Stand-up-Paddling (SUP) gehört zu den am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt. Und auch den Bodensee erkunden immer mehr Menschen auf einem Brett stehend und mit einem Paddel in der Hand. Das Problem: Mit der Anzahl der Stehpaddler steigt auch die Zahl der Unfälle.

„Sie unterschätzen häufig die Gefahren am Bodensee“, erklärt Armin Förster, Pressesprecher des für die Wasserschutzpolizei zuständigen Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen. Es handle sich dabei um keinen einfachen Baggersee, stattdessen müssen Sportler auf dem Wasser etwa mit Wind und Strömungen rechnen, die zum Teil zum Verhängnis werden können.

Eine separate Statistik, die die genaue Anzahl der Unfälle mit Stehpaddlern erfasst, führt das Polizeipräsidium nicht. Allerdings berichtet Marc Dietrich, einer der Einsatzleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bezirk Bodenseekreis, von jährlich etwa zwei bis drei Fällen im Bereich zwischen Kressbronn und Sipplingen. Auch Dietrich ist überzeugt, dass die Gefahren unterschätzt werden. Zudem kennen seiner Meinung nach viele Stand-up-Paddler die Regeln nicht, die am Bodensee gelten.

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Weste am besten auch im Flachwasserbereich tragen

Wie Thomas Biller von der Wasserschutzpolizeistation Konstanz erklärt, verlangt die Bodensee-Schifffahrtsordnung, dass Paddler Rettungswesten dabei haben, sobald sie mehr als 300 Meter vom Ufer entfernt sind. Davon, dass sie getragen werden müssen, steht in der Ordnung aber nichts.

Weil ein SUP-Brett allerdings sehr schnell kippen kann und dann keine Zeit mehr bleibt, die Rettungsweste auch anzulegen, rät Marc Dietrich: „Man sollte die natürlich auch anhaben.“ Laut Dietrich übrigens unabhängig von der 300-Meter-Zone: „Ertrinken kann ich auch im Flachwasserbereich“, warnt er. Viele Stand-up-Paddler tragen Marc Dietrichs Erfahrung nach aber gar keine Rettungsweste.

Insbesondere Kinder sollten in jedem Bereich des Sees entsprechend ausgestattet und geschützt werden – am besten ebenfalls mit Rettungswesten. Schwimmflügel sind laut Armin Förster dagegen weniger geeignet, da sie die Kinder beim Klettern auf das Brett behindern. Allerdings reichen sie rein rechtlich innerhalb der 300-Meter-Zone dennoch als Schutz aus.

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Gefahren drohen zu jeder Jahreszeit

Im Sommer, wenn der Körper auf dem SUP-Brett von der Sonne aufgeheizt wird, könne ein Fall ins Wasser dramatische Folgen haben: Weil das Wasser sehr viel kühler sei, belaste das den Herz-Kreislauf, zudem können Muskeln plötzlich verkrampfen – auch die Atemmuskulatur. Die Folge sei unter Umständen Ertrinken. „Das geht sehr schnell“, so Marc Dietrich.

Die Balance auf einem SUP-Brett zu halten ist alles andere als leicht.
Die Balance auf einem SUP-Brett zu halten ist alles andere als leicht. | Bild: Oliver Hanser

Aber auch in den anderen Jahreszeiten seien Rettungswesten wichtig. Im Herbst oder Frühjahr seien Stand-up-Paddler auf dem See unterwegs, obwohl das Wasser dann sehr kalt sei. „Da ist die Ertrinkungsgefahr sehr hoch“, sagt Dietrich. Außerdem machen es die Rettungswesten den Einsatzkräften, etwa von der DLRG, leichter, die verunglückten Personen zu finden, da sie nicht untergehen, sondern gut sichtbar auf dem Wasser treiben.

Halteleine verhindert Abtreiben des Bretts

Und sowohl DLRG als auch Polizei raten noch zu weiteren Maßnahmen, die Stand-up-Paddlern unter Umständen das Leben retten können. Thomas Biller empfiehlt Stehpaddlern, eine spezielle Halteleine zu verwenden, die das SUP-Brett mit dem Bein des Paddlers verbindet.

Fällt man ins Wasser, verhindert die Leine, dass das Brett abgetrieben wird und ermöglicht es dem Paddler, sich daran festzuhalten. „Das Brett an sich ist ja schon ein Rettungsmittel“, erklärt Biller. Dem stimmt auch Marc Dietrich zu. Und er mahnt Stand-up-Paddler, nicht in die Schifffahrtsrinnen zu fahren. Im Winter sollte laut Thomas Biller außerdem unbedingt ein Neopren-Anzug getragen werden.

Kontaktdaten helfen Einsatzkräften

Eine weitere Regel, an die sich Stand-up-Paddler halten müssen, schützt zwar nicht vor dem Ertrinken, hilft dafür aber den Einsatzkräften, nicht unnötig Zeit und Arbeitskraft einzusetzen: Wie Thomas Biller erklärt, müssen an den SUP-Brettern die Kontaktdaten des Eigentümers abgebracht werden.

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Der Grund: Wird ein herrenloses Brett gefunden, muss das nicht sofort auf einen Unfall hindeuten. Stattdessen könnte das Brett auch am Strand oder auf einem Boot abgelegt worden und ins Wasser gefallen oder getrieben sein. Um das herauszufinden, müssen die Einsatzkräfte den Inhaber kontaktieren können und gegebenenfalls eine Suche auslösen.

Zudem müssen bei Dunkelheit an SUP-Brettern sogenannte Nachtbezeichnungen angebracht werden, wie das Polizeipräsidium Einsatz mitteilt. Dabei handelt es sich um Rundumlichter, über die auch Boote verfügen müssen.