In Sachen Energie heißt es in diesem Winter: sparen, sparen, sparen. Strom und Gas sind teuer wie nie und so wurde auch das Thema Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr plötzlich zur moralischen Frage. Wie viel Adventsstimmung kann und will sich eine Gemeinde in Zeiten von Energiekrise und Inflation leisten? Zwischen Sparkurs und weihnachtlichem Lichtermeer gehen die Kommunen in der Region sehr unterschiedliche Wege, wie unser Überblick zeigt.
Weihnachtsbeleuchtung im Kreis Konstanz: zwischen Reduzierung und komplettem Verzicht
Im Kreis Konstanz gehen die Meinungen zum Thema Weihnachtsbeleuchtung auseinander. Nach einer langen An-Aus-Debatte konnten sich in Konstanz die Stadtverwaltung, die MTK sowie die Händler darauf einigen, dass die Innenstadt auch in diesem Jahr erleuchtet wird. Ein Stück heile Welt – allerdings in abgespeckter Form: Die Lichter werden um 16.30 Uhr an- und um 22 Uhr wieder ausgeschaltet und in der Niederburg hängen weniger Sterne als sonst.

Ähnlich sieht es in Singen aus: Ganz auf die Weihnachtsbeleuchtung verzichten wollte man auch hier nicht, aber der Lichterglanz wurde deutlich reduziert. Die Innenstadt ist in diesem Jahr nur noch zwischen 16 und 22 Uhr beleuchtet und im Singener Süden hängt nur die Hälfte der üblichen Menge an Weihnachtssternen.
Dass auch Radolfzell nicht vollkommen auf die alljährliche Weihnachtsbeleuchtung verzichtet, begründet OB Simon Gröger mit der emotionalen Komponente der Dekoration: „Wir haben das Thema mit den Kirchen diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Beleuchtung emotional wichtig ist und Hoffnung spendet.“ Durch eine deutliche Reduzierung sollen jedoch auch in Radolfzell rund 50 Prozent der Kosten eingespart werden.

Dunkel bleibt der Advent hingegen in Eigeltingen und Stockach. Wie der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz bereits im Oktober erklärte, wäre es aus seiner Sicht nicht zu verantworten, dass die Bürger zum Energiesparen aufgerufen werden, während die Stadt ihre übliche Weihnachtsbeleuchtung im gewohnten Rahmen aufhänge.
Weihnachtsbeleuchtung im Bodenseekreis: LED-Lichter sollen Kosten senken
Im Bodenseekreis ist man sich beim Thema Weihnachtsbeleuchtung weitgehend einig: Sie gehört einfach zum Advent und soll auch in diesem Jahr nicht der Krise zum Opfer fallen.
Sparen will die Stadt Friedrichshafen trotzdem, indem die Beleuchtung nur noch vier Stunden täglich angeschaltet ist. „Es ist uns wichtig, den Menschen Anlass zur Freude zu geben und Licht ist dabei sehr wichtig“, sagt Stadtmarketing-Geschäftsführer Thomas Goldschmidt.

So handhaben es auch Überlingen und Markdorf: Die Beleuchtungszeit ist in diesem Jahr verkürzt und auf die Abendstunden beschränkt. Außerdem kommt den Kommunen in diesem Jahr zugute, dass sie bereits in den vergangenen Jahren auf stromsparende LED-Lichter umgerüstet haben. Das macht einen riesigen Unterschied im Verbrauch, wie die Überlinger Stadtverwaltung vorrechnet. So benötige die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr nur noch etwa 1,7 Prozent des Energiebedarfs von 2013 und erspare folglich rund 98 Prozent der damaligen Kosten.

Weihnachtsbeleuchtung im Schwarzwald: Sparsame LED-Lämpchen und Aufschrei der Einzelhändler
In Villingen zieren 30 Weihnachtsbäume die Innenstadt im Advent, in Schwenningen sind es sieben. Dabei setzt die Stadt auf umweltfreundliche und kostengünstige LED-Lämpchen.
In Königsfeld leuchten die bekannten Herrnhuter Sterne trotz Energiekrise – allerdings wurde die Beleuchtungszeit auf sechseinhalb Stunden täglich reduziert.

Einen Aufschrei verursachte das Thema Weihnachtslichter in Donaueschingen, denn der Kompromiss, den die Stadt beschlossen hatte, gefiel den Einzelhändlern so gar nicht: Die Beleuchtung, die sowieso das ganze Jahr an den Bäumen hängt, soll erstrahlen. Die Sterne und alles, was zusätzlich aufgehängt wird, bleiben in diesem Jahr im Lager der Technischen Dienste. Nach einigem Hin und Her kam die Lösung schließlich von Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock: Es sollte nur die halbe Beleuchtung geben, dafür wird das eingesparte Geld in eine neue LED-Beleuchtung investiert, um künftig weniger Energie zu verbrauchen.

Weihnachtsbeleuchtung am Hochrhein: Mammutbaum darf leuchten – gezahlt wird aber privat
Die Stadt Rheinfelden wollte eigentlich ganz auf öffentliche Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Der Mammutbaum an der Eichsler Galluskirche, der als höchster freistehender Weihnachtsbaum Deutschlands gilt, darf beleuchtet werden – allerdings kürzer als sonst. Dafür müssen nicht nur die Kosten von einer privaten Initiative getragen werden, sondern auch die Stromquelle muss aus privater Hand kommen.

Auch die Stadt Waldshut-Tiengen hat die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung an die Energiekrise angepasst. Es werden stromsparende LED-Lampen verwendet und die Beleuchtungszeit wurde auf neun Stunden täglich reduziert.
„Einsparen ja, abschalten nein!“ heißt es in diesem Jahr auch in Bad Säckingen. Die Lichterketten leuchten deshalb über die Weihnachtszeit nun zeitlich begrenzt und gespart werden soll zudem an kleineren Weihnachtsbäumen.