Deutschlands größter Freizeitpark im Krisenmodus: Seit zwei Jahren leidet der Europa-Park in Rust bei Freiburg, wie andere auch, unter der Corona-Pandemie mit Zwangsschließungen und staatlich verordneten Besucherbeschränkungen. Hinzu kamen zuletzt eine Rassismusdebatte um eine der ältesten Attraktionen in dem 1975 gegründeten Park sowie Streit um einen der größten Sponsoren.
Europa-Park Rust startet am 26. März in die Saison
Nun setzt der Vergnügungspark auf Aufbruch und Neuanfang. Start der diesjährigen Sommersaison ist am 26. März. Doch schon an diesem Wochenende beendet der Europa-Park die Winterpause und öffnet erstmals zu einem „Pre-Opening Weekend“ die Türen.

„Die vergangenen zwei Jahre waren bitter. Wir lassen sie nun hinter uns und schauen zuversichtlich nach vorn“, sagt Roland Mack. Der 72-Jährige ist Gründer und Inhaber des Europa-Parks. Noch gleicht das 95 Hektar große Vergnügungsareal einer Baustelle, die Vorbereitungen für den Saisonstart laufen. Investiert werde in die diesjährige Sommersaison ein zweistelliger Millionenhöhe, erklärt Mack. Das sei ein gutes Zeichen.
In den vergangenen zwei Jahren sei es vor allem darum gegangen, Verluste einzudämmen und Liquidität zu sichern, erläutert Betriebsleiter Volker Klaiber. Nun werde für den Ausbau der Freizeit- und Vergnügungsangebote wieder Geld ausgegeben, der Park arbeite an seiner Expansion. Erweitert wird derzeit unter anderem der im November 2019 eröffnete Wasserpark „Rulantica“.
Gebaut wird auch an der neuen und spektakulären Großachterbahn „Big Dipper“. Sie soll im kommenden Jahr eröffnet werden – gemeinsam mit Kroatien als 16. europäischem Themenbereich.
„Dschungel-Floßfahrt“ geriet stark in die Kritik
In diesem Jahr geht es bei neuen Attraktionen beschaulicher und familienfreundlich zu. Im Mittelpunkt steht die Attraktion „Dschungel-Floßfahrt“, die es in dem Park seit 1979 gibt. Die gemütliche Expeditionstour per Floß hatte bislang den Kontinent Afrika zum Thema. Doch sie war, vor allem in sozialen Netzwerken, zunehmend und öffentlichkeitswirksam in die Kritik geraten, der Europa-Park geriet in die Defensive. Schwarze Ureinwohner, weiße Kolonialherren – dem Park wurde vorgeworfen, Menschen mit dunkler Hautfarbe klischeehaft und nicht mehr zeitgemäß darzustellen sowie überholte Rollenbilder aus der Zeit des Kolonialismus zu verwenden.
Nun hat der Park die Notbremse gezogen. Die umstrittene „Dschungel-Floßfahrt“ wurde umgestaltet. Statt Afrika ist jetzt Österreich das Motiv. „Josefinas kaiserliche Zauberreise“, so der neue Name, erinnert mit Walzer und Wasserfontänen an die österreichische Kaiserzeit. 54 Fontänen, die bis zu 40 Meter hoch sind, klassische Musik sowie Figuren von Prinzessinnen und Kaisern prägen das Bild.
Auch zwei neue Restaurants geplant
Hinzu kommen neue Shows, Paraden, Kinofilme und Virtual-Reality-Angebote. Zudem sollen im Laufe des Jahres zwei weitere Restaurants sowie weitere Hotelsuiten. Schon jetzt ist der Europa-Park Deutschlands größtes zusammenhängendes Hotelressort, so der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, kurz Dehoga.
Kurzfristig umgestaltet wurde das Design der 2009 eröffnete Looping-Achterbahn „Blue Fire“. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine trennte sich der Europa-Park von seinen langjährigen Sponsoren, dem russischen Staatskonzern Gazprom und Nord Stream 2. Der Betreiber der russisch-deutschen Erdgasleitung hatte die Achterbahn sowie einen Showroom zur Ostsee-Unterwasserwelt gesponsert und war dafür in Schriftzügen an Bahn und Gebäuden namentlich erwähnt worden.
Mit dem Ende der Zusammenarbeit nach knapp 13 Jahren wurden die Schriftzüge und entsprechenden Werbetafeln entfernt. Bleiben soll trotz des Krieges der Themenbereich Russland. Er kommt ohne Sponsor aus – und hat russische Tradition und Kultur zum Thema.
Europa-Park in Rust setzt wieder auf Wachstum
Wirtschaftlich setzt der als Familienunternehmen geführte Europa-Park wieder auf Wachstum: In der Geschichte des Parks ging es immer nach oben. Jahr für Jahr verzeichnete er mehr Attraktionen, mehr Besucher, mehr Umsatz. Nach Disney in Paris ist Rust der besucherstärkste Freizeitpark in Europa.
Doch Corona ließ seit März 2020 das Geschäft einbrechen. Mack hofft, dass die mit dem Virus verbundenen Einschränkungen bald ein Ende haben und wieder mehr Besucher kommen. Nach zwei Jahren Corona und nun auch angesichts des Ukraine-Kriegs wünschten sich die Menschen Abwechslung und Abstand zum Alltag. Davon profitiere die Freizeitindustrie. Hygiene- und Abstandsregeln sollen trotz Corona für Sicherheit sorgen.

„Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr wieder die Zahlen des Jahres 2019 zu erreichen, als wir mehr als 5,7 Millionen Menschen im Park empfangen haben“, sagt Mack. Zusammen mit dem zum Unternehmen gehörenden Wasserpark „Rulantica“ könnten es sogar sechs Millionen Besucher werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es wegen den monatelangen Schließungen während der Corona-Pandemie rund 3,5 Millionen Besucher im Park. Mehr als 100 Millionen Euro Umsatz entgingen dem Park nach eigenen Angaben durch die Schließung.
Im ersten Corona-Jahr 2020 waren es mit etwa 2,4 Millionen Besuchern noch weniger Gäste gewesen. Stets treue Besucher seien Kurzurlauber und Tagesausflügler aus dem Südwesten, freut sich Mack – aus dem Schwarzwald, der Baar und vom Bodensee. Sie seien unter den Gästen das Rückgrat des Freizeitparks.