Jetzt also doch: Der Interessenverband Gäu-Neckar-Bodenseebahn will die von der Stadt Stuttgart und der Deutschen Bahn vorgebrachten „Fakten“, die eine mehrjährige Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen nach Sicht von Bahn und Stadt Stuttgart unabdingbar machen, von einem unabhängigen externen Gutachter überprüfen lassen. Dies beschloss der Verband in seiner jüngsten Sitzung.
Dabei ging es um die Frage, wie die Gäubahn auch während der mehrjährigen Bauzeit des Pfaffensteigtunnels bestmöglich an den Stuttgarter Hauptbahnhof angebunden werden kann.
Die Bahn hatte bei einem großen „Faktencheck“ Ende 2022 technische, die Stadt Stuttgart städtebauliche Aspekte dafür angeführt, warum es keine Möglichkeit für die Anbindung der Gäubahn über die Panoramabahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof über Ende 2025 hinaus gebe.
Fahrt soll umstiegsfrei bleiben
Die Möglichkeit, in Vaihingen auf die S-Bahn umzusteigen, sei von vielen Gäubahn-Anrainerkommunen aber als allenfalls zweitbeste Lösung angesehen worden, eine umstiegsfreie Fahrt aus dem Süden bis in die Stuttgarter Mitte dagegen war aus Sicht vieler Anlieger im Süden vorzuziehen.
„Der jetzige Schritt folgt logisch dem Faktencheck. Wir haben die Frage der externen Begutachtung im Faktencheck bewusst noch ausgeklammert, weil wir im ersten Schritt klären wollten, welche Varianten überhaupt übrig bleiben, und welche wir aus dem Rennen nehmen. Die Frage externer Begleitung wurde zurückgestellt“, sagte der Verbandsvorsitzende Guido Wolf dem SÜDKURIER auf Anfrage, was denn nun zu diesem Schritt geführt habe.
Nach dem Faktencheck seien andere Streckenführungen über Tübingen oder Renningen mit großer Mehrheit aus den weiteren Überlegungen herausgenommen worden. „Es blieb die von der Bahn ins Gespräch gebrachte S-Bahn-Verlängerung in den Süden. Und es blieb die direkte Panoramabahnanbindung“, so Wolf. Die S-Bahn-Variante werde derzeit von der Bahn untersucht, ein Ergebnis soll im März vorliegen.
Neutrale Prüfung nötig
„Die Frage der direkten Anbindung der Panoramabahn an den Hauptbahnhof Stuttgart, während der Bauphase Pfaffensteigtunnels bleibt offen. Die Ausführungen von DB und Stadt klingen nachvollziehbar. Aber eine unabhängige Plausibilitätsprüfung soll dazu beitragen, dass am Ende nicht das ‚Parteigutachten‘ steht, sondern die Bewertung des unabhängigen Dritten. In diesem Sinne entstand der Beschluss dazu mit großer Mehrheit und Sachlichkeit“, so Wolf weiter.
Der Interessenverband werden jetzt ein solches Gutachten in Auftrag geben und die Plausibilität der Ergebnisse des Faktenchecks überprüfen lassen. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg habe hierzu fachliche und finanzielle Unterstützung angeboten.
Zweiter Faktencheck war vorangegangen
Der ökologische Verkehrsclub VCD , der gemeinsam mit dem Fahrgastverband Pro Bahn und dem Landesnaturschutzverband (LNV) einen Gegen-Faktencheck zu Bahn und Stadt Stuttgart angestellt hatten und dabei zu gänzlich gegenteiligen Ergebnissen gekommen war, begrüßte die Ankündigung des Gäubahn-Interessenverbandes.
„Die bislang ab Sommer 2025 geplante Unterbrechung der Gäubahn verschlechtert für zwei Millionen Einwohner über viele Jahre die Eisenbahn-Verbindung zwischen der Landeshauptstadt und dem Süden des Landes, deshalb müssen die Gründe für diese Unterbrechung hieb- und stichfest sein“, erklärte der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb. Die Verbände hatten aufgrund der Zweifel an den von Stadt und Bahn vorgetragenen Gründe selbst eine solche unabhängige Begutachtung ins Spiel gebracht.