Das Land Baden-Württemberg hat weitere sechs Standorte im Staatswald für den Bau von Windkraftanlagen festgelegt. Dies geht aus einer internen Aufstellung aus dem Stuttgarter Landwirtschaftsministerium hervor, die dem SÜDKURIER vorliegt. Agrarminister Peter Hauk (CDU) will das Kabinett in der Sitzung am Dienstagvormittag in einem mündlichen Bericht über die Pläne informieren. Ein möglicher neuer Standort befindet sich auch im Kreis Konstanz, zwei im Kreis Waldshut.

In der zweiten Runde will das Land im Februar insgesamt rund 900 Hektar an Staatswaldflächen für neue Windkraftanlagen ausschreiben. Das Landwirtschaftsministerium geht davon aus, dass auf der Gesamtfläche bis zu 40 neue Windräder entstehen können.

Alleine im Enzkreis befinden sich drei der vom Land ausgewählten Areale: etwa 360 Hektar auf der Gemarkung der Gemeinde Neuenbürg, rund 138 Hektar in Mühlacker und etwa 80 Hektar in Remchingen. Hinzu kommen rund 240 Hektar in den Kommunen Grafenhausen und Bonndorf im Kreis Waldshut, etwa 50 Hektar in Eberbach im Rhein-Neckar-Kreis sowie rund 32 Hektar in Öhningen im Kreis Konstanz. Ob die Anlagen in allen Fällen artenschutzrechtlich genehmigt werden und sich Investoren finden, die die Anlagen errichten, ist damit aber noch nicht gesagt.

Zweite Runde im Windkraftausbau

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte das Land die ersten fünf Standorte für Windräder in der Staatswaldfläche festgelegt. In der ersten Runde wurde eine Fläche von rund 1900 Hektar ausgeschrieben, auf der laut Kalkulationen bis zu 90 Anlagen gebaut werden sollen. Zentral in der ersten Ausschreibung war ein 1370-Hektar-Areal im Altdorfer Wald (Kreis Ravensburg). Die Fläche gilt als umstritten. Vor Ort gab es bereits massiven Widerstand gegen den Kiesabbau in der Region und den damit verbundenen Rodungen. Weitere Standorte der ersten Ausschreibung befinden sich in den Kreisen Lörrach, Rottweil und nochmals im Kreis Ravensburg.

Grüne und CDU haben sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, in Baden-Württemberg die Voraussetzungen zu schaffen für den Bau von 1000 neuen Windkraftanlagen. Mindestens die Hälfte davon soll im Staatswald entstehen, so die Pläne. Dieser hat eine Fläche von mehr als 300.000 Hektar. Damit ist das Land Baden-Württemberg im Südwesten der größte Waldbesitzer. Mit rund 1,4 Millionen Hektar sind rund 39 Prozent der Fläche des Landes mit Wald bedeckt.

Leichte Erholung bei Anlagenbau

In den vergangenen Jahren ist der Ausbau der Windkraft ins Stocken geraten. In den Jahren 2016 und 2017 wurden in Baden-Württemberg zusammen noch 143 neue Anlagen gebaut. Danach kam der Absturz. Tiefpunkt war das Jahr 2019 mit nur fünf neuen Windrädern zischen Konstanz und Wertheim. In den vergangenen beiden Jahren stieg die Zahl dann wieder leicht an – 2021 sind aber im Südwesten auch nur 28 neue Anlagen gebaut worden.

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Für das Land ist der Ausbau der Windkraft mit Blick auf den Klimawandel und den Umstieg auf die regenerativen Energien ein zentrales Vorhaben. In Regierungskreisen heißt es, gerade die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt mit steigenden Preisen zeige, dass hier an Tempo zugelegt werden müsse. Der Ausbau der Windkraft ist Teil des Klimaschutz-Sofortprogramms von Grün-Schwarz.

Große Nachfrage nach Flächen

Für die rund 1900 Hektar, die in der ersten Runde im Staatswald ausgeschrieben worden sind, haben laut einer regierungsinternenen Auflistung bereits 42 Anbieter insgesamt 134 Angebote für den Bau von Anlagen abgegeben. In Zukunft sollen die Ausschreibungen verstetigt werden, damit die landeseigene Forst BW die Flächen im Staatswald ausschreiben kann, sobald diese als mögliche Windkraftstandorte festgelegt worden sind.

Zuletzt erhöhte die CDU innerhalb der Regierung den Druck und forderte deutlich mehr Tempo beim Windkraftausbau. Die Fraktion der Christdemokraten im Landtag erklärte, der Zeitraum zwischen Planungsbeginn und Fertigstellung einer Windkraftanlage dürfe nicht länger sein als ein Jahr. Aktuell beträgt die Zeitspanne rund sechs bis sieben Jahre. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte zuletzt, das Ziel müsse es zunächst sein, die gesamte Zeitspanne zu halbieren.

Auf den Vorstoß der CDU regierte der grüne Koalitionspartner offen. Es sei zu begrüßen, dass die CDU hier mehr Tempo machen wolle. Man sei auf das Konzept gespannt, mit dem die Pläne umgesetzt werden sollen.