Der vorherige Tatort aus dem Schwarzwald hat seinen besonderen Anspruch schon im Titel verdeutlicht: „Ich hab im Traum geweinet“ war ein Fasnachts-Krimi, der an den eigenen Ambitionen zerschellt ist. Jetzt, im sechsten Fall für Franziska Tobler und Friedemann Berg (Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner), geht es wieder um eine handelsübliche Tätersuche: Nach einem feuchtfröhlichen Weinfest wird eine Radiomoderatorin (Victoria Trauttmansdorff) während ihres Heimwegs durch die Weinberge betäubt und vergewaltigt.
Sie kann sich zwar an nichts erinnern, doch der Täter hat DNS-Spuren hinterlassen. Ein freiwilliger Massen-Gentest bleibt ohne Ergebnis. Trotzdem kann das Freiburger Duo den Kreis der potenziellen Täter schließlich auf drei Kandidaten eingrenzen; aber alle weigern sich, eine Speicheprobe abzugeben.
Drei Männer, ein Verdacht
Weil das Drehbuch von Nicole Armbruster die drei Männer früh einführt, bezieht der Film seine Spannung ganz klassisch aus der Frage, wer die Tat begangen hat. Der eigentliche Reiz liegt jedoch in der Sympathieverteilung, was prompt eine gewisse Vorverurteilung zur Folge hat, wenn auch nicht durch die Ermittler, sondern durch die Zuschauer: Victor Baumann (Roman Knižka) ist vor Jahren schon mal zu Unrecht beschuldigt worden, eine Frau sexuell belästigt zu haben; das hätte damals beinahe sein Leben zerstört.
Klaus Kleinert (Fabian Busch) ist alleinerziehender Vater, hadert seit dem Tod seiner Frau mit dem Schicksal und schwebt in ständiger Gefahr, seine kleine Tochter zu verlieren. Der dritte Kandidat ist ein Streifenpolizist (Marek Harloff), der keine Lust hat, mit den Kollegen von der Kripo zu kooperieren und sogar beleidigend wird.
Umstrittener Aspekt
Viele Filme verderben den Couch-Kriminalisten schon mit der Besetzung die Freude am Mitraten, weil es zum Beispiel nur einen namhaften Gastdarsteller gibt. Diesen typischen Fehler hat der SWR vermieden. Die Schauspieler sind im Gegenteil sehr geschickt ausgewählt, selbst wenn Marek Harloff allzu offensiv als Verdächtiger von Dienst präsentiert wird; aber sogar der Polizist darf seiner mangelnden Impulskontrolle zum Trotz positive Seiten zeigen.
Die Tätersuche ist jedoch nur die eine Seite des Drehbuchs. Die andere gilt einem umstrittenen Aspekt der DNS-Auswertung: Es geht um die Frage, welche der Informationen, die bei einer Analyse gewonnen werden, tatsächlich polizeilich verwendet werden dürfen; schließlich lassen sich bei einem Gen-Test nicht nur Rückschlüsse aufs Geschlecht, sondern auch auf Haar-, Haut- und Augenfarbe sowie das Alter ziehen.
Dabei verliert der rund um Eichstetten am Kaiserstuhl gedrehte Film allerdings seinen sonstigen Fluss, weil die Handlung mehrmals stoppt, damit Tobler und Berg das Thema untereinander diskutieren können. Der Disput ist ohnehin müßig: Mittlerweile ist die erweiterte DNS-Analyse auch hierzulande gesetzlich verankert.