CDU-Politiker. Hauk sagt zudem, weitere Flächen des Staatswaldes sollen „zeitnah identifiziert und spätestens Anfang 2022 auf dem Markt angeboten werden“.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte zuletzt mehrfach erklärt, er wolle für mehr Tempo beim Windkraftausbau sorgen. Derzeit dauert es noch sechs bis sieben Jahre, bis ein Windpark entsteht. Ziel müsse es sein, diesen Zeitraum zu halbieren, kündigte Kretschmann an. Neben den langsamen Verfahren weist Hauk auch immer wieder daraufhin, dass der Artenschutz der Errichtung neuer Windkraftanlagen nicht im Weg stehen dürfe. Im Umweltministerium heißt es hingegen, man dürfe den Artenschutz nicht gegen den Klimaschutz ausspielen.

2021 hat sich die Lage zumindest im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Laut Umweltministerium gingen im Land bis zum 30. September 24 neue Anlagen in Betrieb.