Großer Jubel beim SÜDKURIER-Team, viel Anerkennung aus der Medienbranche und ehrlicher Respekt aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Das prägte am Montagabend die Verleihung des Deutschen Lokaljournalistenpreises in Konstanz. Der SÜDKURIER hat dabei für seine Berichterstattung rund um die Corona-bedingte Grenzschließung im Jahr 2020 den ersten Hauptpreis erhalten.

Die Jury würdigte das Engagement am Bodensee und am Hochrhein als „Lokaljournalismus von Feinsten“. Ausgezeichnet wurden auch Journalistinnen und Journalisten von der „Hamburger Morgenpost“, vom „Hanauer Anzeiger“ und von der „Rheinischen Post“. Den gesamten Abend können sich die Nutzer von SÜDKURIER Online nochmals im Video ansehen.
Profilierte Redner treten für die Pressefreiheit ein
Der Festakt im Bodenseeforum Konstanz wurde dabei zu einer Feier der Freiheit. So hoben Norbert Lammert, der Vorsitzende der auslobenden Konrad-Adenauer-Stiftung, der frühere CDU-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder, die Jury-Vorsitzende Jana Klameth sowie SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz die Bedeutung der Pressefreiheit und der Regionalmedien für eine offene und demokratische Gesellschaft hervor.

Nie wieder soll es gesenkte Schlagbäume geben
Um Freiheit ging es aber auch in der Auseinandersetzung mit dem Thema, für die die SÜDKURIER-Redaktion geehrt wurde: Bauzäune und Barrieren, gesenkte Schlagbäume und gekappte Beziehungen soll es an der deutsch-Schweizer Grenze nie wieder geben – das war Konsens.
Norbert Lammert, der frühere Bundestagspräsident, bezeichnete die Lokalmedien als relevanten Teil des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Sie seien nicht zu unterschätzen, auch unter den verschärften Wettbewerbsbedingungen der Digitalisierung: „Mancher Lokalredakteur weiß Dinge, von denen Google nicht einmal eine Ahnung hat“, sagte Lammert – das zeichne den Lokaljournalismus aus, denn so mancher Hauptstadtkorrespondent habe diesen Vorsprung sicher nicht.

„Ohne Lokaljournalismus wäre Kommunalpolitik nicht funktionsfähig“, sagte der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt. Er sei „stolz“ dass der erste Preis nach Konstanz gegangen sei. „Dieser Bewertung der hervorragenden Arbeit der Redakation in dieser Krisenzeit schließe ich mich an“, erklärte Burchardt. Er erinnerte an die bittere Zeit der Grenzschließung und den schrecklichen Zaun durch die Doppelstadt Konstanz-Kreuzlingen.

Volker Kauder, der frühere Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, bezeichnete den Journalismus als umso wichtiger, als es im Internet inzwischen auch sehr viel „Schwarmunsinn“ gebe. Der Lokaljournalismus sei dabei eine „Königsdisziplin“ und beruhe auf hoher Glaubwürdigkeit. Dabei sei er besonders überprüfbar im Anspruch, die „Nahwelt“ und mithin die Realität abzubilden. Zugleich appellierte er an Verlage und Chefredaktionen, in journalistische Qualität zu investieren. Nur so sei Zukunft möglich, denn: „Der Journalismus muss Weisheit von Dummheit trennen“.

Jury-Vorsitzende Jana Klameth erinnerte an die Aufgabe gerade der lokalen Medien, die unter Pandemiebedingungen unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet hatten. 354 Bewerbungen hatte die Jury vorliegen, und bereits die Anzahl sei beeindruckend gewesen. Die Journalisten müssten aber weiter die berechtigten Forderung der Leser erfüllen. Eine davon sei es, nicht nur Politiker-Meinungen zu transportieren, sondern diese auch kritisch zu hinterfragen. Wie eben im Fall der rückblickend als maßlos empfundenen Grenzschließung.

SÜDKURIER-Chefredakteur Stefan Lutz bekannte, er sei „stolz wie Bolle“ auf sein Team und hob hervor, wie viele Kolleginnen und Kollegen aus ganz unterschiedlichen Berufen ausgezeichnet wurden. Er erinnerte an die gravierenden Einschränkungen durch die Grenzschließung. Damit griff er auf, was die Redakteure Marcel Jud und Monika Olheide von ihren Recherchen beiderseits der Grenze erlebt hatten. Lutz sagte unter großem Beifall: „Eine geschlossene Grenze mitten in Europa, das ist ein Riesen-Mist“ und erklärte, warum die beispiellose Situation „eine Sternstunde für den Journalismus“ geschaffen habe. Zugleich appellierte er, auch lokale Politik müsse die Rolle und den Wert des freien Journalismus respektieren und fördern.

Der wichtigste Preis für lokale und regionale Medien
Der Deutsche Lokaljournalistenpreis gilt als wichtigste Auszeichnung ihrer Art für lokale und regionale Medien. Er wird seit 1980 verliehen und steht für die Überzeugung, dass die Demokratie im Kleinen beginnt und dass eine professionelle journalistische Begleitung des Lebens vor Ort für jede Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist. In der von Partei- und anderen Interessen unabhängige Jury sind profilierte Journalisten und Kommunalpolitiker vertreten. Der SÜDKURIER wurde nach 2011 schon zum zweiten Mal ausgezeichnet – das ist bisher nur sieben anderen Zeitungen gelungen.
Die Redaktion als Verbündeter der Leserinnen und Leser
Mit dem SÜDKURIER und den anderen Preisträgern feierten am Montagabend zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Damit würdigten sie die Leistung des Teams mit Standorten zwischen Friedrichshafen und Bad Säckingen, die von der Jury so beschrieben wurde: „Die Redaktion verstand sich als Verbündeter der Leserinnen und Leser, nahm sich der alltäglichen Sorgen und Nöte an, beantwortete drängende Fragen, lieferte Service, ging der Frage nach, ob diese Grenzschließungen überhaupt rechtens sind, und sie reflektierte auch die nicht immer störungsfreien Beziehungen zwischen den Einwohnern beiderseits der Grenze.“

Das letzte Stück Freiheit fehlt noch immer
Auf ein Miteinander ohne Zäune und Barrieren hofften mit dem Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt auch Vertreter der Schweizer Grenzstädte Kreuzlingen und Konstanz.

Und diese Zuversicht zog sich dann auch durch den Umgang mit dem Thema hinter dem Thema: Die Feier am Montag musste noch mit beschränkter Gästezahl und unter strenger Einhaltung von Corona-Regeln über die Bühne gehen. Aber bald, so war es immer wieder zu hören, sind auch die letzten Stücke Freiheit wieder hergestellt – und nicht hoffentlich nur die Grenzschließung Geschichte.
